KindesmissbrauchSondereinheit „Herkules“ ermittelt schwere Missbrauchsfälle

BAO «Herkules» zieht Bilanz

BAO „Herkules“ zieht Bilanz

Sie geben sich als Freunde und Helfer von Familien oder Alleinerziehenden aus: Eine Essener Sondereinheit hat schwere Fälle von Kindesmissbrauch ermittelt.

Die in Essen angesiedelte Polizei-Sondereinheit „Herkules“ zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie hat in den vergangenen zwölf Monaten mehrere schwere Fälle aufgedeckt. 

So habe ein 73-jähriger Mülheimer jahrelang die vier Kinder einer alleinerziehenden Mutter sexuell missbraucht. Er habe unter dem Vorwand, die Alleinerziehende zu unterstützen, deren Kinder in den Ferienzeiten betreut und mit auf einen Campingplatz genommen, während die Mutter arbeitete, berichtete eine Polizeisprecherin.

Im Frühling dieses Jahres hätten die Kinder ihr Schweigen gebrochen. Drei der Kinder seien sofort durch das Jugendamt in Obhut genommen worden, das vierte Kind sei zu dem Zeitpunkt bereits volljährig gewesen. Der Mülheimer sei bereits in erster Instanz verurteilt. Das Strafmaß nannte die Polizei nicht.

Missbrauch nach der Schule

Ein 45-jähriger Essener habe als Freund einer Familie zwei Kinder schwer missbraucht. Er habe sie öfter von der Schule abgeholt und mit zu sich nach Hause genommen, um sie dort zu missbrauchen. Auch in seinem Auto sei es zu sexuellen Übergriffen auf die Kinder gekommen. Die Kinder habe er mit der Drohung, ihren Eltern schlimme Dinge anzutun, zu jahrelanger Verschwiegenheit gebracht. 

Erst nach mehreren Jahren des still erlittenen Martyriums hätten sie sich ihrer Mutter anvertraut. Der 45-Jährige sei bereits zu sieben Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. 

Immer wieder Durchsuchungen

Die Task Force habe im dritten Jahr ihres Bestehens 360 Durchsuchungsbeschlüsse umgesetzt und dabei 907 Datenträger sichergestellt. Erst am vergangenen Montag sei die Sondereinheit im Großeinsatz gewesen: Die Ermittler hätten an einem Tag 17 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. 

Dabei wurden 121 Datenträger sichergestellt, die einer Datenmenge von 40 Terabyte entsprechen. Den 17 Beschuldigten werden überwiegend Herstellung, Besitz und Verbreitung von Kinder- oder Jugendpornografie oder sexueller Missbrauch von unter 18-Jährigen zur Last gelegt.

„Herkules“ setzt Arbeit fort

Die BAO (Besondere Aufbauorganisation) „Herkules“ bleibe bestehen. Sie hatte am 1. November 2021 ihre Arbeit aufgenommen. „Mit großer Wahrscheinlichkeit erleidet ein Kind oder ein Jugendlicher irgendwo in Essen oder Mülheim an der Ruhr genau jetzt in diesem Augenblick sexuelle Gewalt“, sagte der Leiter der BAO, André Dobersch. Dies sei der Ansporn, diese Kinder möglichst schnell aus den Fängen der Pädokriminellen zu befreien. 

Wer Hinweise auf möglichen sexuellen Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen hat, kann nicht nur die Notrufnummer 110, sondern auch das Hinweistelefon 0800 0 431 431 anrufen. An die Nummer könnten sich Menschen wenden, die der Polizei niedrigschwellig Beobachtungen melden wollen, die auf sexuellen Missbrauch oder Kinderpornografie hindeuten könnten. (dpa)