Verkaufsverbot130.000 Paletten Silvesterböller holt Weco zurück ins Lager
Eitorf – Am Mittwoch, 16. Dezember geht das Land in den nächsten Lockdown – und das kurz vor Weihnachten und dem Jahreswechsel.
Für die Politik die einzige Chance, die Corona-Krise wieder in den Griff zu bekommen. Und was die Länderchefs und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag beschlossen haben, dürfte einem Unternehmen in der Bonner Region überhaupt nicht schmecken: das Böllerverkaufsverbot.
Weco-Chef Thomas Schreiber, der auch Vorsitzender des Pyro-Verbandes ist, zeigt sich geschockt und fordert finanzielle Hilfen für die Branche, um Insolvenzen zu verhindern.
„Das gestern ausgesprochene Verkaufsverbot trifft unser Unternehmen sowie die gesamte Branche hart, im Zweifel droht nun die Insolvenz des gesamten Wirtschaftszweigs. Wir fordern den vollumfänglichen Ausgleich der dadurch entstehenden Umsatzverluste. Diese liegen im dreistelligen Millionenbereich.“
400 Arbeitsplätze stehen bei dem Eitorfer Unternehmen auf dem Spiel, das vor zwei Jahren sein 70. Bestehen gefeiert hat.
Fast den kompletten Jahresumsatze erwirtschaftet Branchenprimus Weco mit seinen Feuerwerkskörpern zum Jahresende. Die Ausfälle durch das von Bund und Ländern ausgesprochene Böllerverkaufs-Verbot geht in den dreistelligen Millionenbereich.
Böller-Verbot: Feuerwerk muss zurück ins Lager
Da in einer Sitzung der Ministerpräsidenten Ende November vom Verbot noch keine Rede war, hatte die Eitorfer Firma begonnen, ihre Kunden mit Ware zu versorgen. „Wir haben nach der letzten Entscheidung die Auslieferung angestoßen und ein Großteil der Sendungen befindet sich sogar bereits im Handel“, so Schreiber. Doch Silvesterfeuerwerk ist Kommissionsware – das Risiko liegt vollständig beim Hersteller und der muss die Ware nun auf eigene Kosten zurücknehmen. Weco beliefert rund 20.000 Verkaufsstellen des deutschen Handels mit Silvesterfeuerwerk – rund 130.000 Paletten. Nun wurde alles gestoppt und die Ware wird zurückgeholt. Damit steht Weco vor der nächsten Herausforderung, denn die Aufträge werden von deutschlandweit rund 30 Lagerstandorten ausgeliefert, die nun auch wiederum ein komplettes Jahr finanziert werden müssen. Die Feuerwerkskörper haben eine Haltbarkeit von rund fünf Jahren - können und dürfen vom Handel jedoch selbst nicht gelagert werden.
Inzwischen meldete sich auch die Politik aus der Region zu Wort. Die FDP Bundestagsabgeordnete Nicole Westig, die auch Kreisvorsitzende im Rhein-Sieg-Kreis ist, forderte nun dringende Unterstützung vom Bund:
„Das Feuerwerksverbot trifft unseren Kreis mit dem Weco-Standort Eitorf besonders hart. Hier stehen kurz vor Weihnachten 400 Existenzen auf dem Spiel. Denn Weco musste bereits durch den Ausfall von Rhein in Flammen und die Kölner Lichter schmerzhafte Verluste in Kauf nehmen, die kaum zu kompensieren sind. Umso mehr war man vom kommenden Jahreswechsel abhängig. Deshalb ist dringend Unterstützung von Bund geboten", so Westig.
Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete und NRW-SPD-Landeschef Sebastian Hartmann fordert schnelle unbürokratische Hilfe: "Die Situation für die pyrotechnische Industrie in Deutschland und insbesondere für den Marktführer Weco aus Eitorf ist außergewöhnlich, dramatisch und bedarf der schnellen, unbürokratischen Hilfe. Die Branche ist sehr klein, aber besonders hart getroffen, weil sich ihre Lage durch die beschlossenen Maßnahmen der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin dramatisch verändert hat. Die bestehenden Corona-Programme sind offenbar nicht für solch außergewöhnlichen Fälle ausgelegt. Mit entsprechender Kreativität der Wirtschaftsministerien in Bund und Land muss Hilfe möglich gemacht werden. Es geht um eine Überbrückung, die Arbeitsplätze sichert und eine Perspektive für viele Familien schafft. Weco und seine Mitarbeiter können sich meiner Unterstützung und meines vollen, schon länger andauernden Einsatzes sicher sein."
Böller-Verbot: Weco besorgt wegen ausbleibender Finanzhilfen
Unternehmenschef Schreiber sieht die Gefahr bei den Unternehmenshilfen leer auszugehen.
„Unsere Juristen sind der Auffassung, dass unsere Branche aufgrund der Tatsache, dass wir 95 Prozent unseres Jahresumsatzes im Dezember erwirtschaften, keine Unterstützung durch die Überbrückungshilfen erhalten werden. Das wusste auch die Politik, die bislang aber jedweden Gesprächsversuch unsererseits unbeantwortet lies. In den vergangenen Tagen warben führende Politiker unseres Landes – darunter auch Frau Bundeskanzlerin Merkel – um Solidarität, um Gemeinschaft und Unterstützung. In diesen für die Branche nun harten Zeiten fordern wir all das von der Politik ein. Wir brauchen gesonderte Hilfsgelder, um unsere sowie die 3000 Einzelexistenzen in der Branche zu sichern“, so Schreiber. (stz)