De Maizière über AKO-ZeitKeiner konnte den Sex-Pater leiden
Bonn – Sein Vater nannte ihn „kleiner General“. Das wurde Thomas de Maizière (59) zwar nicht. Aber heute ist der CDU-Politiker deutscher Verteidigungsminister. Einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er in Bonn, denn sein Vater, Ulrich de Maizière, war Generalinspekteur der Bundeswehr.
Thomas de Maizière ging aufs Aloisiuskolleg (AKO) und hat an die Zeit nicht nur gute Erinnerungen. Das erzählt er in einem Interview mit Stefan Braun, der daraus das Buch „Damit der Staat dem Menschen dient“ gemacht hat.
Der Minister lobt zwar die „guten Lehrer und strengen, klaren Patres“. Aber mit Abscheu spricht er vom damaligen Schulleiter Ludger Stüper.
Der Pater, der 2010 gestorben ist, wurde des vielfachen Missbrauchs der Schüler beschuldigt. Thomas de Maizière blieb zwar von den Übergriffen des Schulleiters verschont. Doch er und seine Mitschüler hätten Stüper „immer abgelehnt“.
Als die Missbrauchsfälle am AKO 2010 publik wurden, habe er zunächst gedacht, dass das nicht wahr sein kann. Als dann aber der Name Stüper fiel, „da habe ich mir gedacht: Das passt eigentlich ins Bild“, sagt de Maizière in dem Interview. Er habe im Nachhinein nicht verstehen können, „dass so etwas über Jahrzehnte geht, ohne dass einer es an die Öffentlichkeit bringt“.
Der heute immer so korrekt wirkende Minister war übrigens zunächst alles andere als ein Musterschüler: Der junge Thomas hatte 16 Klassen-bucheinträge, nennt sich selbst im Nachhinein „einen faulen Schüler und wurde deshalb von den Eltern vom Nicolaus-Cusanus-Gymnasium abgemeldet und auf das als streng bekannte AKO geschickt.
„Dort wurde gnadenlos offengelegt, wer und was gut ist und wer nicht und warum“, erinnert er sich. Bei ihm hatte diese härtere Gangart Erfolg: Aus dem vormaligen Hallodri wurde ein strebsamer Schüler, der 1972 ein gutes Abitur auf dem AKO machte.
Nur eins bedauerte de Maizière zutiefst: Dass damals keine Mädchen an der Schule zugelassen waren.