Borussia Dortmunds U19-Coach soll den kriselnden Profis Beine machen. Mike Tullberg will Leidenschaft und Emotionen neu entfachen. Aber wohl nur für ein Spiel.
BVB-KriseRezept von BVB-Interimscoach Tullberg: Mit „Sabber im Mund“
Mit Danish Dynamite zurück in die Spur: Für Borussia Dortmunds Interimscoach Mike Tullberg zählt bei seinem möglicherweise einzigen Einsatz als BVB-Profitrainer gegen Werder Bremen nur der Sieg. Dem ordnet der 39 Jahre alte Däne alles unter und fordert bedingungslosen Einsatz der verunsicherten Mannschaft. „Mit Sabber im Mund und Messer zwischen den Zähnen – das will ich sehen“, sagte Tullberg vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky).
Wenn das mal so einfach wäre. Denn in den vergangenen Wochen und insbesondere zum Start des Kalenderjahres mit gleich vier Pleiten aus vier Pflichtspielen zeigten die mitunter hochveranlagten BVB-Stars doch arge Mentalitätsprobleme. „Ich habe ein gutes Gefühl bei den Jungs. Die haben alle Bock“, sagte Tullberg, nachdem der eigentliche U19-Coach des Bundesligisten freilich erst einmal - am Donnerstag - mit der Mannschaft trainiert hatte.
Tullberg coacht mit Leidenschaft und fordert dies auch vom Team
„Die Mannschaft hat das Fußballspielen sicherlich nicht verlernt“, befand der für sein Temperament bekannte frühere Zweitliga-Profi von Rot-Weiß Oberhausen. Um diese Fähigkeit in der Kürze der Zeit wieder freizulegen und die offensichtlichen Blockaden in den Köpfen zu lösen, ist Tullberg einerseits als Psychologe gefragt. Empathische Fähigkeiten werden dem Vertrauten von Sportchef Lars Ricken nachgesagt. Auch seine Leidenschaft hätten die Profis - allerdings nach Tullberg eigener Einschätzung - „direkt gemerkt“.
Mit viel Einsatz und Gebrüll führte er 2022 die Dortmunder U19 zur deutschen Meisterschaft. An seiner Leidenschaft an der Seitenlinie dürfte sich auch gegen Werder nichts ändern. „Ich bin so, wie ich bin“, sagte Tullberg mehrfach und versprach Vollgas-Fußball - so wie ihn die Menschen in Dortmund von ihrem BVB, der bis auf Rang zehn in der Bundesliga zurückgefallen ist, sehen wollen.
Am Ende blieb den Verantwortlichen kein andere Wahl, als Club-Idol Nuri Sahin in der Nacht auf Mittwoch nach dem 1:2 in der Champions League beim FC Bologna zu beurlauben. Satte sieben Punkte liegen die Westfalen hinter dem absoluten Minimalziel, dem Erreichen der Champions-League-Ränge.
Übergangscoach ist ein Ricken-Vertrauter
„Wir müssen eine sehr gute Rückrunde spielen, um unsere Ziele eventuell noch zu erreichen. Da ist ein Sieg gegen Bremen Pflicht“, sagte Ricken und gab dies auch Tullberg unmissverständlich mit auf den Weg. Mit dem Dänen arbeitete Ricken in seiner Zeit als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums vertrauensvoll zusammen.
Über den Samstag hinaus wird Tullberg aber wohl kaum im Amt bleiben, selbst wenn es gegen Werder eine entfesselte Dortmunder Mannschaft und den ersten Punkte-Dreier in diesem Jahr geben sollte. Ricken ist bestrebt, die endgültige Sahin-Nachfolge schnell zu regeln.
„Meine klare Aufgabe ist es, die Mannschaft bis zum Samstag zu betreuen. Damit beschäftige ich mich“, sagte Tullberg. Absprachen in Richtung Mittwoch, wenn die Westfalen gegen Schachtar Donezk um das direkte Weiterkommen in die K.o.-Runde der Champions League spielen, gebe es „überhaupt nicht“. (dpa)