Jörg ImmendorffDüsseldorfs Skandal-Promi und Kanzler-Maler wäre heute 75
Düsseldorf – Er war ganz bewusst ein großer Querkopf – das war das künstlerische Selbstverständnis von Jörg Immendorff, der über Jahrzehnte gemeinsam mit Markus Lüpertz als „Malerfürst“. Vor wenig mehr als 13 Jahren starb Immendorff an einer tückischen Krankheit. Jetzt wäre er 75 Jahre alt geworden.
Jörg Immendorff: An der Düsseldorfer Kunstakademie war er Schüler von Joseph Beuys
Schon als Student an der Düsseldorfer Kunstakademie sorgte der Beuys-Schüler Immendorff (viele nennen sich heute so, er war wirklich einer) für Aufsehen: 1968 etwa, auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung, band er sich einen schwarz-rot-goldenen Klotz ans Bein und lief damit vor dem Bundestag hin und her – bis die Polizei ihn stoppte.
Solche Aktionen führten ein Jahr später zum Verweis von der Akademie – wo er selbst dann 1996 Professor wurde! Als Student engagierte sich Immendorff in de „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO) und wurde Mitglied der maoistischen KPD/AO.
Jörg Immendorff: In den Clubs an der Kö und in der Düsseldorfer Altstadt hatte er Stammplätze
Danach arrangierte er sich offenbar mit dem „System“ und wurde 13. lange Jahre lang Kunstlehrer – unter anderem an der Düsseldorfer Dumont-Lindemann-Hauptschule. Dann entschied er sich, freier Maler zu werden und hatte einen unglaublichen Erfolg: 1972 und 1982 war er auf der berühmten „documenta“ in Kassel dabei, 1976 an der noch berühmteren „Biennale“ in Venedig.
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In dieser Zeit galt der Maler (oft gemeinsam mit Lüpertz) auch als einer der bekanntesten „Paradiesvögel“ im Düsseldorfer Nachtleben. Zeitzeugen berichten, wir die beiden „Malerfürsten“ in englischen Luxuskarossen vor den damals extrem angesagten Clubs in der Altstadt und vor allem auf der Kö erschienen, auffällig angezogen beispielsweise in riesigen Pelzmänteln, und dann in ihren reservierten Ecken dieser Clubs regelrecht Hof hielten.
Jörg Immendorff: Er malte Schröder Porträt für das Berliner Kanzleramt
Aber Immendorff, dessen Gemälde inzwischen international Höchstpreise erzielten, bewegte sich auch gern zwischen Schickeria, Halbwelt und ernsthafter Kunst. Seine berühmte Bilder-Serie „Café Deutschland“ etwa ist vom Treiben in der Düsseldorfer Disco „Revolution“ inspiriert. Ganz ähnlich diente ihm das Pariser Kaffeehaus „Café de Flore“ als Vorbild für eine Gemälde-Reihe.
1984 eröffnete der Maler eine Bar, das „La Paloma“ in St. Pauli, für das er eine Skulptur der Kiez-Legende Hans Albers schuf. Auch den „Luna Luna“-Vergnügungspark von André Heller gestaltete er 1987 künstlerisch.
Ein Höhepunkt seiner Popularität erreichte er, als er Gerhard Schröder für die Kanzler-Galerie im Bundeskanzleramt portraitierte und als er 2006 für eine große deutsche Boulevardzeitung eine Bibel illustrierte.
Jörg Immendorff: Koks-Party im Steigenberger wurde 2003 zu einem riesigen Skandal
Aber es gibt auch die dunkle Seite des Jörg Immendorff: Schon 1997 erkrankte er an der unheilbaren Krankheit „Amyotrophe Lateralsklerose“ (ALS), die ihn später an den Rollstuhl fesselte. Zuvor allerdings heiratete er im Jahr 2000 die blutjunge Malerin Oda Jaune, mit der er eine gemeinsame Tochter hat.
Am 18. August 2003 dann der größte Skandal im Leben des Jörg Immendorff: Im Nobelhotel „Steigenberger Parkhotel“ an der Königsallee hatte er mehrfach mit einer größeren Zahl von Prostituierten ausschweifende Partys gefeiert, bei denen riesige Mengen Kokain konsumiert worden waren.
Jörg Immendorff: Düsseldorfer Landgericht verurteilt ihn nach seiner Kokain-Beichte
Immendorff gab zu, dass er bereits seit den 1990er Jahren immer wieder Kokain genommen hatte. Am 4. August 2004 verurteilte ihn das Düsseldorfer Landgericht wegen Kokainbesitzes zu elf Monaten Freiheitsstrafe. Weniger als ein Jahr – das bedeutete, dass der Künstler einen Beamtenstatus und seine Akademieprofessur behalten durfte. Dafür musste er allerdings 150.000 Euro an gemeinnützige Organisationen zahlen.
Auch nach seinem Tod 2007 in den Schlagzeilen, weil es immer wieder Zweifel an der Echtheit seiner Werke gab.