Spektakulärer FreispruchRichter Drees entschuldigt sich bei Angeklagtem
Düsseldorf – Dreieinhalb Monate saß Martin P. (36) in Untersuchungshaft. Er soll einen Arbeitskollegen erschlagen haben.
Jetzt stellt sich heraus: Er ist unschuldig. Deshalb sprach Richter Rainer Drees ihn frei. Und er entschuldigte sich beim Angeklagten.
Nach dem Freispruch brach der Tscheche in Tränen aus. Jetzt ist er endlich frei.
Streit um Lärm
Martin P. (36) und sein Landsmann Zdenek T. (44) kamen nach Deutschland, um am Düsseldorfer Flughafen in der Gepäckabfertigung zu arbeiten.
Kurz nach Weihnachten gab es Streit um Lärm. Es wurde gefeiert. Aber – so P. im Prozess: „Ich war gar nicht dabei.“ Trotzdem war sein Zimmernachbar sauer auf ihn.
Als Martin P. am nächsten Abend mit einem Kumpel in der Wohnung Alkohol trank, kam die Wut des Familienvaters wieder hoch. Martin P.: „Er schlug mich. Ich wollte keine Prügelei.“ Als Zdenek T. erneut zuschlagen wollte, gab ihm Martin P. eine Kopfnuss. Beide gingen zu Boden. Wieder startete Zdenek T. einen Angriff und erneut bekam er eine Kopfnuss.
Rechtsmediziner hinzugezogen
Am späten Abend starb er an Hirnblutungen. Für die Ermittler war das Körperverletzung mit Todesfolge. Doch das Gutachten der Düsseldorfer Gerichtsmedizinerin genügte dem Gericht nicht.
Man zog einen Kölner Rechtsmediziner hinzu. Und der stellte fest: Nicht die Kopfnuss hatte die Verletzungen verursacht. Sondern der Sturz zuvor.
Entschädigung für Martin P.
Martin P. kam nicht nur frei, sondern wird jetzt auch eine Entschädigung für die erlittene Untersuchungshaft erhalten.
Seine Anwältin Tanja Kretzschmar: „Ich bin froh, dass die Kammer einen zweiten Gutachter eingeschaltet hat.“
Und warum entschuldigte sich der Richter? Drees: „Einer muss es ja tun.“
(exfo)