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Indorocker in der FriedrichstadtMusik-Exoten begeisterten in den Sixties

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Die „Tielman Brothers“, die bekanntesten „Indorocker“. Hier 1966 an der Schweizer Grenze mit teurem „Mercedes 600“ und Schwester Jane.

Düsseldorf – Back to the Sixties: Wenn die „Indorocker“ in den 1960er-Jahren nach Düsseldorf kamen, standen Musikliebhaber und Tanzwütige Schlange. Die niederländischen Rockbands mit indonesischen Wurzeln zeigten den Deutschen, was „Show“ bedeutet.

Sie hießen „Crazy Rockers“, „Meteors“ oder „The High Five“, „Pacifics“, „The Black Magic“ oder „Strangers“ – Rockgruppen aus den Niederlanden, die in der ersten Hälfte der 60er-Jahre in Düsseldorf spielten. Gemeinsam war ihnen, dass die meisten Jungs in diesen Bands aus der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Indien (ab 1949 Indonesien) stammten.

Viele von ihnen fühlten sich in den Niederlanden nicht heimisch, wurden als dunkelhäutige Neuankömmlinge diskriminiert und mussten von wenig Geld in Übergangsbehausungen leben. Die Musik bot einen Ausweg.

Indobands machten sich auf den Weg nach Deutschland, wo sie zuerst in amerikanischen Klubs Geld verdienten, schnell aber auch vor dem zahlungskräftigen deutschen Wirtschaftswunder-Publikum spielten.

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Indorock-Experte Peter Noever aus Wersten mit einigen der wenigen Schallplatten, die es von Indorockern gibt.

Zunächst in Mannheim, Hanau oder Aschaffenburg, dann auch bei uns.In Düsseldorf war das 1963 in „Star-Cab“ umgetaufte „Studio 15“ auf der Bahnstraße 68 die Spielstätte der „Indorocker“ – ein Begriff übrigens, der erst in den 80er-Jahren gebräuchlich werden sollte.

Gespielt wurden die Hits der Zeit. Der Düsseldorfer Indorock-Experte Peter Noever (73): „Die Indorocker waren fast reine Coverbands für den Live-Bereich – als solche haben sie die Stücke aber teilweise besser als die Original-Interpreten gespielt.“

„Hat eingeschlagen wie eine Bombe“

Plattenaufnahmen und Eigenkompositionen gibt es von den Bands aus den Niederlanden denn auch kaum.

Noever, in den 1960er-Jahren selbst Gitarrist der Düsseldorfer „Rocking Beats“, wurde 1962 „infiziert“, als er im „Studio 15“ die „Black Dynamites“ sehen durfte: „Das hat bei mir damals eingeschlagen wie eine Bombe. Die haben Cliff Richards »Dynamite« gebracht – da konntest du Cliff Richard wirklich vergessen!“

Virtuoser Gitarrenrock

Was die Indobands spielten, war ein Gitarrenrock mit ungeheurer Notenvielfalt, virtuosen Gitarrenläufen und überraschenden Effekten. Bass und Schlagzeug bildeten im Hintergrund eine kompakte Einheit, während einer der beiden Sologitarristen vorn das Publikum mit seinen Einlagen zum Staunen brachte.

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Das „Star-Cab“ in der Bahnstraße war die Düsseldorfer Indorock-Hochburg.

Nicht nur Noever stand mit offenem Mund vor der Bühne, wenn die Indorocker spielten. Auch Hans-Gerd Schliewa (1941–2007) war beeindruckt: „Als ich [im »Studio 15«] Andy Tielman mit den »Tielman Brothers« sah, war ich wie gelähmt.“ Was folgte, war der Aufstieg von Schliewas legendären Düsseldorfer „Team-Beats“.

Andy Tielman – das ist für Peter Noever „der Erfinder des Indorock“. Dieser Tielman (1936–2011) war Kopf und Herz der „Tielman Brothers“, die er noch in Niederländisch-Indien mit seinen Brüdern als „The Timor Rhythm Brothers“ gegründet hatte.

Teure Instrumente

Was der begnadete Gitarrist Andy Tielman und seine Mitspieler auf die Bühne brachten, musste beeindrucken: Da wurde mit Gitarren geworfen, auf Trommeln gestanden, mit den Zähnen gezupft und im Liegen gespielt.

Dabei hatten die Indorocker exquisite Bühnenkleidung und teure Instrumente, zum Beispiel „Fender“-Gitarren, von denen eine einzige damals schon 1500 Mark kostete.

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Der Indorock war ein Live-Phänomen: Hier „The High Five“ bei einem Auftritt 1963 im Düsseldorfer „Star-Cab“.

Und die „Tielman Brothers“ ließen sich auch abseits der Bühne nicht lumpen: In Düsseldorf, wo die Band wohl 1962 erstmalig aufgetreten war, holte sich ihr Chef Andy 1966 bei Promi-Händler „Auto Becker“ einen eigenen „Rolls-Royce“ ab. Daneben fuhr die Band zwei beeindruckende „Mercedes 600“.

Auch wenn die Tielmänner damals auf großem Fuß lebten: Die große Zeit der Indorocker war da gerade vorbei; auch das Düsseldorfer „Star-Cab“ ging 1966 in sein letztes Jahr.

Billigere britische Bands, die die jetzt in Deutschland angesagteren Songs aus ihrer Heimat spielten, hatten den Platz der exotischen Rocker aus den Niederlanden eingenommen.