Düsseldorfer HochschullehrerVom Schlosser zum Doktor und mit 76 Jahren voll digital
Düsseldorf – Mit 14 Jahren machte er eine Schlosserlehre – die sein Leben prägte: „Ich hab auch heute noch meine Werkstatt im Keller“, schwärmt Dr. Albert Wunsch.
Doch in der anschließenden Gesellenzeit dachte er sich immer wieder, dass das Leben noch mehr Facetten habe – und so holte er auf dem zweiten Bildungsweg seine Fachhochschulreife nach.
Heute ist er Kunst- und Werklehrer, Sozial- und Diplom-Pädagoge, Psychologe, promovierter Erziehungswissenschaftler und Dozent an der renommierten privaten Hochschule FOM in Düsseldorf und Neuss.
Dr. Wunsch: Digitaler Unterricht ließ ihn anfangs verzweifeln
Während er in jungen Jahren Türen in Universitäten reparierte, geht er dort heute ein und aus, um Wissen weiterzugeben. „Nur wer sich bewegt, kann etwas bewegen“, lautet das Motto von Dr. Albert Wunsch.
Und so ist auch die momentane durch die Corona-Pandemie bedingte, digitale Lehrumstellung kein Problem für ihn. „Auch wenn ich anfangs schon ab und zu kurz vor der Verzweiflung stand“, gesteht der 76-Jährige.
Längst schätzt der Dozent die Videocalls: „Es ist doch viel kommunikativer, die Reaktionen, Gestik und Mimik seines Gegenübers während eines Gesprächs zu sehen."
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Über viele Jahre leitete Dr. Albert Wunsch das Katholische Jugendamt in Neuss, lehrte später an der Katholischen Hochschule in Köln und hatte über 25 Jahre Lehraufträge an der FH- und Uni-Düsseldorf.
Seit 2013 doziert er nun an der FOM in Neuss und Düsseldorf, unter anderem in den Modulen Ethik, Konflikt-Management, Einführung in die Psychologie und Kommunikation/Interaktion. Darüber hinaus arbeitet er in seiner eigenen Praxis als Paar-, Erziehungs- und Konfliktberater sowie als Supervisor und Coach und gehört zum Team der Personalberatung Fischer HRM in Düsseldorf.
Düsseldorfer Dozent Dr. Wunsch: Stillstand gibt's nicht
Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich in verschiedenen Feldern der Jugendhilfe und Erwachsenenbildung sowie kirchlich-sozialen Initiativen.Stillstand gibt´s nicht!
„Es gibt kaum etwas Schöneres, als zu sehen, wie ein Mensch über sich hinauswächst“, so Wunsch. Das sei auch einer der Gründe, weshalb er noch immer so gerne an der FOM doziere – wo berufsbegleitend Studierende genau das tun. „Auch in mir haben Menschen glücklicherweise immer weitere Potentiale gesehen, trauten mir mehr zu. Herr Wunsch, wollen Sie nicht promovieren? Herr Wunsch, wollen Sie nicht bei uns lehren? Die Menschen kamen meist auf mich zu und so haben sich immer neue Dinge für mich ergeben. Auch wenn ich mir manches kaum zugetraut hätte, ergriff ich die Chance dieser Angebote.“
Düsseldorfer Dozent Dr. Wunsch arbeitete sich in digitale Welt ein
Und auch jetzt hat sich wieder Neues für Dr. Wunsch ergeben, denn die Vorlesungen an der FOM finden nun aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend online statt.
„Ich habe an einer Online-Sitzung teilgenommen und konnte mich schnell damit anfreunden. Anschließend habe ich mir die entsprechende App heruntergeladen und saß dann einen ganzen Samstag von morgens bis abends am Schreibtisch, um alles einzurichten. Am Ende war ich fix und fertig“, sagt der Dozent lachend.
Seine erste Sitzung fand schließlich am folgenden Montag statt – mit zehn Studierenden. „Es hat tatsächlich gut geklappt, fast so interaktiv, wie meine Präsenz-Lehrveranstaltungen.“ Auch in den nächsten Vorlesungen mit wesentlich mehr Studierenden lief alles nach Plan.
„Zwischendurch war schon mal kurz die Verbindung weg – aber da hat man ja keinen Einfluss drauf“, so der 76-Jährige. Und das Feedback seiner Studierenden sei rundum positiv: „Eine meiner Studentinnen sagte letzte Woche: `Herr Wunsch, das war fast so lebendig, wie wenn Sie vorne im Hörsaal stehen.`“
Düsseldorfer Hochschuldozent: Räumliche Nähe fehlt ihm schon
Es habe sich ein gewisses „Feeling“ entwickelt, durch das alle näher zusammenrücken. „Drei Studentinnen haben letztens gemeinsam eine Präsentation gehalten – gemeinsam, jede vom eigenen Schreibtisch aus. Sie haben sich abgewechselt und miteinander präsentiert – das war wirklich beeindruckend. Durch diese Notsituation ist ein Gefühl füreinander entstanden!“
Doch was ihm momentan dennoch fehle, sei die räumliche Nähe. „Wenn ich in den Hörsaal komme, spüre ich, ob manch einer vielleicht mal nur gelangweilt rumhängt oder interessiert ist. Das nutze ich für mein Agieren, um die Studierenden aus der Reserve zu locken und zu motivieren.“
„Der Mensch ist analog. Ich bin analog! Natürlich gibt es auch digitale Vorzüge und die Technik kann mittlerweile Vieles ausgleichen – aber das Herz, Emotionen und das Gespür werden immer analog bleiben“, so Wunsch.
Der Vater von zwei erwachsenen Söhnen und Großvater dreier Enkeltöchter löste unter anderem durch zahlreiche Fach-Publikationen ein starkes Medienecho aus, die ihn im deutschen Sprachbereich sehr bekannt machten.
„Die Verwöhnungsfalle“ ist mittlerweile auch in Korea und China erschienen, „Boxenstopp für Paare“ oder „Mit mehr Selbst zum stabilen ICH! – Resilienz als Basis der Persönlichkeit“ sind nur einige weitere Beispiele. „Erst während meiner verschiedenen Studiengänge bin ich zu einem `Lesemenschen` geworden, denn in meiner Jugendzeit hatte ich ganz wenige Bücher gelesen“, verrät der Autor.
Dr. Albert Wunsch: Ausgezeichnet mit Verdienstkreuz am Bande
Für Dr. Wunsch ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben – das zeigt sich auch an seinem abwechslungsreichen, spannenden Leben. Gemeinsam mit seiner Frau Margret gründete er vor etlichen Jahren beispielsweise die Malaika-Stiftung für Bildungsprojekte in Nigeria.
Für sein vielfältiges soziales Engagement hat er sogar das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen – „Prof. Dr. Burghard Hermeier, Rektor der FOM, gehörte auch zu den Gratulanten“, erinnert sich Dr. Albert Wunsch. (nari)