Ein Kraftwerk nahe DeutschlandBelgien darf längeren Betrieb von Atommeilern mitfinanzieren

Die EU-Kommission gibt nun grünes Licht unter anderem dafür, dass der belgische Staat sich an einem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen zur Deckung der erforderlichen Investitionsausgaben zu 50 Prozent beteiligen darf. (Archivfoto)

Die EU-Kommission gibt nun grünes Licht unter anderem dafür, dass der belgische Staat sich an einem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen zur Deckung der erforderlichen Investitionsausgaben zu 50 Prozent beteiligen darf. (Archivfoto)

Zwei belgische Atomreaktoren laufen zehn Jahre länger als geplant. Das hat die Regierung des westlichen Nachbarlandes bereits entschieden. Die EU-Kommission gibt nun grünes Licht für die Pläne.

Der belgische Staat darf die Laufzeitverlängerung von zwei Atomreaktoren im Land finanziell unterstützen. Die EU-Kommission in Brüssel genehmigte die Beihilfe, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Angesichts der Sorge um die Energie-Versorgungssicherheit und mit Blick auf den russischen Angriff auf die Ukraine hatte Belgiens Regierung 2022 beschlossen, den Atomausstieg des Landes um zehn Jahre zu verschieben. Jeweils ein Meiler der beiden belgischen Kernkraftwerke soll bis 2035 am Netz bleiben. Eins der Kraftwerke liegt unweit der Grenze zu Deutschland.

Die EU-Kommission gibt nun grünes Licht unter anderem dafür, dass der Staat dem Betreiber stabile Einnahmen für zehn Jahre gewährleistet und die Verantwortung für die radioaktiven Abfälle und abgebrannten Brennelemente übernimmt - gegen Zahlung eines Pauschalbetrages. Auch darf er sich an einem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen zur Deckung der erforderlichen Investitionsausgaben zu 50 Prozent beteiligen.

Belgien verfügt in den zwei Kernkraftwerken über insgesamt sieben Reaktoren - drei wurden allerdings bereits vom Netz genommen. (Archivfoto)

Belgien verfügt in den zwei Kernkraftwerken über insgesamt sieben Reaktoren - drei wurden allerdings bereits vom Netz genommen. (Archivfoto)

Drei von sieben Meilern in Belgien laufen nicht mehr

Belgien verfügt in den zwei Kernkraftwerken über insgesamt sieben Reaktoren - drei wurden allerdings bereits vom Netz genommen. Ursprünglich sollten auch die zwei nun länger laufenden Reaktoren in den Kraftwerken Doel nahe der Stadt Antwerpen und Tihange 2025 abgeschaltet werden. Das Kraftwerk Tihange liegt etwa 60 Kilometer von Aachen in Nordrhein-Westfalen entfernt.

In Deutschland sorgen die belgischen Atommeiler aus den 1970er und 80er Jahren immer wieder für Diskussionen. So wurden bei Reaktoren im Nachbarland mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Unter anderem die Stadt Aachen und die Bundesregierung forderten deswegen in der Vergangenheit wiederholt die Stilllegung.

Neue Regierung will weiter verlängern

Die neue belgische Regierung will laut Koalitionsvertrag auch weiter auf Atomkraft setzen. Das rechts-angeführte Bündnis aus fünf Parteien ist seit Anfang Februar im Amt. Die Regierung wolle ein ehrgeiziges Programm zur Wiederbelebung der Atomindustrie in Belgien auflegen und neue Kernreaktoren bauen, heißt es in dem Koalitionsvertrag. Kurzfristig sollen demnach bestehende Kapazitäten verlängert und langfristig in den Bau neuer Kapazitäten investiert werden. (dpa)