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Zündelei zum StressabbauBonner Reinigungskraft steht nach Stadthaus-Brand vor Gericht

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Nachdem eine junge Putzkraft mit einer Zündelei einen Feueralarm im Bonner Stadthaus auslöste, musste sich der Mann vor dem Bonner Gericht verantworten.

Bonn – Vor einem Jahr musste zweimal das gesamte Stadthaus mit 1500 Mitarbeitern evakuiert und die halbe Innenstadt gesperrt werden. Innerhalb von fünf Tagen war zweimal Feueralarm im dritten Untergeschoss, unterhalb des Parkdecks, ausgelöst worden.

Sieben Tage später wurde ein 26-jähriger Mann festgenommen, der damals Mitarbeiter einer beauftragten Reinigungsfirma war und zum Putzen einen Zentralschlüssel besaß.

Putzkraft wegen versuchter Brandstiftung angeklagt

Angeklagt wurde der junge Putzmann ausschließlich wegen der versuchten Brandstiftung in einem Archivraum am 24. Oktober 2019 – der zweite Vorfall am 28. Oktober wurde, da nichts Gravierendes passiert war, nicht weiter verfolgt.

Die Motive des Täters blieben damals mysteriös, denn der Angeklagte hatte seine Tat zwar eingeräumt, aber über die Gründe bislang geschwiegen.

Angeklagter in Bonner Stadthaus-Brand gilt als schwerbehindert

Beim Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht legte der 26-jährige Angeklagte am Donnerstag (3. September) jetzt ein Geständnis ab und sprach über seine psychischen Nöte. An dem Tag, als er das Feuer legte, hätte er „großen Stress“ gehabt, erzählte der Angeklagte, der von Geburt an schwerhörig ist und damit auch zu 55 Prozent als schwerbehindert gilt.

An dem Tag hatte er einer Kollegin der Putzkolonne ein Versprechen gegeben, dass er wegen eines Gehaltsproblems mit seiner Chefin sprechen würde. Die Situation sei ihm allerdings so unangenehm gewesen, dass er damit heillos überfordert war.

Reinigungskraft wollte mit Zündelei in Bonner Stadthaus Stress abbauen

„Um Druck abzubauen“ sei er daraufhin ins dritte Unterdeck gefahren, habe den Archivraum aufgeschlossen, einen Aktenordner rausgeholt, eine Seite Papier angezündet und diese dann zurück ins Regal gestellt.

„Ich habe gedacht, das gäbe nur eine Kokelei, weil das Metallregale waren“, erklärte der Angeklagte. Auch sei ihm bewusst gewesen, wenn er den Archivraum nicht wieder verschlossen hätte, hätte er viele „Menschenleben gefährdet“– das habe er allerdings nie beabsichtigt.

Bonner Stadthaus-Brand sorgt für fünfstellige Schadenssumme

Tatsächlich breitete sich das Feuer schnell aus, verrußte den Raum komplett und ließ die Kunststoffhalterung einer Neonröhre an der Decke schmelzen. Ein größerer Schaden konnte jedoch verhindert werden, denn die Brandmelder sprangen sofort an und die Feuerwehr war mit 70 Einsatzkräften schnell vor Ort. Die Schadenssumme wird von der Stadt Bonn mit „fünfstellig“ angegeben.

Bonn: Brandstifter aus Stadthaus nach Festnahme in Klinik eingewiesen

Der 26-Jährige ist bereits wegen zahlreicher Brandstiftungen verurteilt. Beriets wenige Monate vor der Brandlegung im Stadthaus hatte er gerade eine zweieinhalbjährige Jugendstrafe abgesessen. In der Vergangenheit hatte der Angeklagte, der sich als Einzelgänger und immer gehänselt fühlte, wiederholt Autos in Brand gesetzt, einmal sogar einen LKW mit Anhänger.

In allen Fällen sei psychischer Druck, oder auch exzessiver Alkoholgenuss der Auslöser gewesen. Nach dem Anzünden habe er sich, wie auch nach dem Stadthausbrand, stets „ein bisschen erleichtert“ gefühlt.

Nach der Festnahme im Oktober wurde der Angeklagte sofort in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Auch darüber sei er erleichtert gewesen, erzählte sein Verteidiger. Mittlerweile sei sein Gesundheitszustand jedoch wieder stabil. (ucs)