Oberarzt gegen ProfessorÄrzte-Krieg an der Bonner Uni-Klinik

Oberarzt Philip Berdel wehrt sich vorm Arbeitsgericht gegen die fristlose Kündigung.

Bonn – Sie ist blond, sie ist schön. Um Marianne S. (46, Name geändert) ist ein hässlicher Ärzte-Krieg an der Uni-Klinik entbrannt.

Erst brachte sie ihren Ex-Mann Dr. Philipp Berdel (42) wegen Vergewaltigung vor Gericht. Jetzt schlägt der zurück – gegen den neuen Lebensgefährten von Marianne S.

Der ist pikanterweise ein Kollege: Professor Hans-Jürgen Biersack (65), Chef des Instituts für Nuklearmedizin. Berdels ungeheuerlicher Vorwurf: unerlaubte Menschversuche an der Uni-Klinik!

Zwei Männer, eine Frau. Seit Jahren rumort es an der Uni-Klinik. Die Fehde zwischen zwei Ärzten: Angefangen hat sie mit einer Anzeige von Marianne S. gegen Ehemann Dr. Philipp Berdel wegen Vergewaltigung in der Ehe. Schon damals mischte der Professor kräftig mit: Auf Uni-Papier schrieb er – ungefragt – ein „Psychogramm“ über einen Zeugen.

Vor Gericht musste Biersack seine „Diagnose“ widerrufen. Auch der Vergewaltigungsprozess endete im Fiasko: Das Landgericht stellte das Verfahren im Mai 2010 ein. Eine Psychologin hatte dem vermeintlichen Opfer Unglaubwürdigkeit bescheinigt.

Doch an der Uni-Klinik kehrte keine Ruhe ein. Vorläufiger Höhepunkt: Berdel wehrt sich vor dem Arbeitsgericht gegen eine fristlose Kündigung: Der Chirurg will einen schlimmen Vorwurf gegenüber dem NRW-Innenminister nicht widerrufen. Berdel behauptet, in Biersacks Institut sei bei einer nicht genehmigten Studie ein krebskranker Patient nach der Injektion eines radioaktiven Mittels gestorben.

Jetzt haben sich die Ärzte gegenseitig angezeigt: Erpressung (Berdel gegen Biersack), falsche Verdächtigung (Biersack gegen Berdel). Auch der Ärztliche Direktor wurde von Berdel angezeigt. Ebenfalls wegen Erpressung. Berdel: „Die Uni hat den Todesfall bislang bestritten. Er hätte beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet werden müssen.“

Die alterwürdige Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität ist über den Zoff und den Vorwurf nicht amüsiert. Sprecher Dr. Andreas Archut stellt klar: „Der Todesfall ist ordnungsgemäß in der Veröffentlichung vermerkt. Ein Zusammenhang mit dem Radionuklid ist durch nichts belegbar. Die Studie ist auch nicht illegal durchgeführt worden.“ Auch der Professor wehrt sich. Biersack gegenüber EXPRESS: „Der Mann ist 1996 an Nierenversagen gestorben. Es gibt keinen strahlenbiologischen Zusammenhang.“

Punktestand im Kampf der Ärzte: Die Uni will Berdel weiterhin los werden – momentan wird wegen eines Vergleichs verhandelt. Aber auch die Zukunft des Kontrahenten ist ungewiss. Biersack hat Antrag auf Vertragsverlängerung gestellt. Archut: „Das Rektorat wird in einer der nächsten Sitzungen darüber entscheiden.“