Bonner verlor Eltern und Bruder„So schloss ich Frieden mit dem Todesfahrer“
Bonn/Schleiden – Er ist für andere da, wenn das Schicksal zuschlägt. Im Frühjahr 2015 wurde Notfallseelsorger Albrecht „Albi“ Roebke (49) selbst zum Opfer: Ein schrecklicher Unfall riss zunächst Mutter Christa und Vater Wolfgang (beide 75), nach ein paar Tagen Klinik auch Bruder Uli (44) aus dem Leben. Jetzt stand der Unfallfahrer vor Gericht – und fand statt Wut und Hass Verständnis und Vergebung.
Unfallursache bleibt unklar
Wie es genau zu dem tragischen Unfall auf der B 51 kommen konnte, ließ sich auch vor Gericht nicht klären. Udo N. (53, Name geändert) hatte weder getrunken noch fuhr er zu schnell, als er mit drei Kindern (alle 6) unterwegs war zum Camping.
Freispruch für den Unfallfahrer
Trotzdem kam es in Höhe Blankenheim zu dem fatalen Frontalzusammenstoß. Christa Roebke, die den Citroën des Paars fuhr, hatte keine Chance auszuweichen. Fahrlässige Tötung warf die Staatsanwaltschaft dem Kölner vor. Doch am Ende des Prozesses wurde Udo N. freigesprochen.
„Er ist kein Täter“
„Das war für mich genau die richtige Entscheidung“, so Albi Roebke zum EXPRESS. „Er ist Teil dieser Tragödie und kein Täter.“ Mit dem Angeklagten hatte der Bonner am Prozessrand „netten“ Kontakt. Die Männer unterhielten sich vor dem Schleidener Amtsgericht, rauchten: „Das war angenehm und unpathetisch.“
„Verurteilung hätte mich noch mehr belastet“
Strafrecht tauge nicht zur Aufarbeitung solcher Schicksalsschläge, meint der evangelische Pfarrer. „Für mich ist es eine Tragödie und ich habe nichts davon, wenn noch mehr Leid dabei herauskommt. Wäre er verurteilt worden, hätte mich das noch mehr belastet.“ Er habe gemerkt, wie sehr der Unfall Udo N. zugesetzt habe: „Er ist bestraft genug.“
Der Kölner habe ihm erzählt, wie wichtig es ihm sei, sich dem Strafprozess zu stellen, so der Notfallseelsorger: „Er wollte meinen Eltern und meinem Bruder so Ehre erweisen.“
Bonner hat seinen Frieden mit der Tragödie gemacht
Der Prozess hat auch Albi Roebke Frieden gegeben: „Ich weiß jetzt, er war nicht betrunken, nicht zu schnell. Es war kein vermeidbarer Fehler, sondern Schicksal. Ich gehe befriedet aus dieser Geschichte raus. Mit einer Strafe wäre sie noch nicht zu Ende, so ist sie jetzt abgeschlossen. Ich bin ganz sicher, dass meine Eltern und mein Bruder es auch so gesehen hätten.“
(exfo)