Sohn Sebastian (23) exklusiv im EXPRESSVater fuhr mit der Leiche im Kofferraum zu McDonald’s

Sebastian P. (23), Sohn der einbetonierten Sigrid, beim Gespräch mit EXPRESS.

Königswinter/Bonn – Er ist blass, hat seit einer Woche keinen Bissen runtergebracht. Sebastian P. (23) ringt um Fassung. Sein Leben – seit dem 30. Oktober ist es ein wahrer Alptraum. An dem Tag stemmten Polizisten seine seit 2008 vermisste Mutter Sigrid P. hinter einem Weinregal aus dem Kellerbeton der Reihenhaushälfte in Ittenbach, in der er aufwuchs.

Seitdem kann Sebastian kaum mehr schlafen. Zu grausig sind die Einzelheiten, die er nach und nach erfährt. Vater Gerd (52) hat bereits gestanden, seine Frau erwürgt zu haben. Doch bevor er sie einbetonierte, versteckte er sie im Kofferraum des Familienautos, ein Geländewagen Nissan X-Trail – um damit Sebastian und seine Schwester abzuholen!

Bevor er sie einbetonierte, versteckte er sie im Kofferraum

Sebastian ringt um Fassung, als er sich mit EXPRESS im Kölner Maritim trifft, um zum ersten Mal ein Interview zu geben. Er trinkt Wasser. „Seitdem die Leiche meiner Mutter gefunden wurde, habe ich kein Hungergefühl“, sagt er.

An den 14. Februar 2008 erinnert sich der 23-Jährige so, als wäre es gestern. „Mein Vater rief mich in der Schule an und meinte, wir müssten reden“, erzählt er gefasst. „Da wussten wir noch nichts.“ Er habe seine drei Jahre jüngere Schwester abgeholt, sei mit ihr zum Treffpunkt bei McDonald’s gefahren. „Dort erzählte unser Vater, dass unsere Mutter abgehauen sei. Sie hätte ihre Sachen gepackt und sei weg. Ich war geschockt, glaubte ihm aber.“

Wie eiskalt sein Vater war, erfuhr Sebastian erst jetzt. „Wir fuhren mit ihm anschließend in seinem blauen Nissan mit nach Hause. Da lag meine Mutter hinten im Kofferraum“, erzählt er leise. Damals ahnte er es nicht. „Wir hätten nur unsere Schulranzen hinten rein tun müssen und hätten sie gefunden…“

Einige Tage später verkaufte sein Vater das Auto. Und fing an, im Keller zu werkeln. Im 15 Meter großen Vorratskeller baute er ein zwei Meter langes und 1,60 Meter hohes Weinregal. „Er stapelte dazu Steine, in denen Löcher für Weinflaschen sind. Er kam aus der Gastronomie, kannte sich mit Weinen gut aus. Daher hat sich keiner was dabei gedacht“, erzählt der Sohn.

Er versteigerte den Schmuck seiner Frau bei Ebay

Von den Nachbarn bekam auch niemand was mit. Nichts davon, wie Gerd P. die Steine und Betonsäcke ins Haus schleppte, dann die Leiche. Auch nicht, dass er Kleidung, Schuhe und Schmuck seiner Frau Sigrid bei Ebay versteigerte. Er hatte immer behauptet, sie hätte die Sachen bei ihrem freiwilligen Auszug mitgenommen. „Wie konnte er alle so täuschen? Ich werde es niemals verstehen“, sagt Sebastian leise und fasst sich an sein Herz. „Dort ist so ein Druck…“

Der 23-Jährige erinnert sich inzwischen mit Grauen an ein Gartenfest im Sommer 2008. „Uns ging das Bier aus, ich bin dann mit zwei Jungs in den Keller und habe Weinflaschen aus dem Regal genommen. Dass dahinter meine Mutter lag… Ich kann das nicht fassen.“

Bereits drei Monate, nachdem die Mutter „weg“ war, habe sein Vater eine Freundin gehabt. Und: Er soll in der Zeit Sigrids Lebensversicherung gekündigt haben. „Beim Anwalt kam jetzt raus, dass er ihre Unterschrift gefälscht hatte“, so der Sohn.

Krass auch: Rund zwei Jahre später richtete sich Sebastians Schwester im „Spielekeller“, in dem Vater Gerd auch seine Modelleisenbahn hatte, ihr Zimmer ein. Sie verlegte auf dem Kellerboden Laminat, machte es sich gemütlich. „Doch sie konnte nachts dort nie mehr als drei Stunden schlafen“, erzählt ihr Bruder. Das geheime Betongrab der Mutter lag nur wenige Schritte davon entfernt.

Sebastian selbst wurde Ende 2008 von seinem Vater aus dem Haus geworfen. Weil er angeblich zu viel Party machte, sich nicht um einen Job kümmerte – oder, weil er unangenehme Fragen stellen könnte? „Meine Schwester war da erst 15, sie konnte er erstmal mit Geschenken ablenken.

Aber ich war schon 18. Kurz bevor unsere Mutter verschwand, hatte sie mit mir im Waschkeller geredet, mir eindringlich gesagt, ich soll nichts auf den Wunsch meines Vaters unterschreiben. Dass sie Geldprobleme hatten, war mir nicht klar.“

Mitte September 2013 hatte sein Vater wieder geheiratet. „Das muss man sich vorstellen“, so Sebastian aufgebracht, „als meine Schwester 2011 heiratete, hat er sich schon bei der Standesbeamtin erkundigt: Wenn die Frau verschwunden sei, wann man neu heiraten könne.“