Besitzer verklagt Tierklinik120.000-Euro-Pferd stirbt nach Blasen-OP

rappe

So wie dieser Artgenosse tobte auch „Franco“ gerne über seine Weide. Dann wurde ein Blasenstein dem Rappen zum Verhängnis.

Bonn – Der Haustierarzt hatte bereits Schlimmes vermutet, in einer Pferdeklinik im Bonner Umland bestätigte sich der Verdacht: Wallach „Franco“ quälte ein Blasenstein. Schnell war klar: Der Hannoveraner (7) muss operiert werden. Schon länger hatte er Blut im Urin, der Stein war knapp fünf Zentimeter groß.

Besitzer wollten schonende Behandlung

Rieke L. (23, Namen geändert), die das 120.000 Euro teure Dressurpferd von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte, sowie der Eigentümer waren sich einig: Ihr Rappe sollte so schonend wie möglich operiert werden.

Problem: Für einen endoskopischen Eingriff mit Zerschießen des Steins fehlte der Klinik das Gerät. Es ließ sich auch über den Hersteller nicht zeitnah besorgen. So entschieden sich die Veterinäre für eine Operation mit kleinen Schnitten – in Absprache mit den Eignern, wie sie betonen.

Komplikationen bei der OP

Nach dem Eingriff gab es nämlich Ärger, der jetzt auch das Landgericht beschäftigt (AZ 9 O 185/16): Während der Behandlung hatten die Tierärzte auf die noch größere Lösung umschwenken müssen: Beim Packen war der Blasenstein zerbröselt. Um alle Bruckstücke rausholen zu können, hatte „Francos“ Bauch doch großflächig aufgeschnitten werden müssen.

Doch obwohl die Veterinäre laut Gutachter alles richtig machten, noch einmal nachoperierten, starb „Franco“ fünf Tage nach der ersten OP.

Pferdebesitzer will Schadensersatz

120.000 Euro Schadensersatz wollte Bernd L. daraufhin von der Klinik. Er sei nicht ausreichend über die Risiken aufgeklärt worden, es seien Behandlungsfehler passiert.

Das könne er nicht bestätigen, so der Sachverständige. Weder bei der Aufklärung, noch der ersten OP oder beim Rettungsversuch könne er Fehler entdecken. Dass „Francos“ Nähte sich teilweise öffneten, es Probleme bei der Wundheilung gab, sei schicksalhaft.

Gutachter: Pferd war nichts mehr wert

Und abgesehen davon: Der Gutachter stellte klar, dass der Rappe mit Bestätigung der Diagnose praktisch keinen Wert mehr hatte. Für ein Tier mit Blasenstein fände sich niemals ein Käufer, betonte der Experte. Vielmehr hätte der Wert „ein negatives Vorzeichen“, weil mit immensen Folgekosten zu rechnen sei.

Behandlungskosten nicht bezahlt

Das wollte L. natürlich nicht hören. Er weigerte sich, sich mit der Klinik gütlich zu einigen. Die hat ihrerseits noch Forderungen gegen ihn: Die 5583 Euro für „Francos“ Behandlung hat L. nie bezahlt.

Besitzer lehnt Vergleich ab, Urteil Ende November

Obwohl die Kammer klar signalisierte, dass L. nach der „eindeutigen Beweisaufnahme“ nichts bekommen, wohl aber zu berappen haben wird, wollte er auf einen Vergleich, 2000 Euro zu zahlen, nicht eingehen. Ende November will die Kammer ein wenig überraschendes Urteil sprechen.