Eine Bonnerin und ihre Eltern berichten von einem wahren Horror-Flug nach Rhodos. Passagiere fallen in Ohnmacht, eine Frau kippt aus der Toilette, ihr Vater hatte einen Herzstillstand. Was war in der Maschine passiert? Ein Experte stellt eine Vermutung auf.
Passagiere fallen in Ohnmacht, Frau kippt aus ToiletteBonnerin erlebt Horror-Flug nach Rhodos
Bonn/Rhodos. Anfang Oktober hatten sich die Bonnerin Vita K. und ihre Eltern auf einen Urlaub in Griechenland gefreut: Angenehm warme Temperaturen, Entspannung, Meer. Es sollte nach Rhodos gehen, in die Agäis. Doch kurz nachdem das Flugzeug in Köln/Bonn startete, musste die Familie einen wahren Horror-Flug miterleben.
Wie die Bonnerin der „Rheinischen Post“ schildert, habe der Schrecken mit einem stechenden Geruch an Bord begonnen. „Wir saßen ganz hinten und hatten lange Druck auf den Ohren.“ Plötzlich habe Vita K. ein paar Minuten später gesehen, wie eine Frau aus der Toilette fällt. „Ich dachte, sie wäre tot, weil sie so blass war.“ Kurz darauf sei auch der Vater zusammengesackt – ohne Puls. „Ihm war in diesem Moment ganz heiß“, erinnert sie sich.
Drei weitere Menschen seien daraufhin bewusstlos geworden, einige Sitze vor der Familie. „Die Leute haben geschrien, keiner wusste, was los war“, erklärte die Frau aus Bonn weiter.
Zum Glück sei ein Arzt unter den Fluggästen gewesen, er habe die Passagiere notversorgt. Als er allerdings die Crew nach einem Defibrillator fragte, sei auch der nicht an Bord gewesen. Der Pilot aber sei nicht umgedreht, weiter bis nach Rhodos geflogen. Für die Bonnerin sei es fast unmöglich gewesen, den Kundenservice der betroffenen Billigfluglinie Corendon Airlines zu erreichen, berichtet sie weiter.
Am Ende habe man ihr als Wiedergutmachung eine kostenlose Sitzplatzreservierung für den Rückflug angeboten.
Horror-Flug von Köln/Bonn nach Rhodos: Experte mit Vermutung
Was war nur passiert? Mediziner vermuteten, dass es an Sauerstoff gemangelt habe. Allerdings gebe es da keine Gewissheit. Wie der Bonner Luftfahrtexperte Linus Benjamin Bauer der „Rheinischen Post“ mitteilt, könne auch ein sogenanntes „Fume Event“ die Ursache für den Horror-Flug gewesen sein: Die Kabinenluft könnte mit Abgasen verunreinigt worden sein. „Die Anzahl der Vorfälle in dieser Art haben sich in den letzten Jahren stark verringert, jedoch muss man heutzutage immer wieder mal mit so einem technischen Vorfall rechnen – auch wenn die Chance sehr gering ist“, erklärt er demnach.
Viele Fluggesellschaften hätten bereits Sensoren und Filter in ältere Flieger eingebaut, um ein „Fume Event“ zu verhindern. Einige Gesellschaften aber zögerten, denn die Nachrüstungen seien kostenintensiv. Neue Flugzeuge seien in der Lage, die Kabine mit Frischluft zu belüften – anstatt die Luft aus dem Triebwerk abzapfen zu müssen, erklärt Bauer.
Ein Sprecher von Corendon Airlines bestätigte auf Anfrage von „RP“, dass von 180 Passagieren, die an Bord waren, sich „vier unwohl gefühlt haben“. Die Crew habe sofort mit der medizinischen Erstversorgung begonnen. Ein Arzt und eine Krankenschwester seien unter den Reisenden gewesen, die keine „schwerwiegenden Symptome“ hätten feststellen können. „Der Arzt hat der Crew nicht empfohlen, abzudrehen und er hat auch nicht den Erste-Hilfe-Koffer an Bord genutzt“, erklärt der Sprecher. Man habe die Flugsicherung über den Vorfall informiert.
Nach Horror-Flug von Köln/Bonn: Bekommt Familie eine Erstattung?
Auch beim deutschen Luftfahrt-Bundesamt (LBA) habe es Beschwerden über den Flug gegeben. Es werde kontrolliert, ob die Fluggastrechteverordnung eingehalten wird. Allerdings sei die maltesische Behörde für den Flug verantwortlich, weil die Fluggesellschaft im maltesischen Luqu sitze, weshalb auch dort Ereignismeldungen eingehen.
Bekommt die Bonner Familie jetzt eine Erstattung? Wie der Experte erklärt, könnte sich das schwierig gestalten, die Chance sei eher gering. „Aus rechtlicher Sicht ist es schwierig, eine komplette Erstattung anzufechten, wenn die Fluggesellschaft den Dienstleistungsvertrag erfüllt und den Passagier von A nach B befördert hat.“ Das sei bei Flugverspätungen, Flugausfall oder ähnlichem anders. (mg)