Statt friedlicher Böllerei gab es beim Jahreswechsel zuletzt immer wieder Angriffe auf Polizei und Feuerwehr. In diesem Jahr setzen einige NRW-Städte auf Verbote – andere nicht.
JahreswechselBöllerverbote und hohe Polizeipräsenz in der Silvesternacht
Mit Böllerverbotszonen und starker Polizeipräsenz wollen die Behörden in Nordrhein-Westfalen für einen friedlichen Jahreswechsel sorgen. Die Einsatzkräfte bereiten sich vor allem in den Städten auf einen Großeinsatz vor. Zuletzt hatten laut Innenministerium landesweit 6600 Polizisten die Silvesternacht abgesichert.
In der Silvesternacht 2024/25 werde noch einmal deutlich mehr Personal eingesetzt als an einem normalen Wochenende, sagte eine Sprecherin der Polizei Duisburg. Besonders im Fokus sind Busse und Straßenbahnen, die zuletzt etwa an Halloween in Duisburg Ziel von Böllerwürfen geworden waren.
Auch in Solingen, wo es beim vergangenen Jahreswechsel massive Auseinandersetzungen zwischen Einsatzkräften und gewaltbereiten Gruppen gab, bereitet sich die Polizei besonders gründlich vor. Im vergangenen Jahr waren dort Müllcontainer und Matratzen in Brand gesteckt worden - als die Feuerwehrleute anrückten, wurden auch sie mit Feuerwerk angegriffen.
Einsatzkräfte sollen auf die eigene Gesundheit achten
21 Beamte waren vor einem Jahr in der Silvesternacht in Nordrhein-Westfalen im Einsatz verletzt worden. Die Eigensicherung der Einsatzkräfte stehe deshalb stark im Fokus, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. „Die Kreispolizeibehörden bereiten sich intensiv auf den bevorstehenden Einsatz vor.“
Für größere Lagen stehe die Bereitschaftspolizei bereit. „Bei Störungen der öffentlichen Sicherheit und insbesondere bei Straftaten werden die Einsatzkräfte konsequent einschreiten“, betonte der Sprecher.
Große Böllerverbotszonen in Köln und Düsseldorf
In Köln setzt die Stadt zum zweiten Mal auf eine große Zone in der Innenstadt, in der nicht geböllert werden darf. Es gehe darum, die Belastung der Anwohner durch Lärm und Müll gering zu halten - vor allem aber auch um den Schutz von Polizisten und Rettungskräften, teilte die Stadt mit. Die Erfahrungen im vergangenen Jahr seien durchweg positiv gewesen. „Die Feuerwehr verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr in der Altstadt deutlich weniger Rettungseinsätze.“
Auch Düsseldorf macht die Altstadt und Teile des Rheinufers erneut zur böllerfreien Zone. In der Altstadt mit ihren engen Gassen seien durch Böllern und Raketen früher immer wieder Menschen verletzt worden, teilte die Stadt mit. Durch das seit einigen Jahren geltende Böllerverbot seien solche Einsätze deutlich weniger geworden - ebenso wie gezielte Angriffe mit Feuerwerk auf Einsatzkräfte.
Einige Städte halten nichts von örtlichen Verboten
Andere Städte wie Essen, Duisburg und Dortmund verzichten auf ein örtliches Böllerverbot. Man setze auf die Einsicht der Menschen, sagte ein Sprecher in Dortmund. In der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern oder Altenheimen sei das Zünden von Feuerwerk ohnehin grundsätzlich verboten - nicht nur in Dortmund. Man appelliere an die Menschen, das zu akzeptieren, „damit alle einen friedlichen und gefahrlosen Jahreswechsel erleben“.
Auch die Stadt Duisburg hält eine Böllerverbotszone für „nicht zielführend“. „Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf Passanten, Rettungskräfte und Polizisten ereigneten sich in den vergangenen Jahren in der Silvesternacht verteilt aufs gesamte Stadtgebiet“, sagte ein Sprecher. Dagegen könne man mit örtlichen Verboten nichts ausrichten.
Bochum hat ein Böllerverbot für zwei Straßen erlassen, in denen es in den vergangenen Jahren Angriffe mit Feuerwerkskörpern auf Polizisten gegeben hatte. In Münster sind Domplatz und Prinzipalmarkt böllerfreie Zonen. Bielefeld verbietet Pyrotechnik auf einer Partymeile am Hauptbahnhof.
Gewerkschaft warnt vor Risiken für Einsatzkräfte
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat wenig Verständnis für Kommunen, die auf Böllerverbotszonen verzichten. „Auch dieses Jahr ist damit zu rechnen, dass wieder gezielt mit Raketen auf Personen geschossen wird“, sagte GDP-Landesvize Markus Robert. „Böllerverbote schützen die Kollegen. Solche Verbotszonen können gar nicht ausgeprägt genug sein.“ (dpa)