Spektakel nach DonnerwetterColdplay in Düsseldorf: Botschaft an Taylor Swift und neues Show-Highlight

Chris Martin, Sänger der britischen Band Coldplay.

Chris Martin trat mit seiner Band Coldplay am Samstag (20. Juli 2024) in Düsseldorf auf.

Coldplay sind zu Gast in Düsseldorf. Am Samstagabend (20. Juli 2024) spielte die Band das erste von drei Konzerten. Nach einem heißen Tag sorgte ein Gewitter für eine ganz besondere Atmosphäre.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Was für eine Musikwoche für Nordrhein-Westfalen! Erst die drei Mega-Shows von Taylor Swift in der Schalker Veltins-Arena, nun drei ausverkaufte Auftritte von Coldplay in der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf.

140.000 Fans werden insgesamt die englische Star-Band in Stockum erleben. Am Samstagabend (20. Juli 2024) fand das erste Deutschland-Konzert der diesjährigen „Music of the Spheres“-Tour statt. Das Feuerwerk der Rheinkirmes am Abend zuvor läutete das Ereignis quasi schon passend ein.

Coldplay in Düsseldorf: Starkregen hält Band nicht auf

Der zweistündige Auftritt war ein absolutes Spektakel, was vor allem aufgrund des Wetters allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Blitze und Donner leiteten den Abend ein. Der Starkregen durchnässte alle im Innenraum und in den unteren Tribünenreihen. Aber auch die Band wurde nicht verschont. Gitarrist Jonny Buckland und Bassist Guy Berryman standen komplett im Regen. Will Champion hatte ein Mini-Dach über dem Schlagzeug, das half aber auch nicht wirklich.

Chris Martin, Sänger der britischen Band Coldplay.

Es goss in Strömen beim Konzert von Coldplay. Die Musiker zogen die Show aber trotzdem durch.

Sänger Chris Martin rutschte im Verlauf des Konzerts sogar auf der glitschigen Bühne aus – aber er fing sich, blieb unverletzt. Sein Funkmikro hatte hingegen bei der Regenschlacht ein paar leichte Aussetzer, auch die Sound-Abmischung im Stadion war nicht perfekt – bei den Bedingungen aber auch nicht verwunderlich.

Viele wunderten sich, dass das Stadiondach angesichts des Unwetters nicht geschlossen wurde, doch dann hätten die Fans die Feuerwerk-Effekte nicht sehen können.

Die Band Coldplay steht auf der Bühne.

Auch Gitarrist Jonny Buckland (M.) und Bassist Guy Berryman (r.) ließen sich vom strömenden Regen nicht die Laune verderben.

„Wir sind sehr glücklich, hier zu sein, in Düsseldorf. Vielen Dank, dass ihr euch die Mühe gemacht habt, bei uns zu sein, mit der Anreise, dem Regen, dem warmen Wetter und dem Stress. Der Regen macht uns nichts aus, singt einfach mit uns“, sagte der Frontmann in Deutsch und ergänzte später: „Ich bin beeindruckt, wie ihr mit dem Regen umgeht. Wir genießen es einfach.“

Seit März 2022 sind die Weltstars mit dem aktuellen Programm unterwegs, Düsseldorf erlebt die Shows 147 bis 149. Vor 24 Jahren spielten die Briten noch vor überschaubarem Publikum beim Bizarre-Festival in Weeze, inzwischen gibt es Coldplay nur noch in groß. Kaum eine andere Band hat das Genre des Stadionkonzerts in den vergangenen Jahren besser perfektioniert.

Erneut lieferten sie ein Fest für die Sinne – und präsentierten am Ende auch noch einen neuen Effekt für die Fans, der der Show einen weiteren Wow-Moment verleiht. Auch wenn Coldplay von vielen immer noch müde belächelt werden, ist durch permanente Auftritte und zwei Dutzend bekannter Radiosongs aus den früheren College-Freunden das größte Phänomen der Pop-Industrie geworden.

Coldplay wollen aber mehr sein als nur eine höchst beliebte Popband. Sie wollen am liebsten auch noch die Welt verbessern und mit ihren Auftritten etwas Gutes tun. Auch im Düsseldorfer Stadion werden wieder zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Fans können auf Fahrrädern Strom erzeugen, der „kinetische Tanzboden“ sammelt durch Hüpfen ebenfalls Energie. Der CO₂-Ausstoß konnte nach Band-Angaben schon um 59 Prozent gegenüber der vorherigen Tour gesenkt werden. Zudem pflanzte die Gruppe für jedes verkaufte Ticket Bäume – schon sieben Millionen Stück.

Eine tolle Aktion gibt es zudem für Gehörlose. Ihnen wird das Konzert in Gebärdensprache präsentiert, zudem tragen alle Westen, die den Sound durch Vibrationen spürbar machen. Dass für die Getränke – ein 0,5-Liter großes Bier, sowohl Carlsberg als auch das Düsseldorfer Schumacher-Alt vom Fass, kostet 6,50 Euro, alkoholfreie Getränke 5,50 Euro – tief in die Tasche gegriffen wird, passt da weniger zum positiven Bild.

Zuschauer tragen bei einem Konzert leuchtende Armbänder.

Wie immer war das Coldplay-Konzert ein visuelles Ereignis. Die Fans trugen leuchtende Armbänder, dazu flogen Bälle durch die Luft.

Doch wer will schon meckern bei solch einem positiven Abend. Nach den beiden Voracts Zoe Wees sowie der exzellenten Janelle Monáe zog das Unwetter auf und sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre.

Chris Martins Kniefall beim Betreten der Bühne, der Konfettiregen zum Start bei „Higher Power“, die bunten Bälle wie beim gigantischen Kindergeburtstag zu „Adventure of a Lifetime“, die Lasershow zu „Clocks“ – diese Momente sind hinlänglich bekannt.

Dennoch entstand auch an diesem Abend wieder aufs Neue eine magische Verbindung zwischen Band und Fans. Vor allem die LED-Armbänder aus recyceltem Plastik, die seit 2012 jeden im Publikum zum Teil der Show machen, sorgten für den unbeschreiblichen Effekt. Bei „Yellow“ leuchteten sie natürlich Gelb, bei „Human Heart“ bildete sich auf der Tribüne ein Herz.

Die synchron bunt blinkende Inszenierung sorgt jedes Mal für den Gänsehaut-Faktor, die Band liefert dazu den passenden Soundtrack.

Coldplay wohnen im Luxus-Hotel nahe der Königsallee

Die Ballade „Everglow“ widmete der Sänger Taylor Swift, die inzwischen wieder die Stadt verlassen hat. Im Hotel nahe der Kö, wo Taylor zuletzt übernachtet hatte, haben nun Coldplay Quartier bezogen.

Und schließlich gab es da ja auch noch eine Über-Hymne wie „Fix you“, die spätestens den letzten Skeptiker aus den Schuhen haut. Zum Finale sang Martin auch noch mit der Wandergitarre um den Hals für ein paar spontan eingeblendete Fans. In dem Moment wirkte die Bombast-Band plötzlich wieder so reduziert wie vor einem Vierteljahrhundert.

Chris Martin, Sänger der britischen Band Coldplay, steht auf der Bühne.

Chris Martin steht im Konfetti-Regen, nass war es dazu auch noch bei der ersten von drei Düsseldorfer Shows.

Bei „Sky full of Stars“ und der neuen Single „Feelslikeimfallinginlove“ bebte das Stadiondach zum Finale vom Feuerwerk. Dazu kam ein ganz neues Element zum Einsatz. Neben den Armbändern gibt es für das Publikum nun auch noch Brillen, die wie aus dem 3D-Kino aussehen. Bei Coldplay heißen sie „Moongoggles“, ein dezenter Hinweis an das Anfang Oktober erscheinende zehnte Album „Moon Music“. Durch die Brille betrachtet schießen bunte Herzen zum Himmel.

Parallel dazu stand als Schlussbotschaft „Believe in Love“ auf der Leinwand. Zudem lief ein Abspann mit den Namen aller Beteiligten am bunten Fest über die Leinwände. Zu der Zeit war die Band samt Crew allerdings schon in zehn dunklen Vans aus dem Stadion gedüst. Das große Show-Spektakel ist vorbei, am Sonntag folgt die nächste Ausgabe.