Düsseldorf: Prozesse-Dieter ist totSein jüngerer Bruder springt jetzt für ihn ein
Düsseldorf – Jahrzehnte lang nervte Prozesse-Dieter die Justiz. Über 438 Klagen reichte er ein. Und wenn er sich nicht durchsetzen konnte, beleidigte er Richter, Staatsanwälte und städtische Angestellte.
Jetzt ist er tot. Doch es gibt ja noch seinen jüngeren Bruder und der scheint die Familien-Tradition fortzusetzten.
Prozesse-Dieter aus Ratingen: Beleidigungen als Familien-Tradition
Prozesse-Dieter war schon ein Original. Der intelligente Rentner lieferte sich einen Privatkrieg mit Behörden und Justiz. Am Ende landete er wegen etlicher Beleidigungen im Knast.
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Noch als 80-Jähriger musste er ein Jahr absitzen. Doch dann kam er doch noch in seiner kleinen Wohnung in Ratingen unter. Eine Nachbarin versorgte den kranken Mann dort mit Essen.
Doch eines Nachmittags fand sie ihn tot in seiner Wohnung. Er wurde in Ratingen beerdigt.
Sein jüngerer Bruder Günther hatte wenig Kontakt zu ihm. Er verfolgte die Aufregung um Prozesse-Dieter in den Medien. Aber die Verwandtschaft lässt sich nicht leugnen...
Bruder von Prozesse-Dieter: Nachbarin „fettes Schwein" genannt
Auch er ist wegen Beleidigung drei Mal vor bestraft. Am Mittwoch ging es um Streitigkeiten in der alten Nachbarschaft. Er beleidigte seine Nachbarin als „fettes Schwein“ und soll deren Ehemann geschlagen haben. „Das war Notwehr“, so sein Zwischenruf.
Als ihm die Sozialhilfe gekürzt wurde, schrieb er einen bösen Brief. „Das ist eine Schweinerei und Scheiße hoch zehn“, stand dort. Außerdem bezeichnete er die Sachbearbeiterin als „Versagerin“.
Bruder von Prozesse-Dieter: Bewährungsstrafe vom Düsseldorfer Amtsgericht
In der ersten Instanz verurteilte ihn das Gericht zu sechs Monaten Bewährungsstrafe. Doch sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft gingen in Berufung.
Günther M. wollte den Freispruch und die Staatsanwaltschaft ihn in den Knast schicken. Wie seinen Bruder.
Doch da zeigte sich im Prozess der Unterschied zwischen den Brüdern. Während Prozesse-Dieter in seinen Verhandlungen immer wüst alle beschimpfte, zeigte sich Günther einsichtig.
Vor Düsseldorfer Gericht: Bruder einsichtiger als Prozesse-Dieter
Man bot ihm eine Geldstrafe an, wenn er seine Berufung auf die Strafhöhe beschränkt. Nach Gesprächen mit seinem Anwalt gab er nach.
Der Verteidiger, der auch schon Prozesse-Dieter vertrat, meinte nur: „Mit ihm kann man wenigstens reden. Das war mit seinem Bruder nicht möglich.“
Und so wurde Günther M. zu 800 Euro Geldstrafe verurteilt. Weil seine magere Rente von Vater Staat aufgestockt wird, kann er die Strafe in monatlichen Raten abstottern.