Anwohnerstreit in KalkumJetzt redet der Schlossherr
Düsseldorf – Ist Peter Thunnissen ein gewissenloser Immobilienhai, der sich das weitläufige Gelände des Kalkumer Schlosses gesichert hat, nur, um auf der grünen Wiese 150 Wohnungen zu bauen und abzukassieren. So jedenfalls stellen ihn die Anwohner dar.
Spontaner Redaktionsbesuch
Thunnissen selbst findet das ziemlich unfair, kam deshalb am Samstag spontan zu Besuch in die EXPRESS-Redaktion.
Thunnissen hat um das Schloss in einem dreistufigen, neun Monate dauernden Wettbewerb gekämpft und schließlich den begehrten Zuschlag des zuständigen Bau- und Liegenschaftsbetriebes des Landes (BLB) erhalten.
Kaufpreis in Millionenhöhe
Und er hat, um „Schlossherr“ werden zu können, viel Geld auf den Tisch gelegt. „Über den Preis haben wir Stillschweigen vereinbart“, sagt er. „Aber so viel kann ich sagen: Es handelt sich um einen hohen einstelligen Millionenbetrag.“
Und der nachgewiesener Maßen höchst kunstsinnige Unternehmer hat mit dem Schloss und dem Schlosspark nach eigenem Bekunden Großes vor: „Ich will das zu einem Ort für die Musik machen. Im Schloss soll es Konzert- und Probenräume geben.
Ein Zuhause für Musiker
In den Nebengebäuden sollen Kunst- und Musikstudenten günstige Wohnungen bekommen.“ Sein Vorbild ist dabei die legendäre „Villa Massimo“ in Rom, in der seit mehr als 100 Jahren bildende Künstler, Komponisten, Dichter und Philosophen gemeinsam Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten bekommen.
„Ich wollte das Schloss eben nicht »auf links« drehen, wie das andere mögliche Investoren vor hatten“, sagt Thunnissen. „Ein Altenheim oder Hotel wäre doch keine angemessene Nutzung gewesen.“
25 Millionen Investitionen
Als frischgebackener „Schlossherr“ muss der Investor jetzt noch einmal viel Geld in die Hand nehmen, das Schloss und den Park nicht nur unterhalten, sondern auch restaurieren. „Das wird mich – inklusive Kaufpreis – wohl 25 Millionen Euro kosten“, sagt er.
Aber Thunnissen ist nicht nur Kunstfreund oder Mäzen, sondern auch Unternehmer. Und deshalb muss er sich vornehmen: „Das Geld, das ich im Schloss ausgebe, muss auch irgendwo wieder herein kommen …“
150 Wohnungen auf dem Acker
Und damit kommt man an den „springenden Punkt“: Die Ackerflächen hinter dem Schlosspark will er zu Wohnflächen machen – was ja in den Zeiten knappen Wohnraums auch eine willkommene Möglichkeit sein sollte.
Allerdings würde das auch den Ausblick der vorhandenen Anwohner einschränken. „Aber es geht um Ackerflächen und nicht um ein Naturschutzgebiet“, betont Thunnissen. „Und ich habe sogar den Platz für eine riesige Wildblumenwiese vorgesehen.“
Musikprojekt soll früh kommen
Die Vermutung der Anwohner, das Kunst- und Musik-Projekt sei nur vorgeschoben, weist er zurück: „Ich habe jetzt ein Jahr Zeit, das Konzept vorzulegen, dann will ich schnell das Schloss restaurieren.“ Fest steht: Schon aus rechtlichen Gründen käme die Wohnbebauung viel später …