Um die alten Rezepte aller Großmütter zu retten, gründete Marion Reiners aus Bonn ein gemeinnütziges Start-up.
Aus dem Jahr 1869Oma Idas Eiersalat-Rezept – Bonnerin mit genialer Idee
von Carolina Bosch
Bei Oma schmeckt es doch immer noch am besten! Doch die alten Rezepte geraten oft irgendwann in Vergessenheit. Das dachte sich wohl auch Marion Reiners aus Bad Godesberg in Bonn.
Während der Corona-Pandemie entwickelte sie ein Social-Start-up, in dem sie alte Rezepte sammelte und der Allgemeinheit zur Verfügung stellte. Schnell entwickelte sich die Idee, Seniorinnen als gemeinnütziges Unternehmen mit der Webseite „rettet-omas-lieblingsrezepte.de“ zu unterstützen.
Rettet Omas Lieblingsrezepte: Unternehmen aus Bonn unterstützt Seniorinnen
Die Idee dazu kam durch Reiners Mutter. „Sie und mein Vater waren leidenschaftliche Köche“, erinnert sie sich. „Als Rentnerin hatte sie keine Möglichkeit, ihr Wissen weiterzugeben und sie war oft alleine. So kam mir die Idee, dass man all diese Kochschätze vor dem Aussterben retten sollte.“
Im Jahr 2020 gründete Reiners ihr Social Start-up „Kuli Hood“. Der Name entstand aus der Sage von Robin Hood. Nach dem Motto „Rettet Omas Lieblingsrezepte“ will das Unternehmen Seniorinnen vor Altersarmut und Einsamkeit retten. Derzeit seien nur Frauen dabei, erklärt Reiners. Das hänge zum einen mit der Generation zusammen, in der normalerweise die Frauen am Herd standen. „Zum anderen betrifft die Altersarmut häufiger Frauen“, hebt sie hervor.
Angefangen hat alles mit dem Kochbuch von Oma Anna, der Großmutter ihres Mannes, aus dem Jahr 1912. Reiners veröffentlichte es auf der Webseite. Durch einen Aufruf über die Medien erhielt sie weitere Rezepte und teils sehr alte Kochbücher. Die Resonanz ist riesig, mittlerweile sind über 1500 Rezepte zusammengekommen. „Dazu erfuhr ich ganz tolle Geschichten, die dahinter stecken“, erinnert sich Reiners.
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Zum Beispiel erzählte ihr eine Dame, wie sie in den Achtzigerjahren das Kochbuch ihrer Mutter aus dem Müll fischte, weil diese die Gerichte nicht mehr kochen konnte. Eine andere Dame verriet, dass ihre Mutter ihr die Rezepte auf dem Sterbebett noch ins Ohr geflüstert hatte. „Das zeigt, was für einen emotionalen Wert diese Kochbücher haben“, betont Reiners.
Dieser Wert soll an die jüngere Generation weitergegeben werden. „Wir wollen den Omas etwas zurückgeben.“ Das soll nicht nur auf der emotionalen Ebene geschehen. Sie sollen auch die Möglichkeit haben, ihre teilweise sehr niedrige Rente aufzubessern.
Kochvideos sollen Omas vor Einsamkeit im Alter retten
Dazu trug etwa Oma Idas Eiersalat-Rezept von 1869 bei. Zusammen mit einer „Kuli Hood“-Schürze wird das Rezept mittlerweile in ausgesuchten Regional- und Biomärkten verkauft. „Die Schürzen wurden von den Seniorinnen liebevoll in einem Glas verpackt. Jeder Kauf unterstützt unsere Omas“, erklärt Reiners.
Um gegen die Einsamkeit anzukämpfen, werden auch vermehrt Videoprojekte für YouTube realisiert, in denen die Omas ihre Rezepte vorkochen. „Für unsere Videos suchen wir derzeit Partner, die uns dabei unterstützen“, ruft Reiners auf.
Genauso freuen sie und ihr Team sich über weitere Einsendungen von zahlreichen Rezepten und Kochbüchern. „Natürlich sind wir auch offen für Opas“, fügt Reiners hinzu.
Der Kontakt kann unter der E-Mail Adresse info@kulihood.de hergestellt werden. Außerdem werden weitere Aktionen für die Weihnachtszeit bereits geplant.