Die traurige Dürre im Rhein – sie hat auch positive Seiten. In Düsseldorf hat ein 25 Kilo schweres Fundstück eine ganze Familie erfreut.
„Acht Jahre gelitten”Durch Dürre im Rhein: 25-kg-Fundstück lässt Düsseldorfer Familie jubeln
Was bringt der Rhein nicht alles bei Niedrigwasser zu Tage: Am Ufer des Stroms findet man zur Zeit wieder Fahrräder, Einkaufswagen, mitunter sogar alte Bootswracks. Was allerdings die Mitglieder des Bootsvereins Lörick am Ufer ihrer Hafeneinfahrt entdeckten, machte nun eine ganze Düsseldorfer Familie glücklich: Sie fanden den verschollenen Grabstein ihrer Mutter, der vor Jahren vom Grab gestohlen wurde.
Als die Bootsbesatzung vom Rhein in den heimischen Sporthafen Lörick fuhr, lag das aufgeschlagene, steinerne Buch unübersehbar vor ihnen. Was der Rhein da freigegeben hatte, war allem Anschein nach ein Grabstein.
Niedrigwasser im Rhein bringt verschollenen Grabstein zum Vorschein
Nachdem man sich als Stand-up-Paddler dem Gegenstand genähert hatte, bestätigte sich die Vermutung. Es war das Grabmal einer an Heiligabend 2004 verstorbenen Frau. Die Inschrift: „Der Himmel muss schön sein, wenn Menschen wie Du dort leben.“
Die verblüfften Vereinsmitglieder machten ein Foto von dem Grabstein am Rhein. Einer von ihnen, Christian Deussen, stellte das Foto ins Internet. „Nur für den Fall, dass Angehörige vielleicht über das Bild stolpern“, sagte der Düsseldorfer. Da musste der Wassersportler nicht lange warten.
Als Carmen Jäger das Foto im Internet sah, fiel sie aus allen Wolken: Es war der Grabstein ihrer Mutter. „Eine lange Suche hat ein Ende“, sagt Carmen Jäger gegenüber EXPRESS. „Mein Bruder und ich haben acht Jahre gelitten, uns immer wieder gefragt, wo denn bloß der Grabstein unserer geliebten Mutter abgeblieben ist.“
Carmen Jäger überglücklich: „Wir haben acht Jahre gelitten“
Nachdem Mutter Elisabeth am 24. Dezember 2004 nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb, fand die Düsseldorferin zunächst auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof ihre letzte Ruhe. Dann der verheerende Pfingststurm „Ela“ im Jahr 2014.
Carmen Jäger: „Nach dem Orkan wollte ich natürlich nach dem Grab meiner Mutter sehen. Der Friedhof war vollkommen verwüstet, überall lagen entwurzelte Bäume. Als ich zum Grab kam, sah ich sofort, dass der Stein fehlte. Zunächst dachte ich noch, dass dies etwas mit dem Sturm zu tun hatte. Als der Grabstein nirgends aufzufinden war, wurde uns allen aber schnell klar, dass jemand ihn gestohlen hatte. Von diesem Tag an quälte uns immer wieder die Frage: Wer tut so etwas? Und warum?“
Die Hoffnung gaben Carmen Jäger und ihr Bruder allerdings nie auf. „Wir sind immer wieder auf den Friedhof gegangen. Haben gehofft, dass der Dieb vielleicht ein Einsehen hatte, den Stein wieder zurückgelegt hat“, sagt die Düsseldorferin. Vergeblich. Der rund 25 Kilo schwere Stein blieb verschollen.
Die Frage bleibt: Wer klaut einen Grabstein und wirft ihn in den Rhein?
Carmen Jäger: „Es tat immer wieder weh, das Grab unserer Mutter so geschändet zu sehen. Aber irgendwie hofften wir insgeheim, dass der Grabstein wieder auftauchen würde.“ Wie Recht sie doch haben sollte. Das Grabmal tauchte nun buchstäblich aus den Fluten des Rheins wieder auf. „Das grenzt fast schon an ein Wunder“, sagt die überglückliche Tochter.
Obwohl die größte Frage nun trotzdem noch unbeantwortet bleibt: Wer stiehlt einen Grabstein vom Nordfriedhof, um ihn in den Rhein zu werfen? „Das lässt sich natürlich nicht so leicht beantworten“, sagt Christian Deussen. „Als Wassersportler weiß ich allerdings, welche unglaublichen Strömungen im Rhein herrschen. Ich könnte mir vorstellen, dass der Stein nach dem Diebstahl von der Theodor-Heuss-Brücke geworfen und hier in Lörick ans Ufer gespült wurde.“
Grabstein geborgen: Mitarbeiter des Düsseldorfer Ordnungsamts packen mit an
Carmen Jäger hat den Stein nun mit tatkräftiger Unterstützung geborgen. „Die Mitarbeiter des Düsseldorfer Ordnungsamts waren gerade zufällig vor Ort“, sagt Carmen Jäger. „Sie waren sehr nett, haben freundlicherweise mit angepackt.“
Im Kofferraum transportierte sie das Grabmal nun erstmal mit ihrem Mann Michael nach Hause. Ob er nun wieder auf seinen angestammten Platz kommt? Carmen Jäger: „Ich denke nicht. Wir wollen ihm einen Platz im Garten geben. Wir haben zu große Angst, dass er noch einmal gestohlen wird.“