Legenden-Treffen in BonnKunstrasen wird dank Hit-Feuerwerk zur Großraum-Disco

Nile Rodgers & Chic auf dem Kunstrasen in Bonn.

Eine echte Musik-Legende. Nile Rodgers spielte mit seiner Band Chic am Donnerstagabend (4. Juli 2024) auf dem Kunstrasen in Bonn.

Die neue Konzertsaison auf dem Bonner Kunstrasen hat begonnen. Mit Nile Rodgers und Kool & The Gang sorgten zwei absolute Musik-Legenden für einen großartigen Disco- und Funk-Abend.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Los ging alles vor zwölf Jahren, als Lou Reed das erste Konzert auf dem Kunstrasen in Bonn gab. Es entstand eine überaus erfolgreiche und beliebte Open-Air-Reihe, die in diesem Jahr für neue Bestmarken sorgt. Insgesamt stehen 20 Veranstaltungen am Rheinufer in Gronau auf dem Programm, nie gab es zuvor mehr.

Für die neue Saison wurde das Gelände abermals optimiert. Eine höhere Bühne bietet bessere Sicht auf die Bands. Neue Schallschutzwände am Rheinufer sorgen dafür, dass die Lautstärke noch ein wenig erhöht werden kann, ohne dass sich Anwohnende gestört fühlen.

12. Saison Bonner Kunstrasen: Schon 80.000 Tickets verkauft

Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz kann bereits jetzt von 80.000 verkauften Tickets für den Kunstrasen berichten. Die US-Indie-Band The National sorgte für den Auftakt. Die US-Rockband Greta van Fleet begeisterte am Mittwoch 7000 Fans.

Am Donnerstag (4. Juli 2024) stand der Abend ganz im Zeichen erstklassiger Disco- und Funk-Musik. Es gab drei Konzerte zum Preis von einem und dadurch ein stundenlanges Hit-Feuerwerk. 6800 Fans erlebten zunächst den Soul-Sänger Jake Isaak.

Jake Isaac auf dem Kunstrasen in Bonn.

Jake Isaac eröffnete den Konzert-Abend auf dem Kunstrasen.

Es folgten echte Musik-Legenden. Auch wenn bei Kool & The Gang inzwischen mit Robert „Kool“ Bell nur noch ein Gründungsmitglied – im goldenen Glitzeroutfit – auf der Bühne steht, zieht die Band mit ihrem großen Repertoire an Funk- und Disco-Krachern noch enorm. Im Oktober wird die Gruppe in die „Rock ’n’ Roll Hall of Fame“ aufgenommen. Umso überraschender war der schleppende Beginn des Auftritts.

Statt die Hits abzufeuern, gönnten sich die neun Musiker zunächst ausgedehnte Soli und lange Bläser-Phasen. „Das war ein 45-minütiger Soundcheck“, witzelte ein Besucher. Doch zum Finale folgte das erwartete Feuerwerk mit Knallern wie „Cherish“, „Ladies' Night“, „Get Down on It“ und „Celebration“. Manche Fans waren einzig für Kool & The Gang angereist, dabei folgte der Höhepunkt erst anschließend.

Das sind die nächsten Konzert-Highlights auf dem Kunstrasen

  1. 5.7.2024 ZZ Top + Sloper + Danny Bryant
  2. 6.7.2024 Folk-Picknick
  3. 11.7.2024 Zucchero + Jack Savoretti
  4. 17.7.2024 Larkin Poe & Rival Sons
  5. 19.7.2024 Dave Stewart Eurythmics
  6. 26.7.2024 Jamie Cullum + Susan O'Neill
  7. 29.7.2024 Mika
  8. 7.8.2024 Keane + The Sherlocks
  9. 9.8.2024 PUR
  10. 10.8.2024 Bushido
  11. 16.8.2024 Jason Derulo
  12. 17.8.2024 Silbermond + Luca Noel
  13. 18.8.2024 LEA
  14. 19.8.2024 Korn + Spiritbox (ausverkauft)
  15. 21.8.2024 Gossip
  16. 23.8.2024 Schiller

US-Musikgenie Nile Rodgers (71) gründete nicht nur die Band Chic, er arbeitete auch mit Mega-Stars wie David Bowie (†69), Mick Jagger (80), Diana Ross (80) oder Peter Gabriel (74) zusammen. Bis heute haben die von ihm geschriebenen oder produzierten Hits mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz gemacht.

Ende Mai wurde die Musik-Legende mit dem schwedischen Polar Music Prize, der inoffiziell als „Nobelpreis der Musik“ gilt, ausgezeichnet. „Der Musiker und Produzent Nile Rodgers steht für zeitlose Songs und einen großen Einfluss auf die Popkultur“, hieß es in der Begründung.

Nile Rodgers & Chic auf dem Kunstrasen in Bonn.

Nile Rodgers mit Kimberly Davis. Die Sängerin überzeugte vor allem bei „We are Family“ mit ihrer Performance.

Dem Publikum in Bonn präsentierte Rodgers eine beeindruckende Auswahl seines Schaffens. „Wir sind eine R’n’B-Dance-Disco-Soulband“, sagte er und startete mit den Chic-Krachern „Le Freak“, „Dance, Dance, Dance“ und „I want your Love“. Doch noch größere Hits hat der Mann mit den goldenen Gitarrenhänden als Produzent gelandet.

Ob „I’m coming out“ von Diana Ross, „We are Family“ von Sister Sledge, „Material Girl“ von Madonna, „Get Lucky“ von Daft Punk oder „Let’s Dance“ von David Bowie – seit Jahrzehnten schafft der Mann mit der Gitarre um den Hals, die er liebevoll auch „The Hitmaker“ nennt, Welthits. Eine brillante Band mit einer ordentlichen Prise Funk, starken Bläsern und den großartigen Sängerinnen Kimberly Davis und Audrey Martells brachten die 24 Mega-Songs perfekt rüber.

Nile Rodgers & Chic auf dem Kunstrasen in Bonn.

Die Bühne auf dem Kunstrasen-Gelände in Bonn wurde für die neue Saison nochmals optimiert.

Frontmann Rodgers war von der herzlichen Atmosphäre auf dem Kunstrasen, der sich in eine Großraum-Disco verwandelte, komplett überwältigt. „Vor euch steht jemand, der schon zweimal den Krebs besiegt hat. Menschen wie ihr haben mir Mut gemacht, indem ihr mir aufmunternde Botschaften geschickt habt“, sagte er bewegt. „Jetzt bin ich seit zehn Jahren krebsfrei.“

Die Zeiten der wilden Partys sind für den US-Musiker vorbei. Stattdessen genießt er Abende wie diesen in Bonn und erzählt lieber mit hörbarem Stolz von seinen großen Erfolgen und Auszeichnungen. Dankbar für alles kniete er auf der Bühne nieder und schenkte allen zum Finale noch „Good Times“.