Dr. Jan Wynands (42), Plastischer Chirurg an der Bonner Uniklinik, hilft Verbrennungsopfern in Ostafrika. Er hat dort ein Zentrum für wiederherstellende Chirurgie aufgebaut.
Schlimme FälleBonner Arzt baut Klinik in Ostafrika – tagelanger Fußmarsch für eine Behandlung
Der Bonner Uniklinik-Arzt Dr. Jan Wynands (42) erfüllt sich einen Traum: ein für Ostafrika einzigartiges Zentrum für wiederherstellende Chirurgie. Dafür hat er, gemeinsam mit dem von ihm gegründeten Verein „ANDO modular aid“, eine Klinik in Jinja (Uganda) gebaut.
Anfang 2022 konnte sie nach dreijähriger Bauzeit in Betrieb genommen werden. Jetzt ist Wynands, Plastischer Chirurg am Universitätsklinikum Bonn, vom ersten chirurgischen Einsatz aus Uganda zurück.
Bonner Arzt: Wertvolles Equipment für neue Klinik in Jinja im Gepäck
Zehn Tage lang hat der 42-Jährige ein zehnköpfiges internationales Team in Kooperation mit Interplast Germany im „LAMU hospital – Jinja Centre for Reconstructive and Global Surgery“ Patienten und Patientinnen betreut und operiert. Im 240 Kilogramm schweren Gepäck hatte Wynands Nahtmaterial im Wert von 7000 Euro sowie chirurgische Instrumente dabei, die das Equipment der neuen Klinik in Jinja vervollständigten.
Etwa 120 Patienten und Patientinnen fanden sich in der 14 Kilometer von Jinja entfernten Klinik ein. 50 davon hatten einen Fußmarsch von bis zu drei Tagen hinter sich. Diejenigen, die noch weiter entfernt wohnten, wurden von den örtlichen Partnerorganisationen per Bus gebracht.
Zwei Tage lang untersuchte und screente das chirurgische Team mit Unterstützung von Übersetzern und Übersetzerinnen alle sehr genau.
„Wir müssen die ganze Krankengeschichte verstehen. Das ist die halbe Miete, denn man muss auch nein sagen können“, weiß Wynands, der regelmäßig für internationale Organisationen wie dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) und den Ärzten ohne Grenzen (MSF) in Kriegs- und Krisenregionen arbeitet. „Nur diejenigen werden operiert, bei denen dadurch eine Verbesserung gesichert ist.“
Dr. Wynands aus Bonn macht vielen Patienten in Ostafrika Hoffnung
So operierte das Team vier Tage von 8 bis 20 Uhr insgesamt 27 Patienten und Patientinnen. Darunter Opfer von Verbrennungen oder Säureattacken wie Jennifer, die sich schützend vor ihr Kind gestellt hatte. Mit einer aufwendigen Rekonstruktion des Nackens und Lösen des Kinns von der Brust konnte das internationale Team die Beweglichkeit ihres Kopfes wiederherstellen.
Roger, der ausgeraubt von den Tätern auf Bahnschienen gelegt wurde, war einer von sieben Patienten, die Stumpfbehandlungen brauchten. Denn aufgrund von schlecht durchgeführten Amputationen konnten die Prothesen nicht richtig halten.
„In einem ruhigen Gebiet in der Nachbarschaft von Krisenregionen – hier Südsudan, Somalia und Kongo – Notwendiges erkennen und anzubieten, ist ein Ansatz der Klinik“, erklärt Wynands. „Wir können so das Angebot machen, Chirurgen und Chirurginnen aus Krisengebieten hier vor Ort in Afrika fortzubilden.“
Bonner Arzt baut Klinik in Ostafrika auf: Austausch mit Kriegschirurgen
Ganz wichtig ist dem Bonner Mediziner dabei der Austausch mit besonders erfahrenen Kriegschirurgen wie sein Teamkollege Dr. Obady Kambale Vitswamba aus Goma, Demokratische Republik Kongo. Er ist Mitglied des von Wynands gegründeten East African Network for Plastic and Reconstructive Surgery (EAPRS) und plant, chirurgisches Personal aus Goma in Jinja selbst zu schulen.
Derzeit besteht die Klinik bei Jinja, der viertgrößten Stadt Ugandas nahe dem Austritt des Weißen Nils am Ufer des Viktoriasees, aus einer Station mit zwölf Betten, OP-Trakt, Labor, Apotheke und einem Kreißsaal. Zehn qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kümmern sich das ganze Jahr um gynäkologische Patientinnen und unterstützen werdende Mütter bei der Geburt.
Zudem sind punktuell im Jahr plastisch chirurgische Einsätze vorgesehen, die auch wie der jetzige zur Ausbildung genutzt werden. Nach Bedarf und Spendenlage kann die Klinik weiter ausgebaut werden.
Langfristiges Ziel von Wynands ist, dass die Klinik selbständig laufen kann. So ist die Kinderklinik, die er bereits in Ghana mit seinem Verein „ANDO – modular aid e. V.“ aufgebaut hat, bereits seit vier Jahren autonom. (iri)