Der Angeklagte erschien wieder nicht. Unterhaltsam war der Prozess trotzdem. Denn der Richter rief den Arzt an und ließ den ganzen Gerichtssaal mithören.
KorruptionEx-Kripo-Mann fehlt erneut vor Gericht
![Im Prozess gegen einen 62 Jahre alten Ex-Kripo-Beamten und zwei Mitangeklagte am Landgericht Mönchengladbach wurde die Anklage noch nicht verlesen. (Archivbild)](https://static.express.de/__images/2025/02/11/2774c9f3-5435-4349-9dd5-92f1ca089dc2.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=a4714c2dfd953e3e2e35779f57b52728)
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Im Prozess gegen einen 62 Jahre alten Ex-Kripo-Beamten und zwei Mitangeklagte am Landgericht Mönchengladbach wurde die Anklage noch nicht verlesen. (Archivbild)
Ein Ex-Kripobeamter soll die Hand aufgehalten, Polizeiinterna weitergegeben und sich an einer versuchten Erpressung beteiligt haben. Nachdem der Beginn des Prozesses gegen ihn in der Vorwoche gescheitert war, gab es nun vor dem Landgericht Mönchengladbach den zweiten Versuch. Wieder fehlte der 62-jährigen Angeklagte.
Die Anklage wurde deshalb nicht verlesen. „Das hat ohne die Hauptperson keinen Sinn“, erklärte der Vorsitzende Richter. Auch einer der beiden Mitangeklagten des Ex-Polizisten fehlte. Der 33-Jährige hat sich nach Polizeierkenntnissen in die Türkei abgesetzt. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt.
Der Ex-Kripo-Mann aus Schwalmtal (Kreis Viersen) fehlte diesmal entschuldigt mit dem Attest des Chefarztes einer Klinik. Dorthin war der Angeklagte in der Vorwoche kurz vor Beginn der Gerichtsverhandlung per Rettungswagen gebracht worden. Laut Attest ist er „verhandlungsunfähig“.
Gerichtssaal hört Anruf bei Arzt mit
Weil der Arzt dafür keine Gründe genannt hat, war er als Zeuge geladen. Da der Chefarzt aber nicht erschien, rief ihn der Vorsitzende Richter in der Klinik an und befrage ihn vom Gerichtsaal aus bei eingeschaltetem Lautsprecher. Der Patient habe starken Schwindel und könne nicht richtig gerade gehen, erklärte der Mediziner. „Bei uns muss er nur sitzen“, entgegnete der Richter. Entscheidend sei, ob der Angeklagte der Sitzung folgen könne.
Um das zu klären, soll der Ex-Kripo-Mann von einem unabhängigen Arzt auf seine Verhandlungs-Unfähigkeit untersucht werden. Das ordnete die Strafkammer an. Die Verhandlung soll in einer Woche fortgesetzt werden.
Der 62-Jährige soll laut Anklage die Hand aufgehalten und seine Mitangeklagten über laufende Ermittlungen informiert haben. Zudem sollen die drei versucht haben, einen mutmaßlichen Rocker wegen dessen Cannabisplantage um eine sechsstellige Summe zu erpressen. Der Fall war vor zwei Jahren aufgeflogen (dpa)