Glaubens-GroßveranstaltungKritiker stiften Verwirrung um evangelischen Kirchentag

Satire und Kritik: Der Verein «40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027» sorgt für Verwirrung.

Satire und Kritik: Der Verein „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027“ sorgt für Verwirrung.

Kirchenkritische Aktivisten wollen den Deutschen Evangelischen Kirchentag 2027 in Düsseldorf kapern. Dazu haben sie sich den Namen des Kirchentags gesichert. Das trägt nicht nur satirische Züge.

Ein satirischer kirchenkritischer Verein stiftet Verwirrung um den 2027 in Düsseldorf geplanten 40. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Noch bevor der echte Kirchentag einen Trägerverein für die Großveranstaltung 2027 gründete, ließ sich Ende Oktober 2024 ein Verein mit dem Namen „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“ im Vereinsregister des Amtsgerichts in Fulda eintragen. Fulda ist der Sitz des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages. 

Im Rheinland muss man mit Satire rechnen

Allerdings gehören die Gründer des Vereins gar nicht der evangelischen Kirche an, sondern sind teilweise Kabarettisten. Einer von ihnen, Mario Ickert, bezeichnet sich als Vorsitzender der „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“. „Wenn der Evangelische Kirchentag ins Rheinland vorstößt, dann muss er schon mal mit ein bisschen Satire und Humor rechnen“, sagte Ricarda Hinz, eines der sieben Gründungsmitglieder des Alternativ-Vereins, heute in Düsseldorf. 

Der Verein sei vorauseilend gegründet worden, „um sicherzustellen, dass die konfessionsfreie Mehrheit der Bevölkerung beim Kirchentag vertreten sein wird“, so Hinz. Der Vereinsvorsitzende Ickert sagte: „Wir wollen den Kirchentag für alle machen, nicht nur für eine kleinere Minderheit, die immer weniger wird.“ 

Kirchentag leitet rechtliche Maßnahmen ein

Der echte Evangelische Kirchentag hat bereits reagiert. Aus seiner Sicht wurden Namensrechte der Kirchentagsorganisation verletzt und es bestehe Verwechselungsgefahr. Schon Ende 2024 sei ein Amtslöschungsverfahren mit dem Ziel der vollständigen Löschung des Vereins im Vereinsregister eingeleitet worden. 

Weitere rechtliche Schritte seien bislang nicht eingeleitet worden, sagte Kirchentagssprecher Mario Zeißig der dpa. Die sieben Mitglieder des Vereins, unter ihnen auch die einstige SPD-Spitzenpolitikerin Ingrid Matthäus-Meier wollen am Freitag beraten, wie sie mit der Aufforderung umgehen.

Die Gründer des Vereins seien „offen bekennende Atheisten“, hieß es in einer Erklärung des Kirchentages. Sie hätten die „Grenzen des respektvollen Miteinanders“ überschritten. Der Kirchentag sei aber weiterhin an einem „offenen, konstruktiven, gern auch kritischen Dialog interessiert“, sagte Zeißig.

Ernsthaftes Gespräch gesucht

Der Sprecher wies Vorwürfe des Kritiker-Vereins zurück, nicht zu Kirchentagen eingeladen zu werden. Der Kirchentag nehme das „ernsthafte Anliegen, das hinter der Satire steht“, wahr und wolle mit den Kritikern ins Gespräch kommen. Satirische Maßnahmen seien beim Kirchentag „immer herzlich willkommen geheißen worden“.

Der Verein kritisiert auch die öffentlichen Zuschüsse von Stadt und Land für den Kirchentag. Der Aktionskünstler David Farago kündigte als Co-Vorsitzender an, dass er auch beim Kirchentag in Hannover in diesem Jahr Straßenaktionen machen werde. 

Der Deutsche Evangelische Kirchentag bringt alle zwei Jahre als Dialog- und Kulturveranstaltung viele tausend Menschen in einer anderen deutschen Großstadt zusammen. Dieses Jahr findet der Kirchentag in Hannover statt, 2027 dann in Düsseldorf. (dpa)