Prozess um InsolvenzverschleppungMüslüm Balaban: Der traurige Fall des Bonner Promi-Wirts

Laut seinem Anwalt scheiterte Ex-Promi-Gastronom Müslüm Balaban im „Strudel von Steuer-Versäumnissen und schlechter Beratung“. Heute arbeitet er für seine Schwester.

Bonn – Mehr als 30 Jahre war er der charmante Gastgeber: Müslüm Balaban war mit elf Jahren aus der Türkei gekommen, hatte sich trotz abgebrochener Schlosserlehre zum Promi-Wirt hochgearbeitet.

„Ganz Bonn“ war bei ihm zu Gast, dazu zahllose Opern- und Theater-Stars, die im Restaurant „Opera“ Oliven-Paste naschten oder mit Champagner auf eine gelungene Premiere anstießen.

Doch im Herbst 2013 zerbrach das Leben des „Selfmademan“. Offenbar hatte sich Balaban mit seinen insgesamt vier Restaurants (darunter auch das Kölner „Hammerstein“ und die „Hausbar“ in der Oper) übernommen. Bei Finanzamt und Stadt liefen hohe Steuerschulden auf.

„Es ist alles zusammengebrochen, weil es nicht mehr zu bewältigen war“, sagte der Gastronom (60) jetzt auf der Anklagebank des Bonner Amtsgerichts. Hier musste Balaban wegen Insolvenzverschleppung, Bankrotts und Vorenthalten von Arbeitsentgelt Platz nehmen.

Die Situation war ihm sichtlich unangenehm – wortkarg und mit gesenktem Blick saß er neben seinem Anwalt, dem Kölner Experten für Wirtschaftsstrafrecht, Professor Norbert Gatzweiler. Offenbar war Balaban nicht nur vollkommen überfordert gewesen – sondern außerdem noch schlecht beraten.

Hintergrund: Nachdem ein Batzen Steuerschulden aufgelaufen waren, machte Balaban einen Deal mit dem Finanzamt. Mit in Raten gezahlten 600.000 Euro sollte alles erledigt sein.

Aber: Balabans damaliger Steuerberater versäumte, das Abkommen schriftlich zu fixieren. Als dann das Finanzamt mit Nachforderungen über weitere 600.000 Euro kam, „war mein Mandant platt“, so Gatzweiler.

Für Balaban war die Verhandlung jetzt nicht die erste Begegnung mit der Justiz: Im Dezember 2014 hatte der 60-Jährige einen Strafbefehl kassiert – wegen Steuerhinterziehung. Demnach waren in zwei Jahren in „Opera“ und „Hausbar“ 420.000 Euro Schwarzgelder beiseitegeschafft worden.

Seitdem zahlt Balaban Raten auf eine Geldstrafe (7200 Euro) ab. Im aktuellen Prozess stockte das Schöffengericht zudem die frühere Bewährungsstrafe auf: von zwölf auf 16 Monate.

Der Ex-Promi-Wirt backt inzwischen kleine Brötchen: Er arbeitet für 950 Euro im Monat bei der Schwester. Sie führt das „Opera“ unter neuem Namen.