Ausgetwittert!Düsseldorfer Uni wirft „X“ in die Mülltonne
Solche Mitteilungen ist man von der höchst seriösen Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität nicht gewöhnt: Mit einer bitterbösen Karikatur illustriert die Hochschule ihren Komplettausstieg aus der Plattform „X“ (ehemals Twitter). Und sie kann verkünden: Mehr als 60 andere Unis und Hochschulen folgen dem Düsseldorfer Beispiel.
Eine weibliche Figur mit Doktorhut, die das markante „X“ in die Mülltonne wirft, daneben ein offensichtlich toter blauer „Twitter“-Vogel, der die Flügel und Beine gen Himmel streckt – das ist die bissige Illustration des Ausstiegs, die von der Uni geliefert wird. Und einen ebenso ironischen Namen hat sie ihrer Kampagne auch gegeben: „#WissXit“ ... was an Begriffe bei „Brexit“ erinnert.
Darum schaltet die Uni "X" ab
Der Rückzug aus „X“ sei „Folge der fehlenden Vereinbarkeit der aktuellen Ausrichtung der Plattform mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen: Weltoffenheit, wissenschaftliche Integrität, Transparenz und demokratischer Diskurs.“
Die Initiative für diese konzertierte Aktion der 60 hochkarätigen Bildungseinrichtungen sei von der Heinrich-Heine-Universität (HHU) ausgegangen. „Die Entwicklungen auf X zeigen, dass die Plattform ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht wird, einen fairen Diskurs zu fördern. Als wissenschaftliche Institutionen können wir dies nicht hinnehmen,“ erklärt Prof. Dr. Anja Steinbeck, Rektorin der Heine-Uni.
Auch die weitere Begründung ist heftig: Die Veränderungen auf X – von der algorithmischen Verstärkung rechtspopulistischer Inhalte bis zur Einschränkung organischer Reichweite – machten eine weitere Nutzung für die beteiligten Organisationen unvertretbar, heißt es und: „Der Austritt der Institutionen unterstreicht ihren Einsatz für eine faktenbasierte Kommunikation und gegen antidemokratische Kräfte. Die Werte, die Vielfalt, Freiheit und Wissenschaft fördern, sind auf der Plattform nicht mehr gegeben. Auch einige Institutionen, die ihre Aktivitäten auf der Plattform bereits eingestellt haben, unterstützen den gemeinsamen Appell und bekräftigen damit die Bedeutung einer offenen und konstruktiven Diskussionskultur.“
Neben dem zentralen Auftritt der HHU auf „X“, der ab sofort deaktiviert sei, seien die dezentralen HHU-Profile (etwa einzelner Institute oder Forschender) frei in ihrer Entscheidung, ob sie dort verbleiben oder sich anschließen möchten. Der Rückzug betreffe zudem ausschließlich die „X“-Accounts der an der Aktion beteiligten Institutionen und nicht deren andere Social-Media-Kanäle. „Im Lichte der jüngsten Ereignisse werden die teilnehmenden Forschungsorganisationen die Entwicklung der Plattformen und ihrer Algorithmen allerdings weiterhin aufmerksam beobachten“, sagt die Uni. Und sie hat auch eine Alternative in petto: „Als direkten Ersatz für das ehemalige Twitter empfiehlt die Stabsstelle Presse und Kommunikation der HHU das Portal Bluesky. “
Diese Hochschulen machen auch mit
Wie die HHU schalten ebenfalls „X“ ab: die Universitäten Bamberg, Bayreuth, Berlin (Freie Universität und Humboldt-Universität), Cottbus-Senftenberg, Duisburg-Essen, Erfurt, Frankfurt/Main, Frankfurt/Oder, Greifswald, Heidelberg, Innsbruck, Kiel, Lübeck Münster, Potsdam, Saarland, Siegen, Trier, Ulm, Weimar, Würzburg und Zwickau. die Hochschulen Anhalt, Berlin (für Technik), Bonn-Sieg-Kreis, Darmstadt, Eberswalde, Furtwangen, Hamburg (für Musik und Theater), Köln (Sporthochschule), München (auch die für Philosophie), Neubrandenburg, Nürtingen-Geislingen, Osnabrück, Rhein-Main, Ruhr West, Saar (für bildende Künste) und zahlreiche weitere.