Jens Söring im ZDFBonner Diplomatensohn wäre im US-Knast fast vergewaltigt worden
Bonn – 33 Jahre, sechs Monate und 25 Tage saß Jens Söring hinter Gitter – für einen Doppelmord, den er nicht begangen haben will. Das Schicksal des Bonner Diplomatensohns bewegt viele, auch nach seiner spektakulären Entlassung Ende November letzten Jahres.
Am Donnerstag war Söring zu Gast bei Markus Lanz (ZDF). „Ich habe drei Jahrzehnte verloren“, sagte er leise im Gespräch. „Manchmal weine ich einfach, weil ich endlich die Gefühle an mich heranlassen kann.“ Angst, Hoffnungslosigkeit, Depressionen – im Gefängnis habe man seine Gefühle wegpacken müssen, so der 53-Jährige.
Bonner Jens Söring im ZDF: Seine Entlassung war ein Wunder
Seine Häftlingsnummer 179212 gehöre der Vergangenheit an. „Ich war 30 Jahre eine Nummer und habe immer dagegen gekämpft, eine Nummer zu bleiben. Den Kampf habe ich gewonnen“, erklärte er im ZDF. Dass er nach dem 15. Antrag auf Bewährung entlassen worden sei, sei ein Wunder, da man in Virginia nur eine Chance auf Entlassung habe, wenn man die Verantwortung für die Tat übernehme und Reue zeige.
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Warum das nicht für ihn in Frage gekommen sein, will Lanz wissen. „Ich kann nicht reuig für eine Tat sein, die ich nicht begangen habe“, antwortete Söring. Sie hätten ihn brechen wollen, es aber nicht geschafft. Er wäre bereit gewesen, bis zum Ende seines Lebens im US-Gefängnis zu schmoren.
Bonner Jens Söring im ZDF: Lebenslange Haft wegen Doppelmordes
Der Bonner Diplomatensohn war Dezember 1990 in Virginia zu zweimal lebenslänglich verurteilt worden. Er hatte gestanden, die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom in der Nacht zum 31. März 1985 in deren Haus bestialisch getötet zu haben. Später widerrief er das Geständnis. Er habe Elizabeth nur vor der Todesstrafe retten wollen, erklärte er vor Gericht. Denn sie soll ihm gebeichtet haben, dass sie es war, die ihre Eltern ermordet hat (hier lesen Sie mehr). Das Paar hatte sich in einem Studentenwohnheim für Hochbegabte kennengelernt.
„Das war eine wirklich, wirklich schöne Frau“, erklärte er dem ZDF-Moderator. Elizabeth sei wie eine „Bienenkönigin“ gewesen, alle waren hinter ihr her. Und ausgerechnet ihm, dem eher unreifen Strebertypen, habe sie ihre Liebe erklärt.
Bonner Jens Söring im ZDF: Er wollte die Frau, die er liebte, retten
„Wenn es in Virginia keine Todesstrafe gäbe, hätte ich vielleicht zu ihr gesagt »Schatz, ich komme dich jeden Tag besuchen«“, schilderte Jens Söring Markus Lanz die Situation. Er habe aber gedacht, sie würde sterben, wenn sie für den Doppelmord verurteilt würde. „Ich wollte die Frau, die ich liebte, retten.“ Zumal er naiv glaubte, als Diplomatensohn mit ein paar Jahren im Jugendgefängnis davon zu kommen.
In der ersten Nacht im Knast habe er versucht, Selbstmord zu begehen, gestand er in der ZDF-Sendung. Er habe sich aber die Plastiktüte vom Kopf gerissen und sich statt des „feigen“ Weges für den Kampf entschieden – für Freiheit und Wahrheit.
Bonner Jens Söring im ZDF: Fast vergewaltigt – das rettete ihn
Er sei auch mit sexueller Gewalt hinter Gittern konfrontiert worden, so Jens offen. Eins seiner ersten Erlebnisse sei gewesen, dass er zusehen musste, wie ein Häftling vergewaltigt wurde. Etwa ein Jahr später, Ende 1991, sei er selbst fast vergewaltigt worden, als er aus der Dusche kam. Ein Typ habe ihn gegen ein Geländer geworfen und ihn gefragt, was er machen würden, wenn er ihn jetzt in seine Zelle zöge.
„Ich habe geschrien, daraufhin hat er mich laufen lassen“, so Jens Söring. Einige Wochen später hätte er den Typ beim Hanteltraining wiedergesehen und nachgehakt, warum er ihn verschont hätte. Er erklärte Jens, dass er, wenn er sich ein Stück Frischfleisch schnappe, immer erst fragen würde. „Und ich sei der erste gewesen, der geschrien, der nein gesagt hätte“, erklärte Jens bei Markus Lanz.