Ruhe statt WohnungIch bin der letzte Camper von Aggerstrand
Lohmar – Zugewucherte Wege, ungestutzte Hecken, umgekippte Wohnwagen, zerstörte Schuppen – der Campingplatz „Aggerstrand“ wurde verkauft. Alle Bewohner sind weg. Alle – bis auf Gerd Engel (49). Er ist der letzte Camper vom Aggerstrand.
"Die Stadt hat mir angeboten, in so eine Notunterkunft zu ziehen, aber das mach’ ich nicht. So ein Zimmer mit all den anderen Leuten. Und außerdem: Wo soll ich denn meine ganzen Sachen hintun?“, fragt sich der Frührentner, der von wenigen Hundert Euro im Monat lebt. Er wohnt seit drei Jahren auf dem Campingplatz, direkt zwischen der B 484 und der Agger.
Vor sechs Wochen kaufte der Aggerverband den Campingplatz – und schloss ihn. Engel blieb.
Er vertreibt sich die Zeit vor allem mit Basteln und Werkeln. „Es gibt so viel zu tun hier für mich. Ständig muss was repariert werden, ich finde überall etwas, das ich brauchen kann.“ Das sieht man.
Sein Reich besteht aus drei Wohnwagen, von denen er einen sein „Büro“ nennt. Der Vorbau ist zugestellt mit Fahrrädern, Kisten und Möbeln. Auch der Schlafraum ist vollgestopft, ein schmaler Korridor führt zum Bett.
Lange schlafen ist nicht: „Ich wache morgens früh auf, sobald der Berufsverkehr losgeht, die Straße ist direkt neben dem Platz.“ Dann geht Gerd sich in der Agger waschen, denn Wasser aus der Leitung gibt es längst nicht mehr. Strom? Fehlanzeige! „Ich habe zwei Generatoren, die werfe ich manchmal an.“ Seine Gasheizung ist kaputt. Was er macht, wenn es richtig kalt wird, weiß er nicht.
Offen ist auch, wie lange Gerd Engel überhaupt bleiben darf. Der neue Eigentümer möchte die Fläche bis zur Agger renaturieren – so lange ist Engel geduldet. „Ich würde am liebsten in einer Hütte im Wald wohnen, wo man mich in Ruhe lässt“, sagt Engel.