Station in HellenthalAndenkondor „Santiago“ ist der faulste Vogel der Welt
Hellenthal – Man mag es kaum glauben: Ein Vogel, der nicht fliegt – Andenkondor „Santiago“ ist der faulste Geier der Welt. Seit 18 Jahren lebt er in der Greifvogelstation Hellenthal, doch er hebt einfach nicht ab. Fliegen ist nicht seine Sache.
Seit 2001 kümmern sich Cheffalkner Karl Fischer und sein Team um den flugfaulen Geier, der lieber spazieren geht, als in große Höhen zu schweben. „»Santiago« geht es blendend. Er fühlt sich in seiner Voliere pudelwohl. Dort fliegt er auch ein bisschen rum. Aber draußen hat er dazu immer noch keine Lust“, so Fischer zum EXPRESS.
Kondorweibchen „Lucy“ seit 2016 in Hellenthal
Pfiffiger ist da schon »Lucy« – das gleichaltrige Kondor-Weibchen wurde 2016 eigens aus Paris eingeflogen – eine regelrechte Verkupplungsaktion. Fischer: „»Lucy« tanzt immer um ihn rum und macht ihm schöne Augen.“ So war es auch geplant. Wenn sich die zwei Geier erst einmal in einander verguckt haben, wird’s mit Sicherheit auch bald einen Hochzeitsflug geben. Das mit der Liebe hat nach einigen Startschwierigkeiten dann auch funktioniert. „»Lucy« hat dieses Jahr ein Ei gelegt und sie haben es bewacht wie scharfe Kettenhunde“, so Fischer und weiter: „Leider war das Ei leer.“
„Santiago“ ging mit Heißluftballon in die Höhe
Seit Kindesbeinen wurde „Santiago“ von Fischers Frau Marlies großgezogen – hing ständig an ihrem Rockzipfel. Fliegen war da nicht nötig, das Fressen gab’s ja am Boden.
Um ihm endlich „Flügel zu machen“ hat man vor vielen Jahren „Santiago“ sogar in einem Heißluftballon mitgenommen und in der Höhe einfach aus dem Korb geworfen. Und was machte der faule Geier? Er segelte in aller Ruhe zu Boden und spazierte wieder zu seiner Ziehmutter. Selbsttätiger Flügelschlag, Fehlanzeige. Selbst in den regelmäßigen Flugshows der Greifvogelstation läuft der Kondor nur über die Wiese, während seine Kollegen kilometerhoch in die Lüfte schwingen.
Kondore erwartet stolzes Alter
Inzwischen lässt man „Santiago“ gewähren – alle haben sich mit seiner Marotte abgefunden. Zeit zu Fliegen hat er ja noch genug – stolze 80 Jahre können Andenkondore gut und gerne werden.