171 Frauen, 95 AufseherDeutschlands modernster Frauenknast

Deutschlands modernster Frauenknast steht in Düsseldorf.

Willich/Anrath – Kaum eine verpasste in der alten Frauenvollzugsanstalt Willich II die TV-Seifenopfer „Hinter Gittern – der Frauenknast“.

Intrigen, Rivalität und Gewalt sind im gerade erst bezogenem neuen Gefängnis „eher die Ausnahme“, berichtet Mörderin Janine Z. (33): „Wir haben gegen die TV-Serie beim Sender protestiert.“

Janine ist eine von 171 Häftlingen in Deutschlands modernstem Frauengefängnis. EXPRESS durfte rein, bekam eine „Besuchserlaubnis“.

Der alte Backsteinbau, in dem einst RAF-Terroristin Verena Becker und die später vom Giftmord freigesprochene Maria Rohrbach saß, steht jetzt leer. Vor zehn Wochen hieß es „Sachen packen“. Janine musste mit 170 „Kolleginnen“ umziehen. Die Karton-Karawane zum Neubau glich eher einem Trauerzug. Viele Frauen weinten, als hätten sie ihre Wohnung verloren. Zu sehr hatten sie sich im alten Knast „eingelebt“. Damit ist es vorbei.

Rund 1.000 Frauen sind in NRW derzeit in sieben Frauengefängnissen inhaftiert. Willich II ist bundesweit der neueste und modernste Knast. Für die 171 Frauen zwischen 21 und 74 Jahren aber noch „gewöhnungsbedürftig“.

Der neue Bau kostete 49 Millionen Euro, hat einen hohen Sicherheitsstandard. Ausbruchsversuche, bei Frauen eher selten, scheitern spätestens vor der neuen 5,50 Meter hohen Mauer mit Stacheldraht und Bewegungsmeldern. Die Zellen-Etagen sind abgeschottet, nur über Sicherheitstüren erreichbar. In fast allen 10 Quadratmeter großen Zellen stehen Fernseher. Sie sind abgeteilt in eine „Wohnfläche“ und einen Sanitärraum. Einzelzellen sind die Regel. Die Frauen möchte alleine sein.

Die „Langstraflerinnen“ haben eine eigene Etage, dürfen sich besuchen. Die Fenster sind „mannshoch“, lassen viel Licht herein. Auch an Intimes wurde gedacht: Die Unterwäsche waschen die Frauen selbst, müssen sie nicht zur Wäscherei vom Männerknast Willich I geben.

Viele dürfen ohne Aufsicht Besuch ihrer Partner in einer „Besucherwohnung“ empfangen. Niemand schaut zu, wenn man sich dabei näherkommt. Knast-Chefin Renate (44) Gaddum:„Im Altbau war kein moderner Vollzug möglich. Wir haben 95 qualifizierte Vollzugsmitarbeiter, davon ein Drittel männlich. Alle haben bessere Arbeitsbedingungen. Mit einer Turnhalle, Fitness-Räumen, Gewächshaus und Sportplatz, können wir mehr Freizeitangebote machen. Mit modernen Werkstätten und Schulungsräumen können wir die Frauen viel besser auf ihre Entlassung vorbereiten. “

Für elf „Lebenslängliche“, die mindestens 15 Jahre sitzen müssen, wird das noch etwas dauern. Darunter Nicole (42, Name geändert) aus Köln, die noch viereinhalb Jahre „vor der Brust“ hat. Sie hatte ihren Lebensgefährten umbringen lassen. Nicole: „Ich habe meine Tat tief bereut, eine Perspektive gefunden und neue Fähigkeiten entdeckt. Ich male, hatte draußen schon Ausstellungen.“

Renate Gaddum: „Wir haben 60 Prozent Frauen mit Delikten rund um Drogen-Beschaffungskriminalität. Da bieten wir jede Hilfe an, um Rückfallgefahren zu vermindern.“