Wie sind Ihre Erfahrungen?So irre ist der Pendler-Wahnsinn zwischen Köln und Bonn
Bonn – Oft ist er ein Kampf, aber immer ein Überraschungs-Ei – täglich. Der Weg zur Arbeit.
Die EXPRESS-Reporter Stefan Schultz und Alexander Kuffner sind zwei von rund 127.000 Pendlern, die täglich von Köln nach Bonn einpendeln. Schultz mit der Bahn, Kuffner mit dem Auto.
Gerade zu dieser Jahreszeit erleben sie dabei täglich Unnötiges und Unglaubliches. Lesen Sie hier den Auftakt einer neuen EXPRESS-Kolumne, die in lockeren Abständen den täglichen Pendler-Wahnsinn zum Thema haben wird.
Welche Erfahrungen machen Sie als Pendler? Erzählen Sie es uns: bonn@express.de!
Auto: Haben alle das Fahren verlernt?
Genau 20 Minuten für 23 Kilometer. Länger brauche ich theoretisch nicht vom Kölner Süden bis zu meinem Stellplatz in der Bonner City – und dabei halte ich die Verkehrsregeln ein! Am Montagabend fiel mein persönlicher Negativ-Rekord: 80 Minuten, viermal so lange wie üblich, dauerte die Heimfahrt.
Die 555 war ab Wesseling dicht. An solchen Tagen vor allem nervig: Autofahrer, die sich schon einen Kilometer vor der Abfahrt auf dem Seitenstreifen „anstellen“. Rettungsgasse? Nie gehört!
Liebe Mit-Pendler: Das kostet übrigens 75 Euro und gibt einen Punkt – wissen die Wenigsten. Dafür hupen die rechts vorbeirauschenden Sünder, wenn man die „normale“ Abfahrt nimmt und sie „schneidet“.
Solchen Ärger nimmt man schon mal mit heim, aber das Pendler-Leben bestimmt meinen Alltag momentan sowieso sehr. Morgens geht der erste Griff zum Handy: Google Maps checken. Wie läuft der Verkehr, wie viel Zeit habe ich?
Ja, ich gebe zu: Da ist auch schon mal eine Dusche ausgefallen. Auch im Auto frühstücken ist mir nicht fremd. Klar, im Winter konsequent früher aufstehen wär ’ne Lösung. Aber es reicht mir schon, sämtliche Abend-Termine später anzusetzen.
Fahren wirklich alle so anders bei Nässe oder Frost und früher Dunkelheit? Ich selbst etwa auch?! Ist es die tiefstehende Sonne am Morgen? Klar, manchmal begegnet man Stau-Ursachen auch persönlich: Wie neulich der Dame, die sich mit 80 km/h auf dem Mittelstreifen fahrend am Steuer schminkte und dabei telefonierte! Kein Witz!
Ich las kürzlich, dass jeder Autofahrer bei uns theoretisch einmal täglich den Lappen verlieren würde, würde er ständig kontrolliert. Doch davon beim nächsten Mal mehr… Gute Fahrt!
Bahn: Wir haben auch nicht ewig Zeit!
Ich habe Bock auf Bahn! Je nach Regionalzug braucht meiner zwischen 20 und 30 Minuten vom Bahnhof Köln-West bis zum Bonner Hauptbahnhof.
Doch im Augenblick – und das wird die nächsten zwei Jahre so bleiben – kann man sich aufgrund der Bahnhofssanierung auf nichts verlassen. Außer auf 20 bis 30 Minuten Verspätung. Meine Abendplanung gerät schwer aus den Fugen.
Seit November ist dem Hauptbahnhof ein Gleis abhanden gekommen. Fern- und Regionalzüge tummeln sich auf den Gleisen 2 und 3. Durch dieses erhöhte Verkehrsaufkommen hatten im letzten Monat rund 80 Prozent meiner Bahnen Verspätung, weil der Regionalzug in Mehlem noch ein Schläfchen machen darf, um mindestens zwei Fernzüge durchzulassen.
Ich bin ein positiv denkender Mensch. Ich habe auch ein gelassenes Verhältnis zu Verspätungen der Bahn, insbesondere wenn sie gerade einmal 5 bis 10 Minuten betragen. Doch alles hat seine Grenzen.
Oft bin ich 20 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof. Sinnvoll, denn so ergibt sich die Chance, den vorangegangenen Zug zu bekommen, der gerade mal wieder 20 Minuten hinten dran hängt.
Da kann man auch mal von Glück reden. Doch auch hier sollte man sich nicht zu früh freuen. Durchsagen über Personen oder Gegenstände im Gleis sind leider auch an der Tagesordnung.
Apropos Durchsage: Vor lauter Verspätungen blickt man bei den unzähligen Ansagen überhaupt nicht mehr durch.
Aber was rege ich mich auf. Regelmäßig erlebe ich auch lustige Dinge in der Bahn. Von lautstarken und interessanten Telefonaten bis zu Gesprächen von Sekt schlürfenden Senioren-Gruppen. Doch davon beim nächsten Mal mehr… Gute Fahrt!