Anti-Terror-Einsatz in NRWBrüder sollen Anschlag geplant haben – an Tag, an dem alle feiern

Die Polizei hat in Nordrhein-Westfalen mutmaßliche Pläne zu einem Anschlagsversuch durchkreuzt. Jetzt gibt es neue, schockierende Informationen.

Nach der Festnahme zweier Brüder (25, 32) in Castrop-Rauxel verdichten sich die Hinweise auf einen geplanten islamistischen Anschlag. Laut einem Bericht des NRW-Justizministeriums sollen die Verdächtigen einen Anschlag zu Silvester 2022 geplant haben.

Der Bericht ist am Montag (16. Januar 2023) veröffentlicht worden. Inzwischen fanden auch weitere Durchsuchungen statt. Dabei wurden in Wohnung und Garagen der Tatverdächtigen weitere Beweismittel beschlagnahmt.

Castrop-Rauxel: Telegram-Nutzer plane „terroristischen Anschlag“

Laut dem schriftlichen Bericht an den Rechtsausschuss des Landtags in Düsseldorf erhielt das Bundeskriminalamt (BKA) vor der Festnahme der Iraner eine Warnung, dass ein in Deutschland ansässiger Nutzer des Onlinediensts Telegram einen „terroristischen Anschlag“ plane. Dieser stehe im Auftrag der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Es sei geplant, am Silvesterabend „eine größere Menschengruppe anzugreifen“.

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„Zu diesem Zweck plane der Nutzer die Beschaffung von Rizin oder Cyanid zur Verwendung als Gift oder für die Herstellung eines weiteren gefährlichen Stoffs“, hieß es laut Justizministerium weiter. Wegen Beschaffungsschwierigkeiten habe der Telegram-Nutzer über den Dienst geäußert, den Tatplan an Silvester nicht verwirklichen zu können. Er habe jedoch im Internet den „letzten notwendigen Grundstoff“ – Eisenpulver – erworben und erwarte dessen Lieferung am 6. Januar.

Anti-Terror-Razzia in Castrop-Rauxel: BKA wurde vor Anschlag gewarnt

Das Bundeskriminalamt (BKA) wurde demnach bereits am 30. Dezember 2022 vor dem Anschlag gewarnt. Am 6. Januar wurde dem BKA schließlich eine IP-Adresse zur Identifizierung des Verdächtigen mitgeteilt. Die Warnung war der Behörde laut dem Bericht durch „internationalen Nachrichtenaustausch“ zugegangen.

In der Folge wurde der Durchsuchungsbeschluss gegen die zusammen lebenden Iraner erwirkt. Die Behörden durchsuchten daraufhin bei einer Anti-Terror-Razzia in der Nacht zu Sonntag (8. Januar) Wohnung und Garagen. Dabei konnten zunächst keine Giftstoffe entdeckt werden.

Die Brüder wurden festgenommen und sitzen inzwischen in U-Haft. Gegen die beiden iranischen Staatsangehörigen besteht der dringende Verdacht der Verabredung zu Mord.

Der jüngere der Brüder verbüßte zum Zeitpunkt seiner Festnahme noch eine Strafe wegen versuchten Mordes. Demnach war der 25-Jährige 2019 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil er in betrunkenen Zustand nachts einen großen Ast von einer Brücke auf die A45 geworfen hatte. Der Ast traf ein Auto. Seit seiner Verurteilung ist er wegen einer Suchterkrankung in einer Entziehungsanstalt in Hagen untergebracht.

Angesichts einer Lockerung durfte er aber am Wochenende teils bei Familienangehörigen übernachten, wie die Dortmunder Staatsanwaltschaft mitteilte. Daher war er bei dem SEK-Einsatz in der Wohnung seines Bruders in Castrop-Rauxel gewesen.

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Nach dem Anti-Terror-Einsatz ermittelt die Polizei nach Worten von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) mit Hochdruck.

„Wir hatten einen ernstzunehmenden Hinweis, der die Polizei dazu veranlasst hat, noch in der Nacht zuzugreifen“, sagte Reul am Morgen nach dem Einsatz der Deutschen Presse-Agentur. Nun müssten die Ergebnisse der Ermittlungen abgewartet werden. (dpa/iri)