Mann klaute direkt vor ihrer NaseMutige Richterin aus Bonn: Ihr Stahlgriff hielt Dieb fest

Eigentlich greift die Richterin nur bei Urteilen durch.

Bonn – Gräfin Courage! Als Amtsrichterin verurteilt Claudia Gräfin Vitzthum von Eckstädt (55) eigentlich böse Buben – doch jetzt verfolgte sie auch selbst einen. Der Mann hatte in der City direkt vor ihrer Nase etwas geklaut. Kurz darauf lernte er den Stahlgriff der Gräfin kennen.

Die 55-Jährige stand an einem Schnäppchen-Ständer vor einem Kaufhaus. „Plötzlich schob sich an meinem Kopf von hinten eine lange Hand vorbei, griff in den Kleiderständer und schnappte sich vier gestrickte Westen vom Bügel“, erzählt sie. Dann habe sich der Täter auf sein Fahrrad geschwungen.

Ein dreister Klau, direkt vor den Augen einer Bonner Richterin. Gräfin Vitzthum von Eckstädt reagierte reflexartig – und packte zu!

„Ich bekam den Mann an seiner derben Stoffjacke zu fassen und zog – meinem Physiotherapeuten sei Dank – so gut ich konnte“, erklärt die 55-Jährige. Es sei eine „abenteuerliche Szene“ gewesen, schildert sie noch immer ganz aufgeregt.

„Der Dieb trampelte in die Pedale, ich hielt an ihm fest, wurde mit Trippelschritten hinter ihm hergezogen und schrie »Haltet den Dieb«!“ Sie schätzt, dass sie so mindestens 15 Meter durch die Fußgängerzone geschleift wurde. „Aber geholfen hat keiner, alle sind einfach weiter gelaufen“, beklagt sie.

Der 55-Jährigen, die sich gewöhnlich mit kniffeligen Fragen des Reiserechts beschäftigt, stockt allein beim Erzählen der Atem, weil sie, ohne nachzudenken, sich so wagemutig eingeschaltet hat. „Aber ich habe mich nun mal für Zivilcourage entschieden“, so die eher zierliche Amtsrichterin.

Andere gafften nur oder guckten weg, bis auf eine weitere Frau! Die Mitarbeiterin von Bonnorange war gerade mit ihrem Reinigungswagen unterwegs – und griff dem Dieb beherzt ins Lenkrad. Dann nahm sie ihm die Beute ab.

„Zu mir meinte sie, ich solle ihn laufen lassen, weil das doch nichts bringen würde“, erzählt Claudia Gräfin Vitzthum von Eckstädt. Sie selbst hatte auch keine Kraft mehr. Nachdenklich fügt sie hinzu: „Wer weiß auch, was der noch für ein Spiel gemacht hätte…“

Im Kaufhaus wurde die mutige Gräfin gefeiert, als sie die vier hart erkämpften Strickwesten zurückbrachte. „Die behandelten mich wie einen Premiumgast“, sagt sie lachend. „Ohne meine Wirbelsäulengymnastik hätte ich das aber sicher nicht geschafft!“