In Nordrhein-Westfalen gibt es immer weniger Gaststätten - insbesondere die Zahl der Kneipen sinkt. Woran liegt das? Und was kann getan werden, um den Trend zu stoppen?
KneipensterbenZahl der Kneipen in NRW deutlich gesunken
![«Feiert schön» steht an einer Kneipe in Köln - ihre Zahl sinkt (Symbolbild)](https://static.express.de/__images/2025/02/08/930491e8-5dda-4601-ad54-fcaa308906d4.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1284&fm=jpeg&s=6634ae47f7ee98a2459876c7a38dcc6c)
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„Feiert schön“ steht an einer Kneipe in Köln - ihre Zahl sinkt (Symbolbild)
Die Zahl der Kneipen ist in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Zwischen den Jahren 2006 und 2023 sei sie um fast 42 Prozent gesunken, wie das Statistische Landesamt IT.NRW auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitteilt. Während 2006 noch gut 14.000 Kneipen gezählt wurden, waren es bei der letzten Zählung 2023 nur noch gut 8.000.
Die Pandemie habe diesen Prozess noch einmal verstärkt, sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in NRW. Die Zahl der Gastronomiebetriebe insgesamt ist laut IT.NRW von knapp 50.000 im Jahr 2006 auf gut 42.000 im Jahr 2023 gefallen - auch weil die Zahl der Restaurants relativ stabil blieb.
Was sind die Gründe für das Kneipensterben?
„Die Rahmenbedingungen in der Gastronomie insgesamt waren in den letzten Jahren besonders herausfordernd. Die wirtschaftliche Lage war und ist angespannt“ erklärt Hellwig. Auch nach der Corona-Pandemie habe sich die Lage nicht wirklich verbessert, die Umsätze lägen noch immer unter denen vor der Pandemie, man habe Fachkräfte verloren und teilweise noch Hilfen und Kredite zurückzuzahlen.
„Dem erhofften „Befreiungsschlag“ nach Corona folgte 2022 der Ukraine-Krieg. Der eingetretene hohe Kostendruck, der Arbeits- und Fachkräftemangel und die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen belasten die Branche“, so der Dehoga-Sprecher.
Eine große Herausforderung bleibe „die überbordende Bürokratie, die vor allen Dingen bei kleineren Betrieben immer schwerer zu stemmen ist, weil gleichzeitig andere Themenfelder im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit ebenfalls bearbeitet werden müssen“.
Wie geht es mit dem Gastgewerbe weiter?
Hellwig ist sicher, dass die Gastronomiebetriebe auch in Zukunft eine wichtige Rolle haben werden, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich als eine Art „zweites Wohnzimmer“ für die Menschen in Städten und auf dem Land. Wie genau es weitergeht und welche Preise angeboten werden können, hänge aber von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. „Technische Veränderungen und digitale Prozesse werden helfen können.“
Grundsätzlich gebe es aber veränderte Freizeitgewohnheiten. Diese und Veränderungen im Konsumverhalten tragen seiner Ansicht nach zu einer stärkeren Bedeutung von Cafés zum Nachteil traditioneller Kneipen bei. „Rein getränkeorientierte Konzepte werden sicherlich in einer großen Nische gut existieren können, aber nicht mehr in der großen Zahl wie das zu klassischen „Eckkneipen-Jahren“ der Fall war“, glaubt der Dehoga-Sprecher.
Wenn man eine abwechslungsreiche, zukunftsfähige und flächendeckende Gastronomie in Deutschland erhalten wolle, sei eine Wiedereinführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen sowie eine Wochen- statt einer Tageshöchstarbeitszeit nötig. Es brauche zudem Bürokratieabbau, eine Begrenzung der Sozialversicherungsbeiträge, einen von der Mindestlohnkommission statt der Politik festgelegten Mindestlohn sowie mehr Fachkräfteeinwanderung. (dpa)