Barkönig erobert den HafenWalid El Sheikh über Düsseldorf, die Altstadt und das „H27“

von Paulina Meissner  (mei)

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Walid El Sheikh eröffnet mit der Gastronomie im „H27“ bereits seinen vierten Laden in Düsseldorf.

Düsseldorf – Gastronom Walid El Sheikh hat sich mit dem „Sir Walter“, der „Elephant Bar“ und dem „Oh Baby Anna“ schon lange einen Namen in der Altstadt gemacht. Nun nimmt er Kurs auf den Medienhafen und plant dort sein nächstes Erfolgskonzept. Der EXPRESS hat mit ihm über das „H27“, die Gastro-Szene und den Wandel der Altstadt gesprochen...

Herr El Sheikh, erzählen Sie kurz etwas über das Projekt im „H27“?Es wird eine Mischung aus Restaurantbetrieb und Bar auf 1000 Quadratmetern. Es gibt dabei zwei unterschiedliche Bereiche, ein Bistro und einen „á la carte“-Bereich mit einer offenen Küche. Außerdem werden wir eine separate Veranstaltungsfläche anbieten, wo Firmenevents und Jazz-Abende stattfinden können.

Welche Küche wird angeboten?Es wird eine internationale Küche geben. Auf der Speisekarten werden Pasta und asiatische Gerichte, aber auch altdeutsche Speisen stehen, die neu angehaucht werden. Gerichte wie Eisbein gelten oft als „vergessen“, das ist schade.

Und wer steht dann am Herd?Der Küchenchef steht schon fest, jedoch haben wir gemeinsam entschieden noch Stillschweigen zu bewahren. Es handelt sich jedoch um jemanden, der mit Düsseldorf verbunden ist.

Wie ist die Idee für das neue Projekt entstanden?Es ist so, dass ich versuche, mich immer aus meinen ureigensten Bedürfnissen heraus, weiterzuentwickeln. Daraus entstanden dann Sachen wie die Elephant Bar, das Sir Walter oder auch der Umbau der Anaconda Lounge ins „Oh Baby Anna“.

Wieso haben Sie sich dabei für den Hafen und somit gegen die Altstadt entschieden?In der Altstadt dominiert die Erlebnisgastronomie und der Tourismus. Was sich allerdings in vielen Teilen vermissen lässt, ist das Mittagsgeschäft. Die Carlstadt bildet da eine Ausnahme. Hier im Hafen haben wir ein gewaltiges Potenzial, sowohl den Mittag als auch den Abend zu bedienen.

Ändert sich mit dem neuen Standort auch die Zielgruppe?Ja, wir richten uns mit dem Projekt eher an ein erwachseneres Klientel sowie an Firmen. Es wird kein tägliches Entertainment geben, dafür wird es aber kulturell angepasster.

Das heißt?

Erwachsene Düsseldorfer legen viel mehr Wert auf Live-Musik und auf Inhaltliches, was nicht so trendgesteuert ist. Durch Events und Firmenveranstaltungen kommen dann natürlich auch Unternehmen als Kunden dazu.

Viele Konzepte sind hier im Hafen gescheitert. Als Beispiel der Club „3001“. Ist der Standort Medienhafen also noch ausbaufähig?Es ist tatsächlich so, dass der Hafen infrastrukturell nicht immer gut angebunden war. Auch die Unternehmensstruktur war lange Zeit eher homogen. Das ändert sich nun, auch durch Unternehmen wie „Trivago“ oder „Startplatz“. Was aber noch fehlt, ist der kleine Individualist oder das Start-up. Es überwiegen die Giganten und Franchise. Ich denke mit unserem Konzept können wir das Angebot um eine Farbe erweitern.

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Noch sieht man auf dem Gelände nur einen Rohbau. Die Eröffnung ist für November 2019 geplant.

Wobei legen Sie bei der Umsetzung eines Projekts besonders Wert?Ich habe meist die Vision eines Lebensgefühls und versuche, diese in einen Raum umzusetzen. Das Lebensgefühl ist unwillkürlich auch immer mit dem Ort verbunden. Natürlich kann ich eine Theke planen, farblich gestalten oder Qualitäten einsetzen, indem ich mich für bestimmte Produkte entscheide... Was ich jedoch in aller erster Linien mache, ist dem Gast zuzuhören.

Und was wünschen sich die Düsseldorfer?In Düsseldorf war das Bedürfnis bisher vor allem unkompliziert aber trotzdem international auszugehen. Das heißt, nicht unbedingt Eintritt bezahlen zu müssen, aber vor allem, von Menschen bedient zu werden, die ihre Arbeit mit Leidenschaft machen.

Das heißt, die Landeshauptstadt trägt den Ruf als „Schickimicki“-Stadt zu Unrecht?Düsseldorf hat diesen Ruf außerhalb, ist aber im Innenverhältnis gar nicht so „Schickimicki“. Das sieht man an dem, was aus Düsseldorf für Düsseldorf kommt. Natürlich legt der Düsseldorfer sehr viel Wert auf Qualitäten, doch er ist nicht bereit, jeden Preis dafür zu bezahlen. Er ist da sehr preisbewusst und wenn er der Meinung ist, dass es angemessen ist, dann bezahlt er auch.

El Sheikh: Image der Altstadt ist besser, als man immer hört.

Ist das also das Erfolgsrezept für eine Gastronomie in Düsseldorf?Es ist ein Leichtes, einen Laden aufzumachen, ein Image zu schaffen, Marketing zu betreiben und so einen Hype zu kreieren, der dann nach einem halben Jahr wieder vorbei ist. Doch der wahre Erfolg kommt erst mit der Zeit.

Worauf kommt es dabei an?

Wenn man es geschafft hat, etwas nachhaltig zu kreieren, das dann auch nicht mehr wegzudenken ist. Wenn man Bedürfnisse des Gastes erfüllt, von denen er vielleicht gar nicht wusste, dass er sie hatte. Eine Bestätigung erhält man beispielsweise, wenn man merkt, dass der Markt auf eigene geschaffene Konzepte reagiert. Wie zum Beispiel mit unserer „Afterwork“-Party, die mittlerweile in jedem großen Hotel zu finden ist. Man muss dann nur darauf achten, sich auch weiterzuentwickeln.

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Man muss also mit der Zeit gehen. Viele Düsseldorfer bedauern, dass traditionelle Kneipen immer mehr aussterben. Ist so etwas nicht mehr gefragt?Das ist, glaube ich, der natürliche Lauf der Zeit. Wenn ich allerdings in die Altstadt gucke, gibt es viele, die seit Jahren erfolgreich Gastronomie betreiben, wie die Kneipe, Isa Fiedler mit dem Knoten oder der Spiegel. Wir haben noch sehr viel Tradition in der Altstadt. Man muss dafür auch einfach einen besonderen Charakter haben.

Sie selbst sind auch bereits seit 20 Jahren ein Teil der Altstadt. Wie würden Sie die Entwicklung in dieser Zeit beschreiben?Es hat tatsächlich einen Wandel gegeben. Die Altstadt passt sich auch der Gesellschaft an. Ein Beispiel dafür sind die vielen Junggesellenabschiede, die es früher so nicht gegeben hat, die die Altstadt aber teilweise dominieren. Manche Gastronomen haben sich dem angepasst, die meisten versuchen jedoch, das Publikum anders anzugehen und weiterhin den Düsseldorfer oder den Düsseldorfer-Besucher zu erreichen.

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Walid El Sheikh in seiner neuen Bar „Sir Walter“ an der Heinrich-Heine-Allee.

Das Angebot ist somit weiterhin gemischt?Ja. Schaut man auf die Hunsrückenstraße, haben wir da eine wunderbare irische Straße mit Irish-Pubs. Wir haben die Pizza-Kultur und die Schweinebrötchen und wir haben mit der Beuys-Bar oder der Elephant-Bar klassische „American Bars“ - es ist schon ein buntes Angebot.

Trotzdem entsteht der Eindruck, das Image der Altstadt habe sich verschlechtert.Teilweise ja, das ist besonders deutlich, wenn man auf die Bolkerstraße oder den Bolkerstern guckt. Wenn man sich jedoch intensiver mit der Altstadt beschäftigt, wird man merken, dass das Image gar nicht zur Realität passt. Es gibt viele eigen betriebene Lokale, die wirklich ein Interesse daran haben, dass Düsseldorf individuell bleibt und weiterkommt.

Es besteht also auch innerhalb der Altstadt eine gute Gemeinschaft?Wir haben eine gut funktionierende Altstadt-Gemeinschaft. So treffen wir uns auch einmal im Monat mit allen Altstadtwirten. Natürlich hat der Gastronom auf der Bolker Straße andere Interessen als der auf der Kurzen Straße. Doch wenn wir uns bei einem einig sind, dann darin, dass die Altstadt ein Image hat, das eigentlich besser ist, als man immer hört.

Gehen Sie persönlich auch immer noch gerne in die Altstadt? Auch in die eigenen Läden?Ich bin natürlich auch regelmäßig vor Ort. Am allermeisten trifft man mich wohl im Sir Walters, auch, weil ich da die Möglichkeit habe, mich mal zurückzuziehen. Schlicht und ergreifend auch deswegen, weil ich sonst nicht wüsste, wo ich hingehen soll, wenn ich dann mal ausgehe (lacht).

Die Arbeit macht Ihnen also weiterhin Spaß. Wäre eine vierte Bar in der Altstadt denkbar?Ja, absolut. Zu sehen, dass die Gäste alle fröhlich sind und auch die Mitarbeiter Spaß haben, das beseelt mich. Außerdem möchte ich meinen Mitarbeitern eine Perspektive und weitere Aufstiegsmöglichkeiten bieten.

Solange ich also die Möglichkeit habe und solange meine Konzepte angenommen werden, werde ich auch weitermachen.

Das Bauprojekt „H27“ im Medienhafen

Das Gebäude an der Hammer Straße 27 im Medienhafen ist eine sogenannte „Mixed-Use-Immobilie“ mit gemischter Nutzung aus Gastronomie, Büroflächen und Mikroappartments. Projektentwickler ist die Firma “Interboden“. Das Projekt von El Sheikh wird gemeinsam mit dem Düsseldorfer Architektenbüro HPP gestaltet. Im April/Mai ist das Richtfest geplant, die endgültige Eröffnung ist für November 2019 vorgesehen