Am Bonner HauptbahnhofNeues Fahrradparkhaus eröffnet, schon wird gemeckert
Bonn – Der Fahrradverkehr in der Bundesstadt boomt. Gerade in Coronazeiten steigen immer mehr Bonner auf den Drahtesel um und so ist es auch nur verständlich, dass Radwerkstätten vom Lockdown ab Mittwoch, 16. Dezember, ausgenommen sind.
Neues Fahrradparkhaus: Platz für knapp 200 Räder
In Bonn gibt es seit Montag, 14. Dezember, für Radler einen weiteren Grund zur Freude – am Bonner Hauptbahnhof hat das Fahrradparkhaus eröffnet. Fast 200 Räder können hier nun sicher abgestellt werden – direkt in Citynähe und über die neue Brücke an der Herwarthstraße gelangt man schnell auf Bahnsteig 1.
„Radfahrende können ihre Fahrräder nun direkt in der Bonner Innenstadt sicher und trocken abstellen und von hier aus bequem in die City zum Einkaufen gehen. Pendlerinnen und Pendler mit Fahrrad, ebenso wie Kundinnen und Kunden von Bussen und Bahnen profitieren von einem kurzen Weg über die Fußgängerbrücke zum Hauptbahnhof“, betont Oberbürgermeisterin Katja Dörner.
Neues Fahrradparkhaus: Räder preiswert geparkt
Für 1 Euro pro Tag oder 15 Euro im Monat können die Fahrräder abgestellt werden. Bezahlt werden kann am Kassenautomat in bar, mit EC- oder Kreditkarte sowie kontaktlos natürlich auch mit dem Smartphone. Die Bonner City Parkraum (BCP) empfiehlt eine Dauerparkkarte oder die Nutzung des BCPasses, eine Guthabenkarte.
Auch wenn sich Autofahrer und Radler nun ein Parkhaus teilen, kommen sie sich nicht in die Quere. Sie nutzen verschiedene Einfahrten und voneinander getrennte Bereiche. In Sachen Diebstahl setzt die BCP auf hohe Sicherheitsstandards – natürlich unter anderem mit 24-stündiger Videoüberwachung.
Doch kaum wurde das Parkhaus am Montag eröffnet, lag schon die Pressemitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) auf dem Tisch und darin wird gemeckert. „Gut gemeint, aber nicht gut gemacht“, so die Kritik des ADFC. Dabei lobt er zunächst die Stadtverwaltung, dass sie den Investor des Parkhauses angehalten hat, Parkplätze für Räder einzuplanen. Nach Meinung des ADFC-Verkehrsreferenten Martin Weiser lässt die Ausführung zu wünschen übrig.
„In gute Fahrradparkhäuser wie in Utrecht, Amsterdam und Kopenhagen rollt man komfortabel hinein, im neuen Bonner Parkhaus geht man durch einen Hintereingang mit rechtem Winkel und muss dann das Rad über drei Rampen nach oben schieben – Fahrradfahren nicht nur verboten, sondern gar nicht möglich", so Weiser. Zudem liegen die Fahrradparkplätze so weit wie möglich von Gleis 1 entfernt, so die weitere Kritik, die sich auch gegen die wenig bedienerfreundliche Zugangstechnik richtet: „An mit Gepäck beladene Fahrräder etwa von Touristen, an Lastenräder oder Kinderanhänger wurde wohl auch nicht gedacht.“
Neues Fahrradparkhaus: Weitere Öffnungen angedacht
Immerhin lobt der ADFC, dass die Parkfläche im dritten Stock diebstahlsicher eingeschlossen und rund um die Uhr videoüberwacht ist. „Es ist davon auszugehen, dass hier auch hochwertige Fahrräder nicht gestohlen werden“, so der verkehrspolitische Sprecher Werner Böttcher. „Auch das Bezahlsystem ist intelligent. So können vorab Summen auf ein Parkticket gebucht werden, die man sowohl im Autobereich, wie auch im Fahrradparkhaus nutzen kann.“
Und noch was Positives: Im kommenden Jahr führt der ADFC Gespräche mit BCP-Chefin Tamara Conradi, um über die Öffnung bestehender Parkhäuser für Radler zu sprechen. Eine Forderung, die der ADFC seit langem stellt – vor zwei Jahren jedoch noch deutlich verneint wurde: „Das ist für uns kein Modell. Solange es keine getrennten Ein- und Ausfahrten gibt, ist das nicht möglich. Hier spielt der Sicherheitsfaktor eine große Rolle“ so ein BCP-Sprecher im Oktober 2018 auf EXPRESS-Anfrage.