Die amerikanische Folk-Punk-Band Dropkick Murphys spielte auf dem Kunstrasen in Bonn. Dabei saß auch die Tochter einer Folk-Legende im Publikum.
Dropkick Murphys in BonnBierduschen, fliegende Becher und ein ganz besonderer Gast
Ein wunderbarer Sommerabend, viel Bier und Instrumente wie Dudelsack, Akkordeon, Mundharmonika, Banjo und Tin Whistle. Diese herrliche Atmosphäre entstand am Freitagabend (11. August 2023) beim Konzert der Folk-Punk-Rocker Dropkick Murphys samt den Anheizern von The Scratch auf dem Kunstrasen in Bonn.
Die US-Truppe begnügt sich nicht nur damit, schon hundertfach gehörten bierseligen Irish Folk zu präsentieren. Bei den „Murphys“ geht es etwas wilder (und auch sehr politisch) zur Sache. Schon ab dem ersten Song flogen die – teils noch gefüllten – Bierbecher durch die Luft und dazu wurde im Moshpit getanzt.
Dropkick Murphys: Ärger über Lautstärke-Begrenzung
„Wir kommen seit 1997 nach Deutschland“, sagte Sänger Ken Casey (54). „Und ihr habt uns immer wie Familienmitglieder behandelt, mit Respekt und Freundlichkeit. Dafür lieben wir euch, dass wir so viele Jahre unserer Karriere damit verbringen konnten, für euch zu spielen.“ Während beispielsweise Pogues-Sänger Shane MacGowan (65) immer eine ganze Batterie alkoholischer Getränke am Mikrofon stehen hatte, griff der frühere Bassist doch lieber zu einer der fünf Wasserflaschen.
Keine Frage, die Band aus Boston genießt in Deutschland einen großen Fan-Anhang, räumte auch jüngst wieder auf dem Open-Air in Wacken ab. Nur eins stieß dem Frontmann dann doch sauer auf: die peniblen Gesetze. Dass die Party nicht in der ansonsten für sie üblichen Lautstärke abgehen durfte, nervte Casey. Wegen des klagefreudigen Anwohners in Beuel muss die Dezibel-Grenze in der Rheinaue genau eingehalten werden. Und so fehlten dem Frontmann ein paar Prozent bis zur totalen Ekstase.
Dafür war der Abend in Bonn aus einem anderen Grund ein ganz besonderer. Vor dem Auftritt schaute Nora Guthrie (73) hinter der Bühne vorbei. Sie ist die Tochter des gewerkschaftsnahen Lyrikers und Songwriters Woodrow „Woody“ Wilson Guthrie (†55). Diese Ikone US-amerikanischer Folkmusik inspirierte die Dropkick Murphys zu zahlreichen Titeln.
Im Jahr 2004 fand die Band in Woodys Archiven einen unveröffentlichten Text mit dem Titel „Shipping Up To Boston“, der anschließend zu einem ihrer größten Hits wurde. Auch aus Guthries Feder stammte der Song „Gotta Get To Peekskill“, einer der zwei vom neuesten Album „Okemah Rising“, den es am Freitag zu hören gab.
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Dieses Lied wurde von Casey noch einmal mit eindringlichen Worten eingeleitet, dass alle aufmerksam sein müssten, um den aufkeimenden Rechtsruck die Stirn zu bieten. Nora Guthrie applaudierte im VIP-Bereich begeistert. Der „Murphys“-Album-Titel „This Machine Still Kills Fascists“ war an den Slogan angelehnt, den Guthrie einst als Reaktion auf Hitler-Deutschland und den Zweiten Weltkrieg auf seine Gitarre gemalt hatte.
Dropkick Murphys: Sänger Al Barr fehlt weiterhin, Ken Casey übernimmt
Neben den Songs mit ernstem Hintergrund gab es auf dem Kunstrasen auch wie gewohnt genug Party-Potential. Aus dem Anti-Kriegslied „Johnny I hardly knew ye“ haben die Höhner 2007 ihren „Festpiraten“-Song „Mir kumme met alle Mann vorbei“ gemacht. Die klassischen Hymnen wie „The Boys Are Back“, „Blood“ oder „Rose Tattoo“ gab es ebenso zu hören wie eine Folk-Punk-Version der Hymne „You’ll Never Walk Alone“ und „The Fields of Athenry“.
Eingefleischte Fans vermissten weiterhin Sänger Al Barr (54), der schon länger fehlt, weil er seine pflegebedürftige Mutter zuhause betreut. Doch auch so wurde es vor 4300 Fans ein wunderbarer Folk-Abend mit sehr ernsten Zwischentönen.