GesundheitWeichmacher in Sonnencreme - Behörden wollen Druck erhöhen

Ein guter Sonnenschutz ist gerade im Sommer wichtig. Doch Behörden hatten in Sonnencremes zuletzt gefährliche Weichmacher entdeckt. (Symbolbild)

Ein guter Sonnenschutz ist gerade im Sommer wichtig. Doch Behörden hatten in Sonnencremes zuletzt gefährliche Weichmacher entdeckt. (Symbolbild)

In Sonnencremes wurden gesundheitsschädliche Weichmacher entdeckt. Behörden drängen Hersteller nun, die Verunreinigungen zu reduzieren. Verzichten auf Sonnenschutz sollte trotzdem niemand.

Nach dem Fund von gesundheitsgefährdenden Weichmachern in Sonnencremes wollen die Behörden den Druck auf die Industrie erhöhen. Hersteller sollen zunächst auf freiwilliger Basis dafür sorgen, dass die Konzentration des Weichmachers in ihren Produkten deutlich sinkt, schreiben das nordrhein-westfälische Umwelt- und das Verbraucherschutzministerium in einem Bericht an den Landtag.

Inzwischen seien auch Behörden auf Bundesebene und in der EU in der Sache aktiv geworden.

Sonnenbad ohne Schutz ist noch gefährlicher

Aus Sorge vor dem Weichmacher auf Sonnencreme verzichten, sollte aber niemand. Die Gefahr, sich ungeschützt der Sonne auszusetzen, sei deutlich größer, betonten die Ministerien in ihrem Bericht. Denn UV-Strahlung sei die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs.

Das Verbraucherschutzmagazin „Öko-Test“ schreibt, dass ein kleines Kind nach aktuellem Forschungsstand täglich mit mehr als einem Kilo Sonnencreme eingeschmiert werden müsse, um in die Nähe bedenklicher Aufnahmemengen über die Haut zu kommen.

Stoff in Kosmetikprodukten verboten

Kontrolleure in NRW hatten vor gut einem Jahr erstmals ein Abbauprodukt des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) im Urin kleiner Kinder festgestellt. Mehr als jedes zweite untersuchte Kind zwischen zwei und sechs Jahren war betroffen. Daraufhin gab es Untersuchungen in anderen Bundesländern, die zu ähnlichen Ergebnissen kamen.

Durch wissenschaftliche Untersuchungen habe man eindeutig nachweisen können, dass der Weichmacher im Körper der Kinder aus Sonnencremes stamme - genauer gesagt aus verunreinigten Filtern gegen die UV-A-Strahlung der Sonne, heißt es in dem Bericht.

DnHexP kann Tierversuchen zufolge die Fruchtbarkeit schädigen. Außerdem weisen Untersuchungen darauf hin, dass der Stoff das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöht. Deshalb darf DnHexP in Europa zur Herstellung von Kosmetikprodukten und Spielzeug seit Jahren nicht mehr verwendet werden. Das tun die Firmen wohl auch nicht. Allerdings könne der Weichmacher bei der Produktion von UV-Filtern für Sonnencremes als Verunreinigung entstehen, schreiben die Ministerien.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen „sehr unwahrscheinlich“

Allerdings betont das Bundesamt für Risikobewertung, dass negative Auswirkungen auf die Gesundheit durch Sonnencremes selbst bei stärkeren Verunreinigungen „sehr unwahrscheinlich“ seien. 

Die NRW-Behörden wollen sich trotzdem nicht damit abfinden, dass der Weichmacher in Sonnencremes enthalten ist. Denn bei einigen der untersuchten Kinder seien im Urin Konzentrationen des Weichmachers festgestellt worden, „bei denen eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht mehr mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden kann“, schreiben die Ministerien.

Längst nicht alle Produkte sind betroffen

Das Chemische Untersuchungsamt NRW habe deshalb 42 Sonnenschutzmittel untersucht. In 14 Prozent der Mittel sei DnHexP nachgewiesen worden - in den anderen nicht.

Da es also technisch möglich sei, Sonnencreme so herzustellen, dass es nahezu keine Verunreinigung mit dem Weichmacher gibt, werde von den Behörden derzeit der Druck auf die Kosmetikindustrie erhöht. Die Behörden stünden dazu mit der Branche in Kontakt. In NRW soll die zuständige Lebensmittelüberwachung kontrollieren, ob die Unternehmen den Gehalt von DnHexP in ihren Produkten tatsächlich senken.

Erste Ergebnisse, was der Druck der Behörden bewirkt, sollen im zweiten Halbjahr 2025 veröffentlicht werden. Die nächste großangelegte Urinuntersuchung bei Kindern ist dann in den Jahren 2026/27 geplant. (dpa)