Nach 30 Jahren: Mörder nie gefasstKommen Brittas (†15) Eltern nie zur Ruhe?

Das ist das letzte Foto von Britta Matthäus. Am 23. Februar 1984 fiel sie einem Verbrechen zum Opfer.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Bonn/Siegburg – Kein Tag vergeht, an dem die Eltern nicht an ihre Tochter Britta (†15) denken. Jeden Tag, seit mehr als 30 Jahren. „Ich möchte wissen, wer es war…“, sagt Helga Matthäus (71) leise. Sie habe immer noch die Hoffnung, dass „was raus kommt“, erzählt sie. Dass der Mörder gefasst, und der Tod ihres Kindes trotz der langen Zeit noch gesühnt wird.

Besonders in der Weihnachtszeit ist es schlimm. In ihrem gemütlichen Haus in Siegburg-Kaldauen hängt der Adventskranz über einem kleinen Altar. Manfred Matthäus (73) nimmt von dort einen gerahmtes Bild, streicht liebevoll über das Glas. „Das ist das letzte Foto von ihr“, erklärt er.

Es zeigt Britta in ihrem Zimmer. Der hübsche Teenager trägt einen Schlafanzug und lächelt in die Kamera. Was zu dem Zeitpunkt keiner ahnen konnte: Kurz darauf wurde die 15-Jährige brutal getötet – erdrosselt mit ihrem roten Schal, den ihr eine Freundin zum Geburtstag am 4. Februar geschenkt hatte.

Am 23. Februar 1984 lief Britta auf dem Heimweg von der Realschule ihrem Mörder vermutlich direkt in die Arme, als sie eine beliebte Abkürzung durch den Hufwald nahm. Zwei Tage später fanden zwei Jugendliche dort ihre Leiche: in einer Grube, keine 400 Meter von ihrem Elternhaus entfernt. Sie war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

„Unser Leben ist nie wieder normal geworden“, erzählt der Vater mit Tränen in den Augen. Brittas jüngere Schwester habe sich nach der Tat monatelang zum Schlafen in einen Wäscheschrank verkrochen, erinnert sich die Mutter.

Dass der Mörder ihrer Tochter noch immer frei rumläuft – für die Eltern ist der Gedanke kaum zu ertragen. Zumal kurz nach der Tat ein verdächtiger Anstreicher (damals 23) festgenommen und angeklagt worden war.

„Während des Prozesses hatten wir den Eindruck, dass sie ihm immer mehr auf die Spur kommen“, erzählt Helga Matthäus. „Nach einer halben Stunde Pause wurde er dann auf einmal freigesprochen. Wie aus heiterem Himmel.“ Es war ein Freispruch wegen Mangels an Beweisen.

„Mord verjährt nicht“, erklärt Monika Volkhausen von der Bonner Staatsanwaltschaft, „daher werden die Akten in regelmäßigen Abständen überprüft, ob es neue Ermittlungsansätze gibt.“ Oft sind es alte Asservate, an denen es dank neuester Techniken doch gelingt, DNA-fähiges Material zu sichern. Im Fall Britta Matthäus ist die Chance aber gleich null: Zwar hat die Staatsanwaltschaft noch die Ermittlungsakten, aber die Asservate wurden 1991 vernichtet…