JahreswechselNRW feiert weitgehend friedlich - Toter bei Böller-Unfall

Die meisten Menschen feierten den Jahreswechsel friedlich.

Die meisten Menschen feierten den Jahreswechsel friedlich.

Das neue Jahr beginnt in NRW weitgehend friedlich. Aber es gibt über 4.000 Polizeieinsätze, Böllerattacken auf Beamte und sogar einen Toten nach der Explosion eines selbst gebauten Sprengsatzes.

NRW-weit haben in der Silvesternacht Zehntausende Menschen friedlich den Beginn des neuen Jahres gefeiert. Daneben gab es aber mehr als 4.400 Polizeieinsätze, gezielte Angriffe auf Einsatzkräfte mit Pyrotechnik und sogar einen Böller-Toten nach der Explosion eines vermutlich selbstgebauten Sprengsatzes in Geseke im Kreis Soest.

„Ob es halbstarke Jugendliche mit zu vielen Böllern in der Tasche sind, Angriffe auf Einsatzkräfte oder Leute, die nicht wissen, wann Schluss mit Alkohol ist – für die Einsatzkräfte ist der Jahreswechsel immer eine besondere Lage“, erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Die Polizei sei gut vorbereitet gewesen und habe mit rund 7.000 Beamten viele „Chaoten frühzeitig aus dem Verkehr gezogen“, sagte Reul.

Weniger verletzte Polizisten

Bei Silvestereinsätzen seien 169 Menschen in Gewahrsam und 13 Menschen vorläufig festgenommen worden, hieß es in einer vorläufigen Bilanz des Innenministeriums am Neujahrstag. Bei Angriffen auf Einsatzkräfte wurden demnach weniger Polizisten verletzt: 17 Beamte, sieben weniger als zum Jahreswechsel 2023/2024.

Böller-Toter starb vermutlich durch selbst gebauten Sprengsatz

Der Tote von Geseke sei ein 24-jähriger Mann aus dem Kreis Paderborn, der nach ersten Erkenntnissen der Kreispolizei Soest bei der Explosion eines selbstgebauten Sprengsatzes starb. Der Mann habe den pyrotechnischen Gegenstand 200 Meter von seiner Familie entfernt auf einem Feld abgelegt. „Das mutmaßliche Selbstlaborat explodierte und verursachte schwere Verletzungen. Der 24-Jährige war sofort tot“, teilte die Polizei mit.

In Duisburg wurde ein Mann schwer verletzt, als ein Böller in seiner Hand explodierte. Er kam in ein Krankenhaus, wie die Feuerwehr mitteilte. Auch in Bocholt im Münsterland erlitt ein Mensch schwerste Verletzungen durch Feuerwerkskörper und kam in eine Klinik. 

Körperverletzungsdelikte wurden laut der Bilanz in 362 Fällen zur Anzeige gebracht, davon handelte es sich in 245 Fällen um gefährliche Körperverletzung. Im Vergleich zum Vorjahr wurden deutlich mehr Sachbeschädigungen zur Anzeige gebracht. Die Polizei NRW registrierte hier 645 Strafanzeigen.

Viel Arbeit auch für die Feuerwehr

Für Feuerwehrleute und Rettungskräfte war die Silvesternacht vielfach arbeitsreich: Auch in diesem Jahr rückten sie zu zahlreichen Bränden und Unfällen mit Raketen und Böllern aus - etwa, weil Feuerwerkskörper Mülltonnen, Buschwerk oder Balkone in Brand gesteckt hatten. In Duisburg zerstörte die Detonation eines verbotenen Böllers Teile eines Restaurants. 

Am Bonner Hauptbahnhof feuerten Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren eine Silvesterrakete auf einen schlafenden Obdachlosen ab. Der Mann erlitt einen Schock, wie die Polizei mitteilte. Die Verdächtigen sollen die Tat mit einem Mobiltelefon gefilmt haben. Drei der vier Jugendlichen seien auf Bildern der Überwachungskamera erkannt und gestellt worden. 

Einsatzkräfte mit Feuerwerk beschossen

Mehrere Polizeileitstellen berichteten auch von Angriffen mit Pyrotechnik auf Einsatzkräfte. So beschossen Unbekannte in mehreren Kölner Stadtteilen Polizei und Feuerwehr mit Feuerwerkskörpern. Drei Beamte seien durch Böller verletzt worden. So habe ein Mann im Stadtteil Porz einem Polizisten einen Böller gegen den Hals geworfen, als die Polizei einen Löscheinsatz der Feuerwehr abgesichert habe. Der Beamte war dienstunfähig, wie die Kölner Polizei mitteilte.

In Gelsenkirchen warfen Unbekannte zwei Raketen und einen Böller auf Feuerwehrleute, die gerade einen Mülltonnenbrand löschten. Auch in Leverkusen sind laut Polizei Einsatzkräfte während der Löscharbeiten mit Pyrotechnik beworfen worden, die in unmittelbarer Nähe explodierten. In Hagen nahm die Polizei einen 24-Jährigen in Gewahrsam, der einen Streifenwagen mit Böllern beworfen hatte. 

In 54 Fällen seien Einsatzkräfte aus einer Gruppe heraus mit Pyrotechnik angegriffen worden, hieß es in der landesweiten Bilanz.

Böllerverbotszonen nur teilweise respektiert

Die Böllerverbotszonen etwa in Köln, Düsseldorf und Münster wurden laut Polizei nur teilweise respektiert. In Köln sei das Böllerverbot insbesondere am Rhein nahe der Altstadt immer wieder missachtet worden, sagte ein Sprecher der Polizei. In Düsseldorf registrierte die Polizei 148 Verstöße in den dortigen Verbotszonen. Mehr als 2.500 Feuerwerkskörper beschlagnahmten die Beamten und vernichteten sie in mit Wasser gefüllten Containern.

Andere Städte wie Essen, Duisburg und Dortmund hatten auf ein örtliches Böllerverbot verzichtet. Man setze auf die Einsicht der Menschen, sagte ein Sprecher in Dortmund. Die Polizei habe aber vor allem bekannte Hotspots im Blick, sagte ein Essener Polizeisprecher.

Dazu sei beispielsweise eine mobile Videoüberwachungseinheit, die sonst in der Essener Innenstadt im Einsatz sei, zur Beobachtung an den Wasserturm an der Steeler Straße verlagert worden, so die Polizei. Dort habe es in der Vergangenheit öfter Ausschreitungen gegeben. Die Duisburger Polizei hatte eine Anlage an der Paulskirche in der Industriestadt aufgebaut. (dpa)