Prozess„Pate von Gerresheim“ soll 12.000 Euro Miete für Hanf-Bunker kassiert haben
Düsseldorf – In Gerresheim nennen sie ihn hinter vorgehaltener Hand „Pate von Gerresheim“. Und das Gebiet um den Hochbunker „Little-Italy“. Am Donnerstag saß Geschäftsmann Leonardo L. (78) mit einem weiteren Mann auf der Anklagebank. Er soll gewusst haben, dass seine Mieter dort Hasch anbauten und Sklaven dafür hielten.
Eigentlich galt die Razzia im „Gerresheimer Bunker“ der Rocker-Bande Hells Angels. Doch dann fanden die Beamten auf den zwei oberen Etage eine professionelle Haschplantage. Mit 32.000 Cannabis-Pflanzen, 160 Kilo erntereifer Drogen und 60 Kilo verkaufsfertigem Rauschgift im Wert von mehreren Millionen Euro. Die fensterlosen Räume waren auf 30 Grad Celsius aufgeheizt.
Vietnamesen eingesperrt wie Sklaven
In einem kleinen Raum entdeckten die Beamten vier Vietnamesen. Alle hockten eingeschüchtert in einer Ecke. Sie waren aus ihrer Heimat nach Düsseldorf gelockt worden. Hier kümmerten sie sich um die Pflege der Plantage. Eingesperrt wie Sklaven. „Wir durften das Haus nicht verlassen. Nicht telefonieren“, meinte eine der Erntehelferinnen vor Gericht.
Than T. (29) soll die Plantage geleitet haben. Und Leonardo L. war der Vermieter. Laut Anklage soll er monatlich 12.000 Euro kassiert haben. Seine Aufgabe, so die Staatsanwaltschaft: Er soll eine extra starke Stromleitung verlegt und die Sklaven mit Lebensmitteln versorgt haben. Die Erntehelfer hatten ihn später wiedererkannt.
Leonardo L. beteuerte seine Unschuld
Doch im Vorfeld des Prozesses hatte Leonardo L. seine Unschuld beteuert. Die Vietnamesen hätten die Räume als Möbellager angemietet. Nur 300 Euro Miete pro Monat habe er kassiert.
Als die Razzia vorbei war, entrüstete er sich über die Vorgänge in seinem Haus. In einem Interview verkündete er damals: „Wir hatten keine Ahnung. Sonst hätten wir sie rausgeschmissen.“Gestern im Prozess schwiegen beide Angeklagte. Das Verfahren wird fortgesetzt.