Urlaubsgefühle am RheinuferItaliens Musik-Legende belegt den Irrtum seiner Plattenfirma

Sänger Zucchero bei seinem Live-Auftritt auf der Kunstrasen-Bühne in Bonn.

Zucchero verzauberte seine Fans am Donnerstagabend (11. Juli 2024) beim Konzert auf dem Kunstrasen in Bonn mit einem über zweistündigen Auftritt.

Die italienische Musik-Legende Zucchero hat in Bonn das erste Deutschland-Konzert des Jahres gegeben. Die Fans waren vom Sänger und der erstklassigen Band begeistert.

von Marcel Schwamborn (msw)

In diesen Wochen düsen wieder Zehntausende Deutsche in den Urlaub nach Italien. Einer der erfolgreichsten Musiker des Landes wählt unterdessen den entgegengesetzten Weg. Der Musiker Adelmo Fornaciari (68), den die ganze Welt als Zucchero kennt, sorgt auf seiner Tour für eine große Portion italienisches Lebensgefühl – auch ohne Meerblick.

Der Sänger mit den markanten Hüten gilt als Vater des italienischen Blues und zählt mit über 60 Millionen verkauften Alben und zahlreichen Gold- und Platinauszeichnungen zu den einflussreichsten Musikern Italiens. Im September kommt seine Filmdokumentation ins Kino.

Zucchero in Bonn: Jack Savoretti sorgte für das Vorprogramm

Seit Ende März ist er mit der „Overdose D'Amore World Tour“ unterwegs, am Donnerstagabend (11. Juli 2024) stand auf dem Kunstrasen in Bonn der erste Deutschland-Auftritt auf dem Programm. Es wurde ein herausragender Abend mit einer erstklassigen Band und außergewöhnlich gutem Sound.

Schon das Aufwärmprogramm vor 4500 Fans war ein Höhepunkt. Der britisch-italienische Singer-Songwriter Jack Savoretti (40), der in England schon auf zwei Nummer-eins-Alben blicken kann, stimmte das Publikum mit seinen traurig-schönen Songs und Reibeisenstimme ein. Der Sänger freute sich, dass so viele Italienerinnen und Italiener den Weg in die Rheinaue gefunden hatten. Zudem fiebert er schon dem Wimbledon-Finale entgegen, wo mit Jasmine Paolini eine Italienerin nach dem Titel greift.

Der englische Sänger Jack Savoretti auf der Bühne.

Der englische Singer-Songwriter Jack Savoretti stimmte das Publikum mit seinen Liedern ein.

Während Savoretti sein Programm nur mit Gitarre und Piano-Begleitung bestritt, wurde es bei Zucchero richtig voll auf der Bühne. Die zehnköpfige Band begeisterte mit zwei synchron gespielten Schlagzeugen, einer starken Bläser-Fraktion, Peter-John Vettese an der Hammond-Orgel, Mario Schiliró an der Gitarre und der leidenschaftlichen Oma Jali als Backgroundsängerin.

Vom Auftakt mit „Spirito nel Buio“ über die wunderschöne Ballade „Il Volo“ bis zum tanzbaren „Baila Morena“ reichte das Repertoire, ehe der Sänger nach dem 13. Lied erstmals ein paar Worte ans Publikum richtete. „Was für ein wunderschöner Platz“, lobte er das herausragende Kunstrasen-Ambiente in Bonn, was zum italienischen Abend bei perfektem Wetter so gut passte.

Zucchero auf dem Kunstrasen Bonn.

Zucchero hatte eine zehnköpfige, erstklassige Live-Band dabei und riss so das Publikum von der ersten Minute an mit.

„Ich singe 99 Prozent meiner Lieder auf Italienisch. Auch wenn man die Texte nicht versteht, fühlt man das, was ich singe“, sagte er und traf damit den Nagel auf den Kopf. Beinahe hätte es seine Weltkarriere gar nicht gegeben. „Meine Plattenfirma hat damals gesagt, wenn du nicht Englisch singst, wirst du es nicht raus aus Italien schaffen.“ Spätestens mit dem Mega-Hit „Senza una donna“ gelang ihm vor 37 Jahren der Beweis, dass es doch geht.

Für Gänsehaut sorgte auch sein als Duett mit Luciano Pavarotti vorgetragenes „Miserere“, ehe die Band ohne ihren Frontmann noch bei „Nutbush City Limits“ und beim „Honky Tonk Train Blues“ ihr Können zeigen durfte. Im Publikum war nicht nur Kölns Sänger Björn Heuser (42), der oft neue Songs in Italien schreibt, hin und weg. „Eins der besten Konzerte, das ich bisher erlebt habe“, sagte er zu EXPRESS.de.

Mit einem dahinschmelzenden „Diamante“, „Per Colpa Di Chi“, „Diavolo in Me“ sowie „Chocabeck“ ging ein über zweistündiges Konzert zu Ende. „Wir touren seit Monaten. Das ist unser Leben. Wir genießen es immer noch und hoffen, dass ihr es auch genießt“, sagte der Ausnahme-Künstler. Der Applaus gab die überzeugende Antwort.