RheinaueZoff um Gänse-Invasion aus Afrika und Nordamerika
Bonn – In Formation watscheln die Gänse durch die Rheinaue – die ist schon längst ihr Revier. Aber noch nie waren es so viele. Mehr als 170 Feder-Tiere sind laut Stadt hier zuhause. Gänse-Invasion in der Rheinaue!
Ob Graugans, Kanadagans oder Nilgans – die Tiere dominieren das Bild an den Seen. Sie hinterlassen ihren Kot auf den Wiesen, einige greifen sogar Passanten an. Besonders die Nilgans gilt als ziemlich aggressiv. Sie habe sich zuletzt explosionsartig vermehrt, sagt NABU-Bonn-Vorstand Alexander Heyd (46). „Die Tiere sind dabei, Europa zu erobern.“
Deshalb können laut Landesjagdgesetz Nil-, Kanada- und Graugänse von Mitte Juli bis Ende Januar bejagt werden.Wie, werden die Feder-Tiere jetzt etwa mitten in der Stadt abgeschossen? Bonner Tierfreunde können aufatmen: In der Stadt, also auch in der Rheinaue, würden keine Gänse geschossen, erklärt Markus Schmitz vom Presseamt.
„Bestand der Tiere nicht bedroht”
Ausnahme seien schwer kranke Tiere. NRW-weit boomt die Gänse-Jagd dafür. 2014/2015 wurden 7753 Nilgänse geschossen. Acht Jahre zuvor waren es noch 1659.#
Für Gerhard Thomas (67) vom Landesjagdverband NRW ist der Abschuss der Gänse „dringend notwendig“. Er verweist auf den Dreck in den Parks und Schäden in der Landwirtschaft. „Der Bestand der Tiere ist in keinster Weise bedroht. Darum spricht nichts dagegen, sie zu schießen und zu essen“, so Thomas.
Gänse-Invasion aus Afrika und Nordamerika
NABU und BUND widersprechen. „Die Jagd richtet keinen Schaden an. Die Gänse sind nur lebende Zielscheiben“, sagt Alexander Heyd. Holger Sticht (44), NRW-Landesvorsitzender des BUND: „Durch die Gänse sind keine Probleme für einheimische Arten erkennbar. Sie werden nur getötet, weil man meint, sie reduzieren zu müssen. Das funktioniert aber nicht – es werden sogar mehr, obwohl mehr geschossen werden.
Heyd weiß, dass man gegen die Gänse-Invasion aus Afrika und Nordamerika nichts mehr machen kann: „Wir brauchen sie hier nicht, aber jetzt ist es zu spät.“ Dieses Problem gebe es überall auf der Welt. Und es gefährde die Arten-Vielfalt.