Krieg in IsraelJüdische Gemeinde in Düsseldorf unter Schock – Vorsitzender berichtet: „Auf einmal fielen Bomben“

Zwei Polizistinnen steht vor der Neue Synagoge.

Zwei Polizistinnen steht vor der Neue Synagoge. Nach dem ersten Schock durch den verheerenden Anschlag in Israel ist man bei der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf wieder aktiv geworden.

Die Trauer sitzt immer noch tief. Nach dem ersten Schock durch den verheerenden Anschlag in Israel ist man bei der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf wieder aktiv geworden. Es gilt dabei nicht nur, den Menschen in Israel zu helfen.

von Colja Schliewa  (cos)

Auch in Düsseldorf ist man verzweifelt und hat Angst. Nicht zuletzt, weil auch in der Landeshauptstadt antisemitische Schmierereien aufgetaucht sind. Und der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf noch immer in Tel Aviv festsitzt.

Am Samstagmorgen wurde Oded Horowitz' Urlaubsruhe von den Alarmsirenen zerfetzt. „Auf einmal fielen Bomben auf die Innenstadt von Tel Aviv“, sagt der Chef der Jüdischen Gemeinde. Aus dem Familienbesuch wurde ein Alptraum. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Oded Horowitz: „Wer das erlebt hat, den lässt es nicht mehr los. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie es ist, auf einmal mitten im Krieg zu sein.“ Seitdem ist Israel starr vor Schock. Täglich machen Geschichten und Nachrichten von unfassbaren Grausamkeiten die Runde.

Nach Angriffen in Israel: Jüdische Gemeinde in Düsseldorf unter Schock

Weil Oded Horowitz bewusst ist, dass die Berichte auch den Düsseldorfern nicht verborgen bleiben, wollte er eigentlich schon lange wieder zuhause sein. Um als Gemeindevorstand seinen Leuten beizustehen. Horowitz saß aber wie abertausende in Israel fest, bekam keinen Flug. Aufgrund der schlimmen Lage flogen die meisten Airlines Tel Aviv gar nicht erst an. Am heutigen Donnerstag wird Oded Horowitz endlich zurückerwartet.

Kontakt in die Düsseldorfer Heimat gab es bis dahin nur übers Telefon. Oded Horowitz musste sich von Gemeindemitgliedern wie Valentin Agadzanov berichten lassen, wie zuletzt die Wache der Feuerwehr in Flingern mit antisemitischen Parolen beschmiert wurde. Angst hat Valentin Agadzanov trotzdem keine. Weil aus Angst nämlich schnell Hass wird. „Und der Hass darf nicht siegen“, sagt Valentin Agadzanov.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass der Krieg, der in Israel ausgebrochen ist, auf unsere Düsseldorfer Heimat übertragen wird. Ich bin Jude, mein bester Freund ist Christ, mein anderer bester Freund Moslem. Wir werden nie zulassen, dass einige Verbrecher unter dem Deckmantel der Religion einen Keil zwischen uns treiben.“ Aus diesem Grund hat der Düsseldorfer auch den Toleranzwagen ins Leben gerufen, der auf dem Rosenmontagszug für Völkerverständigung wirbt.

Als Psychiater weiß Valentin Agadzanov allerdings auch, welchen seelischen Schaden der Krieg in Israel bei den Betroffenen in Düsseldorf verursacht: „Viele Menschen sind traumatisiert. Sie haben in Israel Verwandtschaft verloren. Aber ich sehe zum Glück keinen Hass in ihren Augen. Düsseldorf ist unsere Heimat. Und in unserer Heimat soll Frieden herrschen.“