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Frauen schildern üble ErlebnisseFiese Sex-Sprüche: „Ich fühle mich oft unwohl in der Altstadt“

Als junge Frau durch die Altstadt bummeln? Das endet oft mit Sex-Sprüchen von Passanten.

Als junge Frau durch die Altstadt bummeln? Das endet oft mit Sex-Sprüchen von Passanten.

Anzügliche Bemerkungen, üble Anmache – all das von fremden Männern mitten in der Stadt, auf der Straße, auf öffentlichen Plätzen. Vergangene Woche musste der Düsseldorfer TV-Star Evelyn Burdecki so etwas am frühen Abend im Düsseldorfer Hauptbahnhof erleben. Der Fall von Evelyn Burdecki ist leider kein Einzelfall, hat EXPRESS-Reporterin Anouk Mikolasch recherchiert.

Einfach abends mal entspannt durch die Altstadt laufen oder in Ruhe mit der Bahn nach Hause fahren - für viele Frauen ist das mittlerweile undenkbar.

Für die meisten gehört es sogar schon zum Alltag, unangenehme Sprüche von Männern bezüglich ihres Aussehens und ihrer Kleidung zu bekommen. Unwohlsein als ständiger Begleiter.

„Dann kommen oft anzügliche Blicke oder Kommentare“

Auch mir, EXPRESS-Reporterin Anouk Mikolasch, ist das leider schon allzu oft passiert. Eigentlich will ich mit meinen Freundinnen nur durch die Altstadt bummeln.

Der Typ, der an der Wand neben dem Kiosk steht, hat aber trotzdem das unstillbare Verlangen, mir auf eine aufdringliche Art mitzuteilen, wie großartig meine Figur doch in dem Outfit aussieht, das ich trage. Kenne ich diesen Mann? Nein. Habe ich ihn nach seiner Meinung gefragt? Ebenfalls nicht. Fühle ich mich durch sein „Kompliment“ jetzt sexualisiert und unwohl? Definitiv!

Das Traurige: Allen meinen Freundinnen, die ich befragt habe, ist genauso eine Situation schon mal passiert. Sie gehört so zum Alltag dazu, dass man sich nicht mal mehr wundert oder gar auf die Idee kommt, deswegen eine Anzeige bei der Polizei zu stellen.

„Ich höre schon gar nicht mehr wirklich hin“, erzählt Nelly W. (19). „Wenn man abends feiern geht und man dann für den Club zum Beispiel ein Kleid angezogen hat, kommen oft anzügliche Blicke oder Kommentare“, schildert Alina S. (20).

Auch sie wurde schon blöd angemacht: Nelly W. aus Düsseldorf

Nelly W. ist genervt von Anmachsprüchen.

Vor allem als junge Frau wird man oft Opfer von ungewollten Sprüchen oder Blicken. Die Täter finden das Ganze häufig noch sehr lustig. Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, wie flau einem als Frau dabei wird. Ein Unwohlsein, das schnell zur Angst wird, da es nicht immer nur bei blöden Sprüchen bleibt.

Es fängt schon beim Fertigmachen zuhause vorm Spiegel an. „Leider ist es auch zur Routine geworden, dass ich mir vor dem Feiern immer ein langes Oberteil über mein Party-Oberteil ziehe, damit man keine Blicke oder Sprüche hinterhergerufen bekommt. Einerseits denke ich mir, dass ich das zu meinem eigenen Schutz mache. Andererseits frage ich mich, ob ich so den Fehler an mir suche und nicht an den Idioten, die sich denken, es wäre angemessen, eine junge Frau aufgrund ihres Aussehens eklige Sprüche hinterher zu rufen“, gibt Therese E. (19) zu.


Das rät die Düsseldorfer Polizei:

Was rät die Polizei Frauen, die in der Stadt alleine unterwegs sind? Hier einige Präventionstipps der Beamtinnen und Beamten des Kriminalkommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz:

  1. Sicherheit geht immer vor – fühlen Sie sich bedroht, rufen Sie die 110!
  2. Bereits sich im Vorfeld schon Gedanken darüber machen, wie man nach Hause kommt (Begleitet, Taxi…etc) und auch noch in der Lage sein, selbstbestimmt den Heimweg zu bestreiten.
  3. Kein Messer/Waffe/Pfefferspray mit sich führen, dagegen wird ein Schrillalarm oder Trillerpfeife von uns empfohlen.
  4. Handy im aufgeladenen Zustand mit sich führen. Prüfen, dass es auch funktionstüchtig ist.
  5. Bequeme Ersatzschuhe, können nicht nur für durchgetanzte Füße erholsam sein, sondern auch einen sicheren Stand und Stabilität auf dem Heimweg ermöglichen.
  6. Seien Sie wachsam und nicht abgelenkt (z. B. keine Kopfhörer).
  7. Nutzen Sie für den Heimweg belebte und beleuchtete Straßen. •Gegebenenfalls lassen Sie sich virtuell nach Hause bringen („Heimwegtelefon“, Freunde anrufen).
  8. Gegebenenfalls andere Personen auf die Situation aufmerksam machen.
  9. Achtsam auch für andere sein. Bieten Sie einer betroffenen Person Hilfe und Unterstützung an, holen Sie Hilfe.

Aber wie man schon an dem Fall von Evelyn Burdecki sieht, die sich extra einen Pulli über ihr enges Oberteil gezogen hatte, um solch einer Situation vorzubeugen, hilft selbst diese Methode nicht.

Hier noch einmal den Fall nachlesen: Alleine unterwegs Schock-Erlebnis für Evelyn Burdecki – sie wurde auf das Übelste angemacht

Auch auf dem Nachhauseweg fühlt frau sich oft nicht sicher. In der Bahn setzen sich Männer oft dazu und geben einem ungewollt ihre Meinung zum Erscheinungsbild.

„Ich fühle mich mittlerweile als Frau oft unwohl in der Altstadt“

Für Sarah D. (22) schon fast ein Grund, die Altstadt ab einer gewissen Uhrzeit gar nicht mehr zu betreten. „Ich fühle mich mittlerweile als Frau oft unwohl in der Altstadt. Und da ich etwas außerhalb von Düsseldorf wohne, ist mir der Weg einfach nachts zu lange allein. Wenn ich also nicht bei einer Freundin übernachten kann, gehe ich so gut wie gar nicht mehr in die Altstadt.“

Auch Alina S. muss sich Gedanken machen, wie sie sicher nach Hause kommt. „Ich fahre nachts nicht mehr ganz allein mit der Bahn aus der Altstadt nach Hause, weil ich Angst vor dem Weg habe. Wenn ich weiß, dass ich telefonieren kann, oder dass mich ein Bekannter begleitet, dann ist das okay, aber sonst nehme ich ein Taxi. Doch auch das geht auf Dauer ins Geld und ist keine Lösung für immer.“

Selbst wenn Frauen in der Begleitung eines Mannes sind, werden sie nicht immer von Kommentaren verschont. „Es ist mir vorher noch nie aufgefallen, wie oft Frauen angesprochen werden und vor allem so häufig auf eine respektlose und ekelhafte Art“, berichtet Tom S. erstaunt. Von Anouk Mikolasch