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ProzesseProzess um tödlichen Kanu-Unfall: „Ging sehr schnell“

Prozess um tödlichen Kanu-Unfall in Solingen gestartet

Prozess um tödlichen Kanu-Unfall in Solingen gestartet

Nach einem Kanu-Unfall auf der Wupper stehen in Solingen zwei Tour-Guides wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Sind sie schuld am Ertrinkungstod einer 47-Jährigen?

Nach einem tödlichen Unfall auf der Wupper müssen sich am Solinger Amtsgericht zwei Leiter einer Kanu-Tour wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Im August vergangenen Jahres war eine 47 Jahre alte Teilnehmerin ertrunken, als ihr Kanu kenterte und unter Wasser gedrückt wurde. 

Die Tour mit zwei Kanus und fünf Teilnehmern fand statt, obwohl es eine Unwetterwarnung gab und der Pegel der Wupper fast die Hochwasser-Marke erreicht hatte, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage. 

Die Tour-Guides hätten beide Kanus zu einer Art Katamaran verbunden, wohl als eine Art Sicherheitsmaßnahme. Ein Kanu sei dann aber mit einem Baumstamm kollidiert und das Gespann kippte um. Vier Teilnehmer konnten sich retten, die 47-Jährige nicht, sie ertrank.

Angeklagter beschreibt Rettungsversuche

Die Bedingungen am Tag des Unfalls seien nicht ungewöhnlich gewesen, sagte der 34-jährige Angeklagte. „Nichts, das wir nicht kannten, nichts was aus unserer Erfahrung nicht vertretbar wäre.“ Die Teilnehmer hätten eine Sicherheits-Einweisung bekommen. Sie seien sehr geschickt gewesen. 

Dann sei ein Boot gekentert, die 47-Jährige sei eingeklemmt gewesen. „Dann ging es sehr, sehr schnell. Ich wollte sie lösen, aber das Wasser stieg sehr, sehr schnell an. Ich habe immer wieder versucht, sie rauszuziehen und ihren Kopf über Wasser gehalten. Plötzlich war sie dann verschwunden.“

Als sie die bereits bewusstlose Frau wiederfanden, hätten sie sie ans Ufer gezogen. Eine Verwandte habe eine Herzmassage gestartet und er den Notruf gewählt. Der Rettungsdienst sei aber an der falschen Uferseite erschienen und habe einen weiten Umweg fahren müssen, um zu ihr zu gelangen. Das habe zehn oder fünfzehn Minuten gedauert. 

Von der Unwetterwarnung des Deutschen Wetter-Dienstes 45 Minuten vor Tourstart wollen beide Angeklagte nichts mitbekommen haben. „Auf der Nina-Warn-App hatte ich keine Unwetterwarnung“, sagte der 65-jährige Angeklagte. Aus zwei Kanus einen Katamaran zu bauen, sei eine Anweisung des Arbeitgebers gewesen für mehr Stabilität. Laut Staatsanwaltschaft ist dies je nach Kanu nicht zulässig und es erlischt dadurch sogar die Zulassung.

Fortsetzung des Prozesses geplant

Dass am Vormittag bereits ein Boot mit Wasser vollgelaufen war, sei nichts Besonderes gewesen, beteuerten die Angeklagten. „Das passiert schon mal.“ Ein höherer Wasserstand sei für eine Kanu-Tour sogar besser, weil keine Steine aus dem Flussbett ragen, sagte der 34-Jährige. Sie seien schon tausende Touren gefahren. Das Gericht hat 21 Zeugen und einen Sachverständigen geladen. Der Prozess wird am 13. Dezember fortgesetzt. (dpa)