Kontroverser Fall in DüsseldorfKnast wegen Schwarzfahrens – jetzt gibt es doch die Wende

Fiftyfifty-Verkäuferinnen und -Verkäufer protestieren vor dem NRW-Justizministerium in Düsseldorf.

Gisa März ist wieder auf freiem Fuß. Das Foto zeigt die Proteste vor dem NRW-Justizministerium in Düsseldorf am 29. November 2022.

Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen: Nachdem die Düsseldorferin Gisa März wegen Schwarzfahrens in den Knast gesteckt wurde, gibt es mit reichlich Verspätung nun doch noch die Wende.

von Colja Schliewa  (cos)

116 lange Tage brummte Gisa März in der JVA Willich – weil sie beim Schwarzfahren in der Bahn erwischt wurde (EXPRESS.de berichtete). Nun ist Gisa wieder auf freiem Fuß.

Am Donnerstag (2. Februar 2023) durfte die „fiftyfifty“-Verkäuferin das Gefängnis verlassen. Draußen wurde sie von zahlreichen Freunden und Freundinnen sowie Kollegen und Kolleginnen gebührend empfangen.

Düsseldorf: Gisa März wieder auf freiem Fuß

Am Ende hatte die Justiz dann wenigstens teilweise ein Einsehen. Nach dem Gisa zwei Drittel der eigentlichen Strafe abgebrummt hatte, ließ man die Düsseldorferin jetzt gehen. Vor den Toren der JVA Willich wartete Sozialarbeiter Oliver Ongaro mit weiteren Freunden auf die 56-Jährige. Nacheinander schlossen sie Gisa März endlich wieder in ihre Arme.

Gisa März hat den größten Rückschlag ihres Lebens hinter sich gebracht. Nachdem die ehemalige Obdachlose ihre Drogensucht hinter sich gebracht hatte, kam sie endlich weg von der Straße. Eine kleine Wohnung in Benrath, für sich und ihren treuen Hund „Balu“. Tagsüber arbeitete die Düsseldorferin in der Stadt als Verkäuferin der Obdachlosenzeitung „fiftyfifty“. Von dem kleinen Verdienst und der Stütze konnte sie sich trotzdem nicht viel leisten. Auch nicht die Tickets bei der Rheinbahn.

Nachdem sie ein paar Mal beim Schwarzfahren erwischt wurde, als sie fürs Methadon-Programm zum Arzt fuhr, steckte man Gisa tatsächlich aufgrund eines längst veralteten Paragrafen in den Knast. Dort saß sie nun mit gewöhnlichen Verbrechern. Und hatte Angst, nach der Haftstraße wieder auf der Straße zu landen.

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Nun konnte Gisa aufatmen. Der Knast ist vorüber und alles ist noch da. Ihre Freunde kümmerten sich darum, dass die kleine Wohnung weiterbezahlt wurde. „Balu“ kam während der Haft bei Verwandten unter. Oliver Ongaro brachte Gisa nun persönlich nach Hause. „Sie hat sich wohl noch nie so sehr zu Hause gefühlt“, sagte der Sozialarbeiter.

„Jetzt wartet sie nur noch auf „Balu“. Ihn kann sie am Wochenende wieder in die Arme schließen.“ Abhaken will Gisa März, deren Fall bundesweit für Aufsehen sorgte, das Ganze aber noch nicht. Sie will für die Abschaffung von §265a kämpfen, der Beförderungserschleichung immer noch als Straftat, nicht als Ordnungswidrigkeit wertet.