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Er sammelt Wimpel und GeschichtenDas ist Düsseldorfs größter Fußball-Romantiker
Düsseldorf – Die Bundesligisten, die ihm gerade am meisten imponieren? „Eintracht Frankfurt. Die bauen gerade 7000 neue Stehplätze. Und der SC Freiburg. Die halten das mit ihrer Gehaltsobergrenze gut durch und entziehen sich dem Wahnsinn. Da ziehe ich alle Hüte vor.“
Michael Zylka (66), gelernter Betriebswirt, früherer Gesellschafter des „Reviersport“, Schalker aus Leidenschaft mit 50 Jahren Dauerkarte und Mitglied im Wahlausschuss des Traditionsvereines, Düsseldorfer aus Lust.
Heute ist er der größte Fußball-Romantiker der Stadt. Mit der größten Wimpelsammlung.
1962 kauft sich Zylka, damals noch Schüler in Gevelsberg und Jugendspieler beim dortigen VfL, seinen ersten. „Von Schalke, meinem Lieblingsverein. Hat 2 Mark gekostet, und ich bekam nur 1,50 Taschengeld. Mein Vater war stocksauer.“
Doch Michael sammelt immer weiter. 1965 schon holt er den Wimpel der Bayern. Die sind deswegen bei ihm nur zweimal Meister (inzwischen 27-mal). Gladbach kommt auch an die Wand? „Als Pokalmeister 1960“, Zylka lacht.
Manche Vereine gibt's nicht mehr
BFC Germania Berlin, 1888 der erste deutsche Fußballclub. Der VfR Kaiserslautern, wo mal Fritz und Ottmar Walter spielten. SV Alsenborn, der – erster Fußballskandal des DFB – für die neue Bundesliga trotz sportlicher Qualifikation dem 1. FC Saarbrücken weichen musste.
Der SC Jülich, der dreimal Amateurmeister wurde. TuS Schloss-Neuhaus, STV Horst-Emscher, Wacker München, Wismut Aue. Manche früheren Topvereine gibt’s nicht mehr, manche sind jetzt Kreisligisten.
Geschichten zu jedem Verein
In Zylkas Büro sind 507 Vereine mit Wimpeln vertreten. „Alle Vereine, die jemals in der ersten und Zweiten Liga gespielt haben. Weil der 1. FC Köln erster Bundesligameister war, steht er in meiner ewigen Tabelle vorn.“
Dazu auch alle Deutschen Meister der Vor-Bundesligazeit, weswegen auch Rapid Wien (Meister 1941) dabei ist. Zu allen Vereinen kennt Zylka Geschichte und Geschichtchen. Viele Vereine gibt’s nicht mehr.
Symbole des Fußballs
„Umso schwerer wird es, die Wimpel zu bekommen.“ Nur wenige Wimpel hat er nicht. „Ich suche den vom SV Niederlahnstein, der in der Regionalliga Südwest mal 0:16 gegen den FCK verloren hat. Und den der Duisburger Spielvereinigung.“
Doch warum ausgerechnet Wimpel? Sie sind Symbole des Fußballs, den Zylka so liebt. Platzwahl, Wimpeltausch, schönes Spiel, Schulterklopfen „Der moderne Fußball, die Show, der ganze Kommerz kotzen mich oft nur noch an. In Barcelona im Stadion sieht man doch das Spiel nur noch mit dem Fernglas.“
1466-mal Schalke live gesehen
Red Bull Leipzig, die ja offiziell „Rasenballsport Leipzig“ heißen, ist auch vertreten. Zylka: „Ich finde das gut, dass die jetzt in der Champions League sind. Der Verein führt uns allen gut vor Augen, was passiert, wenn es nur noch um das Geschäft geht und man kaum Mitglieder hat, nur Kunden.“
1466-mal, auch das hat Zylka notiert, hat er Schalke 04 live gesehen. Insgesamt über 2200 Spiele. Und das letzte? „War super. Ein 4:6 in der Landesliga beim Rather SV, mein Düsseldorfer Lieblingsclub, gegen den 1. FC Viersen.
„Ich bin Romantiker”
Richtig gute Fußballer, nur nicht so schnell wie Champions League.“ Doch was ist mit Schalke? Zylka war hier sogar mal drei Tage Präsident. „Dazu sage ich aber nichts, aus Respekt dem Verein und seinen großartigen Fans gegenüber.“
Brennt das blauweiße Feuer noch? Logisch. „Ich hatte gehofft, dass ich noch einmal eine Meisterschaft erlebe. Momentan sieht’s zwar wegen Entwicklungen wie Leipzig nicht so gut aus. Aber ich bin Romantiker. Und da hofft man ja immer …“