Lebenstraum für BonnOscar-Preisträger will Eventturm bauen – gegen alle Widerstände

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Horst Burbulla träumt vom Turm „Aire“ in der Bonner Rheinaue – auch wenn es noch einige Steine aus dem Weg zu räumen gilt.

von Stefan Schultz  (stz)

Bonn – Für ihn ist es DAS Projekt – sein Traum für Bonn. Oscar-Preisträger Horst Burbulla schenkt der Bundesstadt einen 220 Meter hohen Event-Tower mit einem sich drehenden Konzertsaal in 162 Meter Höhe.

  1. Bonner Unternehmer will gigantischen Eventtower bauen 
  2. Burbulla benötigt Unterschriften von der Bevölkerung
  3. Megaprojekt soll Steuerzahler nichts kosten

Noch ist es Zukunftsmusik, doch für seinen eisernen Willen und sein Durchhaltevermögen hat man ihn jetzt schon ausgezeichnet. Der Unternehmer bekommt den Bröckemännche-Preis 2021 des Bonner Medien-Clubs und befindet sich damit in illustrer Gesellschaft. Wir stellen ihn und sein ehrgeiziges Projekt auch mal allen Nicht-Bonnern vor.

Bonn: Burbulla will Turm am Rand der Rheinaue bauen

Seine Idee schmeckt nicht jedem – Burbullas Turmprojekt „Aire“ am Rande der Bonner Rheinaue. Gerade in der bönnschen Politik hält man sich mit Äußerungen zurück – oder verteufelt sie sogar.

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Der 162 Meter hohe Ver­an­stal­tungs­turm stünde un­mit­tel­bar am Rhein gleich neben dem Post-Tower.

Dabei würden für das 80 Millionen-Euro-Bauwerk dem Steuerzahler überhaupt keine Kosten entstehen – die würde Burbulla mit seiner Stiftung übernehmen. Der laufende Betrieb soll sich durch Besucher sowie durch Veranstaltungen und Vermietungen tragen.Knackpunkt ist und bleibt aber das Grundstück an der Rheinaue.

Ehemals in Bundesbesitz gehört es jetzt der Stadt – und hier geht’s natürlich dann doch ums liebe Geld. Zwischen Verwaltung und Burbulla gibt es unterschiedliche Sichtweisen, ob es wieder bebaut werden darf. Nach Auffassung der Stadt müsste sie zwölf Millionen Euro an den Bund zahlen – Burbulla verweist auf Pachtzahlungen im Laufe der nächsten 50 Jahre.

Bonner benötigt 10.000 Unterschriften

Und der Unternehmer lässt nicht locker, gibt nicht auf. Damit ihm die Stadt das Grundstück zur Verfügung stellt, hat er vor eineinhalb Jahren ein Bürgerbegehren gestartet. 10.000 Unterschriften benötigt er – und hat bislang schon 9000 gesammelt. Im Anschluss wäre der Bonner Stadtrat am Zuge – und sollte der dem Bürgerbegehren nicht folgen, käme es zu einem Bürgerentscheid.

Diese Hartnäckigkeit imponiert auch dem Bonner Medien-Club. Für den Vorsitzenden Dr. Andreas Archut legt Burbulla einen Grad an Eigenständigkeit an den Tag, der heute nur noch selten zu finden sei. Die Vision eines Eventturms mit Konzertsaal, Bar, Lobby, Restaurant und einer Aussichtsplattform mit Blick von Koblenz bis Bonn zeigt, wie man trotz aller Widerstände beharrlich an einem Projekt festhalten kann, den Mut zum Unkonventionellen haben und gegen den Strom schwimmen kann.

Bonn: Projekt als „wahnhaftes Vorhaben“?

„Für die einen ist das Aire-Projekt ein »wahnhaftes Vorhaben«, für die anderen ein »ambitioniertes Projekt«“, so Archut.

Burbulla träumt seinen Traum weiter – und freut sich über die hohe Auszeichnung: „Es ist eine Anerkennung für unser außergewöhnliches Aire-Projekt. Insbesondere in solchen seltsamen Tagen wie heute bin ich für diesen Preis dankbar. So viele Menschen, wie Musiker oder Schauspieler, stehen vor fast unlösbaren Herausforderungen.

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Ein gläserner Aufzug soll die Besucher nach oben transportieren. Dort erwartet sie dann ein perfekter Ausblick.

Sie können seit fast einem Jahr nicht mehr auftreten. Aber trotzdem denken wir alle mit Freude an Übermorgen. Ich möchte deshalb dem Medien-Club für diesen Preis, für diese Unterstützung danken und gern diese Ehre mit allen teilen, die schon jetzt mutig an einer großartigen Zukunft in Bonn arbeiten.“

Für die Zeit nach dem Lockdown verspricht Burbulla allen Interessierten, wieder seinen Showroom zu öffnen. In der Bonner Fürstenstraße können sich Skeptiker ein komplettes Bild der ambitionierten und ziemlich verrückten Bonner Idee machen.

Bonner wurde schon von Hollywood geehrt

Wenn Horst Burbulla etwas anfängt, dann auch richtig. Nicht umsonst bekam er 2005 in Hollywood einen Oscar überreicht. Seine Erfindung des Kamerakrans hat die Filmwelt revolutioniert. 1985 realisierte er mit Unterstützung der Filmstiftung NRW seinen ersten Spielfilm.

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Horst Burbulla hat schon einen Oscar gewonnen.

Im Verlauf der Dreharbeiten entwickelte er den Prototypen eines neuartigen Kamerakransystems mit Teleskop-Mechanismus, das 1988 erstmals in einer Hollywood-Produktion zum Einsatz kam. Seit 1990 fertigt Burbullas Unternehmen in Pilsen unterschiedliche Varianten des Systems unter dem Namen „Technocrane“ an.

Unzählige Produktionen nutzen Bonner Erfindung

Unzählige Film- und TV-Produktionen weltweit nutzen Burbullas Kamerakransystem, darunter waren Blockbuster wie „Avatar“, die „Harry Potter“-Verfilmungen, die „James Bond“-Reihe oder aktuell die „Herr der Ringe“-Serie von Amazon.

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Ein sich drehender Konzertsaal für 1100 Besucher über den Dächern von Bonn soll der Eventturm beherbergen.

Aber auch TV-Shows wie „Wer wird Millionär?“ oder die tägliche Nachrichtensendung „RTL Aktuell“ kommen nicht ohne Technocrane aus. „Den Oscar zu bekommen, war schon grandios. Für mich hat sich da ein Kreis geschlossen – von dem Möchtegern-Filmemacher, der ich ursprünglich einmal war – zu diesem legendären Filmpreis, den ich da entgegennehmen durfte.

Aber es macht auch demütig, denn an solchen Ereignissen erkennt man, dass das Leben nicht so perfekt geplant werden kann, wie man sich das manchmal gerne vorstellt. Man bekommt nicht unbedingt das, was man ursprünglich wollte. Aber dafür etwas anderes, was vielleicht genauso großartig ist. In diesem Fall war es das“, so Burbulla zum EXPRESS.

Das Bonner Bröckemännche

Namensgeber des Bröckemännche-Preises ist eine Sandsteinfigur an der Bonner Kennedybrücke, deren Miniaturausgabe jährlich als Preis verliehen wird. Das Bröckemännche wurde ursprünglich von den Bonnern am Beueler Brückenkopf der ersten Bonner Rheinbrücke installiert.

Es hält sein Hinterteil ins Rechtsrheinische – und streckt den Bewohnern die Zunge heraus. Hintergrund war die Tatsache, dass das damals noch unabhängige Beuel kurz vor der Fertigstellung der Brücke seine Beteiligung an den Baukosten zurückzog. Die Bonner hatten daher die gesamten Kosten zu tragen und setzten dem Beueler „Verrat“ mit dem Bröckemännche ein ganz besonderes Denkmal.

Bonn: Bröckemännche aus den Trümmern gerettet

Die Brücke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, das Bröckemännche konnte jedoch aus den Trümmern geborgen werden und erhielt in den 50er Jahren eine neue Ausrichtung als „Gruß“ an das mit Bonn um den Regierungssitz konkurrierende Frankfurt am Main.Es gibt Stimmen, die nach der Umzugsentscheidung des Deutschen Bundestags wiederum eine Neuausrichtung Richtung Nordosten befürworten. Dies ist jedoch nicht geschehen.

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Das Bröckemännche am Bonner Rheinufer

Der Bröckemännche-Preis des Bonner Medien-Clubs richtet sich an Menschen, die im Sinne der Symbolik des Sandstein-Männchens wirken: mutig, kritisch, ironisch, direkt. Zu den prominenten Preisträgern der 1999 erstmals vergebenen Auszeichnung gehören Unternehmer Dr. Hans Riegel (Haribo), Bundesminister a.D. Dr. Norbert Blüm und Beethovenfest-Intendantin Prof. Dr. Nike Wagner. Der letztjährige Preisträger war Ludwig van Beethoven, anlässlich seines 250. Geburtstags.

Im Rheinland geht es hoch hinaus

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